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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Fisch zubereitete, und bewegte mich lautlos durch die Eingangshalle zurück nach draußen in den kalten, nebeligen Morgen. Nachdem ich das Fahrrad aus dem Gras aufgehoben hatte, setzte ich mich auf den nassen Sattel und fuhr zwischen den immergrünen Eichen davon.

35. Kapitel
     
    Auf dem Weg zurück zum Harper Castle fing es an zu regnen – ein metallisches, eisiges Nieseln, das durch und durch ging. Ich fuhr bis auf den Parkplatz, warf das Fahrrad hin und schloss den Kofferraum des Audi auf. Ich öffnete den Koffer, der Orsons Tagebücher enthielt, und während ich zitternd im Dauerregen stand, fand ich schließlich die Passage, die sich seit sechs Tagen, beziehungsweise seit ich sie zum ersten Mal in Lander, Wyoming, in Brawleys Lagerhaus gelesen hatte, in meinem Unterbewusstsein eingefressen hatte.
    Als ich Orsons Tagebucheintrag durchgelesen hatte, brannte ich vor Erleichterung und Angst.
    Ich spürte es in den Knochen.
    Ich hatte Luther Kite gefunden.
     
    Wyoming: 4. Juli 1993
    Unabhängigkeitstag. Luther und ich fuhren an diesem Abend runter nach Rock Springs, um in der Bar The Spigot ein paar Bier zu trinken. Haben diesen Jungen namens Henry getroffen, etwa in Luthers Alter. Haben ein paar Krüge mit ihm geleert. Hat erzählt, er arbeitet den Sommer über auf einer Farm in der Nähe von Pinedale. Hat es »bis zum Hals stehn«, wie sie hier oben sagen. Als er sich auf der Toilette übergeben musste, hat Luther gefragt, ob wir ihn mit nach Hause nehmen können. Ist das nicht niedlich? Er betrachtet die Hütte als Zuhause.
    Nun, es ist jetzt zwei Uhr morgens und Henry ist in der Scheune und wird wieder nüchtern, um die zweifellos schlimmste, längste und letzte Nacht seines kurzen Lebens zu erleben.
    Luther zieht sich gerade die Arbeitsklamotten an und ich sitze hier draußen auf der Veranda, über die der Mond so groß und hell scheint, dass ich genug Licht für mein Tagebuch habe.
    Heute Abend auf der Rückfahrt zur Hütte hat mich Luther für ein paar Wochen nach Ocracoke eingeladen, um dort mit ihm die Weihnachtsferien zu verbringen. Möchte, dass ich seine Leute kennen lerne. Hat erzählt, dass sie diese Hütte auf einer abgelegenen Insel hätten und dass sie geradezu perfekt für die Verabreichung von Schmerzen sei.
    Ja, er nennt es Verabreichung von Schmerzen. Ich weiß nicht…
    Jetzt geht er gerade zur Scheune. Da es Luthers letzte Nacht in Wyoming ist, hat er mich gebeten, Henry ganz für sich allein zu haben. Wenn du willst, habe ich gesagt.
    Dabei hätte ich an dem da sicherlich auch gute Arbeit geleistet.
     
    Durchnässt und zitternd fuhr ich mit dem Fahrrad zum Gemeindehaus am Silver Lake Harbor und ging zu der Hütte am Ende des Stegs.
    Die Tür war geschlossen, aber ich konnte den gleichmäßigen Ton des Wetterberichts durch die Wand hören. Auf einem Schild über der Tür stand: TATUM BOOTSTOUREN.
    Ich klopfte und wartete.
    Auf der anderen Seite der Bucht konnte ich im Nebel eine Viertelmeile entfernt die lächerliche Fassade des Harper Castle und den Ocracoke-Leuchtturm erkennen.
    Schließlich ging die Tür auf und ein weißbärtiger alter Seemann schaute auf mich herab. Er lächelte und sagte im Carolina-Küstendialekt: »Na, Sie sind vielleicht ein Anblick! «
    »Charlie Tatum?«, fragte ich.
    »Schon mein ganzes Leben.«
    »Mr Tatum, ich würde gerne wissen, ob Sie mich heute Nachmittag rüber nach Portsmouth bringen könnten.«
    Als er lachte, konnte ich jede einzelne seiner Amalgamfüllungen sehen.
    »An einem herrlichen Tag wie diesem?«
    Er nickte zur grauen, leeren Bucht hin, über der sich eisiger Regen zusammenzog.
    »Nun ja, ich weiß, dass es nicht gerade ideale Bedingungen sind, aber – «
    »Wahrscheinlich fahre ich übermorgen das nächste Mal raus. Abgesehen davon wollen Sie doch bei einem solchen Wetter nicht nach Portsmouth, oder? Der Regen soll noch ein paar Stunden anhalten, bis das Tief die Küste passiert hat. Hab gerade den Wetterbericht gehört, als Sie geklopft haben.«
    »Mr Tatum, ich muss heute Nachmittag nach Portsmouth.«
    »Es wird Samstag immer noch da sein.«
    Aber Beth Lancing vielleicht nicht mehr.
    »Ja, aber – «
    »Schauen Sie, mal ganz abgesehen vom Regen, bis drei Uhr heute Nachmittag wird sich der Wind gedreht haben und mit dreißig Knoten über den Sund fegen. Das heißt, mindestens ein Meter hohe Wellen. Ist dann nicht sicher in dem Boot.« Er zeigte auf ein neun Meter langes Inseltaxi, das an dem langsam verrottenden Steg vertaut war. »Sie

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