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Boardwalk Empire

Boardwalk Empire

Titel: Boardwalk Empire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Johnson
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erschöpft, manche sagen an einem Nervenzusammenbruch. Das System hatte ihn besiegt.
    Farleys Engagement als Rechtsberater für einen gewissen George Goodman mag nur eine historische Fußnote sein, aber sie ist beispielhaft für den Übergang von Nucky zu Farley. Während Taggart seine Razzien befahl, leistete Farley still und heimlich diversen Glücksspielbetreibern Rechtsbeistand. Goodman war der Inhaber einer Informationsstelle für Pferdewetten. Er verfügte über eine eigene Telefonverbindung zwischen seinem Büro und 23 Außenstellen. 1940 unterrichtete die Telefongesellschaft New Jersey Bell Goodman darüber, dass sie plante, seine Leitungen zu kappen. Die Gesellschaft hatte Angst, wegen Beihilfe zu illegalen Geschäften belangt zu werden. Farley vermittelte in der Angelegenheit und traf sich mit Frankland Briggs, dem Justiziar von Bell. Briggs sagte später vor Gericht Folgendes aus:
    Farley erzählte mir, dass Goodman durchaus zugab, im Rubbellosgeschäft zu sein, aber dass er weder ein Buchmacher noch ein Spieler war, sondern lediglich eine Informationsstelle betrieb. Mr. Farley argumentierte, dass sein Klient nur Informationen vermittelte, die so auch von den Zeitungen und den Radiostationen verbreitet wurden, und die machten sich dadurch ja ebenso wenig strafbar. 79
    Farley konnte Goodmans Vertrag zwar kurzfristig verlängern, aber am Ende setzte sich die Telefongesellschaft durch. Durch die juristische Vertretung von Goodman verschaffte sich Farley jedoch den notwendigen Respekt der Unterwelt. Viel mehr aber sehnte er sich nach der Anerkennung aus New Jerseys Hauptstadt Trenton.
    Seine Jahre im Parlament und seine Wahl in den Senat von New Jersey hatten seine Parteifreunde beeindruckt. Hap Farley war in der großen Politik angekommen und die hervorragenden Wahlergebnisse aus Atlantic City brachten ihm die landesweite Hochachtung der Partei ein. In seiner neuen Doppelfunktion als Boss und Senator pflegte er regelmäßigen Kontakt mit den wichtigen Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. Zu dieser Zeit war South Jersey durch und durch republikanisch, allen voran Atlantic County, und es dauerte nicht lange, bis Hap zum Sprecher der sieben Senatoren von Süd-Jersey ernannt wurde.
    Farley war mit Leidenschaft Senator. Er beobachtete seine zwanzig Mitsenatoren sehr genau und fand heraus, welche Anliegen ihnen besonders am Herzen lagen. Sein Verhältnis zu seinen Kollegen war »tadellos, höflich, warmherzig und in jeder Hinsicht von absoluter Zuverlässigkeit geprägt« 80 , wie Senator Wayne Dumont berichtet, der zwanzig Jahre lang mit Farley zusammenarbeitete: »Er hat jedes Versprechen ernst genommen, auf sein Wort konnte man sich zu hundert Prozent verlassen. Wenn er einem etwas versprach, musste man sich keine Sorgen machten, er hielt immer sein Wort.« Farley erwartete von seinem Gegenüber natürlich dasselbe. »Wenn du dich nicht an eine Vereinbarung gehalten hast, dann war Schluss. Er wollte nichts mehr mit dir zu tun haben.«
    Frank Farley war ein äußerst begabter Politiker: Er erinnerte sich stets an alle vereinbarten Bedingungen, er vermied gegensätzliche Verpflichtungen mit bewundernswertem Geschick und kannte immer sämtliche Details einer Gesetzesinitiative.
    »Er erinnerte sich genau, was er dir per Handschlag versprochen hatte, du konntest dich darauf verlassen. Hap erinnerte sich an jedes einzelne Pferd, das er je verkauft hatte, nichts entging ihm«, erzählt Dumont.
    Farleys Blickwinkel war dennoch begrenzt, denn er interessierte sich ausschließlich für die Angelegenheiten von Atlantic County und Atlantic City. Er unterstützte zwar die Anträge der anderen Senatoren, wenn sie den Interessen seines Bezirks nicht zuwiderliefen, aber er mischte sich ansosten nie in die Angelegenheiten des Bundesstaats ein. Falls einer seiner Kollegen ein Gesetz durchbringen wollte, das ihm missfiel, entzog er ihm nicht die Unterstützung, sondern ließ einen anderen dagegenstimmen.
    Im Gegensatz zu den meisten Politikern, die stets die Wahl zum nächsthöheren Amt im Sinn haben, wollte Farley nicht weiter nach oben kommen. Er hätte ohne Weiteres für den Kongress, das Gouverneursamt oder als US-Senator kandidieren können, entschied sich jedoch dagegen. Ihm war sehr wohl bewusst, dass man der Republikanischen Partei von Atlantic City nachsagte, sie sei eine der korruptesten Organisationen des Bundesstaats, weshalb er vorsichtshalber darauf verzichtete, mehr als die Kontrolle über

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