Boardwalk Empire
des Bezierksausschusses, seinen legitimen Nachfolger, aber die Jackson-Brüder verlangten eine Abstimmung. Dick und Howard wandten sich an ihre Freunde und Geschäftspartner, denen sie über die Jahre hin Gefallen erwiesen hatten, und füllten mit ihnen den Sitzungssaal. Howard gewann mit großem Abstand die Wahl zum Bezirksvorsteher und wurde innerhalb eines Jahres zum Feuerwehrhauptmann ernannt.
Sein Bruder Dick musste noch fünf Jahre auf seinen Durchbruch warten. 1938 zog Howard in den vierten Bezirk um und hinterließ eine freie Stelle als Vorsteher des zweiten Wahlkreises. Dick folgte seinem Bruder ins Amt und blieb dort bis ins Jahr 1941 , als er Hap Farleys Bemühungen um Nuckys Nachfolge unterstützte.
Der Vorstand des zweiten Wahlkreises hieß damals Sam Weekly, und er war gleichzeitig Polizeipräsident. Weekly war Thomas Taggart und Frank Farley gleichermaßen verbunden und zögerte, sich für einen der beiden zu entscheiden, weil er neutral bleiben wollte. Für Farley war das ein Affront. Als er 1941 schrittweise die Kontrolle über die Stadt erlangte, ließ er die Bürger des zweiten Wahlkreises wissen, dass sie sich bei Problemen an Dick Jackson statt an Weekly zu wenden hatten. Noch vor der nächsten Wahl trat Weekly freiwillig ab, um nicht von Jackson blamiert zu werden.
Kurz nach seiner Wahl zum Leiter des zweiten Wahlbezirks wurde Richard Jackson zum Schriftführer der Feuerwehr gewählt. Während seiner ersten Jahre bei der Feuerwehr hatte Jackson seinen Highschool-Abschluss nachgeholt und Kurse in Buchhaltung, Maschinenschreiben und Bilanzwesen absolviert. Damit war er bestens auf seine neue Position vorbereitet, in der er hervorragende Arbeit leistete und vom National Fire Board für sein Registrierungssystem bei Bränden ausgezeichnet wurde.
Als Bezirksleiter und Schriftführer der Feuerwehr besaß er im Machtgefüge der Stadt nun einen gewissen Einfluss, aber er ruhte sich nicht darauf aus:
»Ich rief mir in Erinnerung, dass der Schriftführer-Posten nur durch eine Unterschrift zustande gekommen war und genauso mit einer Unterschrift wieder verschwinden konnte. Ich sicherte meine Stellung, indem ich die Prüfungen zum Hauptmann und Bataillonsführer ablegte und bestand.« 86
Auf Wunsch Farleys blieb Jackson bis 1950 im Amt, bis ihn der Sicherheitschef von Atlantic City, William Cuthbert, zu seinem Stellvertreter ernannte. Cuthbert war bereits etwas wunderlich, und in kürzester Zeit übernahm Jackson seine Aufgaben.
Bei den Kefauver-Anhörungen machte Cuthbert eine denkbar schlechte Figur, und Farley verhinderte seine Wiederwahl. Zu seiner großen Enttäuschung erlaubte die Partei Jackson nicht, sich für Cuthberts Nachfolge oder einen Posten im Stadtrat aufstellen zu lassen. Stattdessen entschied man sich für Tom Wooten, einen Favoriten Boyds, und ernannte ihn zum Sicherheitsdirektor. Jackson blieb nur der Posten als Stellvertreter. Wooten hatte keine Ahnung von seinem neuen Job und verließ sich völlig auf seinen Stellvertreter. Im nächsten Jahr trat Stadtrat Phil Gravatt zurück, und Farley sorgte dafür, dass Jackson seinen Platz einnahm. Jackson wurde nun jeweils 1956 , 1960 , 1964 und 1968 wiedergewählt, mit sich ständig verbessernden Wahlergebnissen. Von 1963 bis 1967 war Jackson der inoffizielle Stellvertreter von Bürgermeister Altman, der nach einem schweren Autounfall Unterstützung benötigte. Nachdem Altman im Jahre 1967 zurücktrat, wurde Jackson Bürgermeister. Jetzt hatte er alle Sprossen der republikanischen Karriereleiter erklommen.
Trotz einer Verurteilung wegen Erpressung im Jahr 1972 als einer der »Atlantic Seven« war Jackson ein durchaus effektiver Bürgermeister. Dass seine Administration korrupt war, minderte sein Ansehen nicht, denn Korruption gehörte in Atlantic City zum Tagesgeschäft. Jackson hatte Pech, dass er gerade im Amt war, als das FBI wieder mal in der Stadt ermittelte.
Im Gefängnis bot man Jackson Straffreiheit an, wenn er gegen Hap Farley aussagte.
»Ich war noch keine Woche im Gefängnis, und wer taucht auf? Dieselben Typen, die gegen mich ermittelt hatten. Sie sagten: Gib uns Farley, dann kannst du sofort nach Hause. Ich hab keine Ahnung, wovon ihr redet, war meine Antwort.« 87
Jackson schwieg und saß die Strafe ab. Nach seiner Entlassung verdiente er sein Geld als Berater für Geschäftsleute, die Beziehungen zum Rathaus suchten. Oder wie Jackson es formuliert: »Es stimmt, was man sagt: Man trifft dieselben Leute auf dem Weg nach
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