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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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wollen dann ganz bestimmt nicht mit dem da draußen sein, so viel ist mal sicher.«
    »Mr Tatum – «
    »Charlie.«
    »Charlie. Was nehmen Sie für eine Bootsfahrt nach Portsmouth?«
    »Zwanzig Dollar pro Person.«
    »Ich gebe Ihnen zweihundert, wenn Sie mich heute Nachmittag dahin bringen.«
    Er starrte mich an und blinzelte.
    »Kann ich nicht machen«, sagte er, doch das Zögern in seiner Stimme überzeugte mich, dass er einen Preis hatte.
    »Fünfhundert Dollar.«
    Er grinste.
    »Siebenhundertfünfzig.«
    Er lachte.
    »In Ordnung«, meinte er, »aber wenn es Ihnen egal ist, würde ich gerne so schnell wie möglich da rüberfahren. Bevor der Wind dreht.«
    Ich wischte das Kondenswasser von meiner Uhr.
    »Es ist jetzt ein Uhr. Ich werde in zwei Stunden zurück sein«, sagte ich.
    Als ich den Steg zurückging, bemerkte ich, dass mir im Wasser etwas folgte – ein brauner, wackeliger Pelikan mit einem herunterhängenden Flügel. Er beobachtete mich mit kleinen schwarzen Augen, und ich überlegte, ob er wohl noch an seine alten Tage in der Luft dachte, ob er das Fliegen vermisste oder es als Traum abgeschrieben hatte.

36. Kapitel
     
    Zurück in der Pension, nahm ich eine Dusche und verließ das dampfende Badezimmer erst, nachdem ich mir die Kälte gründlich aus den Knochen getrieben hatte. Als ich auf der Bettkante sitzend die Schnürsenkel meiner nassen Turnschuhe zuband, dämmerte mir, dass ich völlig unvorbereitet für einen Ausflug nach Portsmouth war.
    Ich wusste nichts über die Insel, war für dieses raue Novemberwetter unzureichend bekleidet und jagte einem Verrückten nach, ohne irgendeine Waffe zu besitzen (mein Alter Ego Vincent Carmichael besaß keinen Waffenschein, daher wäre es zu riskant gewesen, meine Glock, auch wenn ich sie vorher zerlegt hätte, mit in mein Fluggepäck zu schmuggeln).
    Ich lief nach unten, durchquerte die Lobby und betrat über den Hinterausgang den matschigen Parkplatz. Dem Reiseführer zufolge gab es im Norden der Ortschaft am Highway 12 ein Geschäft für Camping- und Angelausrüstung, wo ich alles Nötige bekommen würde.
     
    Drei Minuten später fuhr ich auf den Parkplatz von Bubbas Camping- und Angelladen. Knapp hundert Meter weiter den Highway entlang hörte die Ortschaft abrupt auf, und als ich durch die verregnete Scheibe starrte, konnte ich sehen, dass der Highway schnurgerade immer weiter führte und die letzten dreizehn Meilen von Ocracoke nur von dem Sund, den Dünen und dem Meer begleitet wurden.
    Der Laden war so voll gestellt, dass man gar nicht wusste, wohin man zuerst blicken sollte. Von der Decke hingen drei Kajaks, ein blauer Speerfisch und ein rotes Kanu. Die hintere Wand war zugestellt mit Angelruten. Unter der Glasscheibe der Kassentheke leuchteten Angelrollen. Ich bemerkte, dass es separate Gänge für Angelgeräte und Gummistiefel gab.
    An der Wand über der Kasse hing ein T-Shirt mit der Aufschrift:
     
    Hab den ganzen Tag auf Ocracoke geangelt
    und nur einen Köder erwischt
     
    Ein beleibter junger Mann erschien hinter der Theke und fragte, ob er mir helfen könne. Er trug Tarnkleidung, seine Unterlippe war vom Tabak geschwollen, seine Augen spiegelten ländliches Misstrauen wider und er roch nach Kautabak.
    »Sind Sie Bubba?«, fragte ich.
    »Ich bin Bubbas Aushilfe. Mein Name ist Brian.«
    Ich erzählte Brian, dass ich heute Nachmittag nach Portsmouth wollte, vielleicht sogar die Nacht dort verbringen würde und daher alles kaufen wollte, was verhindern könnte, dass ich mir bei diesem eisigen Regen den Arsch abfrieren würde.
    »Sie wollen bei Nordostwind nach Portsmouth?«, hakte er nach. »Wen haben Sie denn dazu überreden können?«
    »Zeigen Sie mir einfach Ihre Campingausrüstung, in Ordnung?«
    Vierzig Minuten später stand ich an der Kasse, in die Brian ein ganzes Sortiment an Campingausrüstung eintippte. Er hatte mich zu dem Regenschutz von Moonstone überredet, zu einem Dreijahreszeitenzweimannzelt von Sierra Design, zu einem bis 0°C geeigneten Marmot-Schlafsack, zu Nalgene-Wasserflaschen, zu einem Whisper-Lite-Kocher, MSR-Kartuschen, zu einem Wasserfilter, zu Flieshose und -jacke von Patagonia, zu Asolo-Stiefeln und, als i-Tüpfelchen, zu einem 110-Liter-Treckingrucksack von Osprey, um nur die wichtigsten Artikel zu nennen.
    »Verkaufen Sie irgendwelche Karten von Portsmouth?«, fragte ich, als er gerade meine Kreditkarte durch das Lesegerät zog und sie mir wieder zurückgab. Er langte unter die Theke und legte eine Karte auf die

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