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Boardwalk Empire

Boardwalk Empire

Titel: Boardwalk Empire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Johnson
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wirtschaftlichen Ausblick liefern sollte. Es war nicht wichtig, wie die Zahlen im Detail ausfielen, Hauptsache, sie waren positiv, und Weiner konnte sie im Wahlkampf verwenden.
    Die Studie wies aus, dass die Gemeinde im Falle einer Legalisierung des Glücksspiels 844 Millionen Dollar einnehmen würde, die aus Renovierungsaufträgen und neuen Bauvorhaben stammten. Dazu kamen 2 1 000 neue Festanstellungen, 1 9 000 davon in der Baubranche, 400 Millionen Dollar an zusätzlichen Gehältern und 17,7 Millionen aus Kasino-Umsätzen stammende Beiträge für die älteren und behinderten Mitbürger bis zum Jahr 1980. Mit diesen Zahlen konnte Weiner argumentieren: Die Genehmigung des Glücksspiels würde nicht nur die Wiedergeburt von Atlantic City einleiten, sondern auch einen Geldregen auf die Senioren und Behinderten rieseln lassen. Die Kampagne war spätestens jetzt nicht mehr aufzuhalten.
    Im Juli schalteten Weiner und das CRAC noch einen Gang höher. Während die Parteien ihre Präsidentschaftskandidaten nominierten, nahmen die Vertreter Atlantic Citys die Gelegenheit wahr, die Machthabenden in New Jersey zu bezirzen. Das Komitee schickte bestens vorbereitete Delegationen zu den Parteitagen und gab luxuriöse Empfänge für die führenden Politiker des Bundesstaates, gesponsert von Resorts International. Die Botschaft an Republikaner und Demokraten war die gleiche, die Hap Farley über all die Jahre ausgesandt hatte: »Wir brauchen dringend eure Unterstützung, und wenn ihr uns nicht helfen könnt, tut uns zumindest nicht weh.« Ein protokolliertes öffentliches Gespräch zwischen Senatorin Anne Martindell und Pat McGahn zeigt deutlich, wie sich die Kontakte in Trenton bezahlt machten.
    McGahn: Sie hat gesagt, sie hätte ihre letzte Rede gegen die Kasinos gehalten.
    Martindell: Das hab ich so nicht gesagt.
    McGahn: Dann haben Sie eben gesagt, Sie wären ab jetzt zu sehr mit der Kandidatur von Jimmy Carter beschäftigt, um sich weiter dagegen auszusprechen.
    Martindell: Ja genau, das war’s. 107
    Doch nicht nur die Entscheidungsträger wurden vom Komitee umworben. Weiner hatte an der 1974er-Kampagne kritisiert, dass sie zu elitär geführt worden war. Deshalb versammelte er eine Gruppe von hundert Freiwilligen aus jedem Bereich des täglichen Lebens und bildete sie rhetorisch fort. Man stattete sie zudem mit den wichtigsten Statistiken aus, die sie in ihren Gesprächen anwenden sollten, um dieselbe Botschaft wie die Kampagne zu verbreiten. Versammlungen wurden einberufen, damit die betreffenden Mitarbeiter vor ihresgleichen sprechen konnten. Bauarbeiter vor Bauarbeitern, Lehrer vor Lehrern, Ärzte vor Ärzten, Buchhalter vor Buchhaltern und so weiter. Zusätzlich zu diesen Bürgersprechern hatte Weiner in zahlreichen nördlichen Kommunen von New Jersey Wahlkampfzentren einrichten lassen, um die dortige Bevölkerung zu erreichen. Busladungen voller Helfer aus Atlantic City verteilten Broschüren und rekrutierten neue Wähler. Meistens erhielten sie dabei Schützenhilfe von Lokalpolitikern und Parteien, die den Antrag befürworteten. Weiners Truppen marschierten ein.
    Als die Abstimmung näher rückte, zündete Weiner ein mediales Feuerwerk, wie es New Jersey noch nicht gesehen hatte. Von Mitte Oktober bis zum 2. November gab das CRAC mehr als 75 0 000 Dollar für Wahlwerbung aus. Hochglanz-Spots liefen auf allen wichtigen Fernsehkanälen, und man kaufte Sendezeit bei nahezu allen lokalen Radiostationen. Für die letzten zwei Wochen der Kampagne ließ Weiner vierzehn verschiedene Werbespots produzieren und sie auf 1200 Programmplätzen auf den Sendern von New York und Philadelphia (die ganz New Jersey abdeckten) unterbringen. Zur selben Zeit übertrugen siebzig verschiedene lokale Stationen 4500 Radiospots. In einem typischen Spot berichtete eine seriöse Stimme über die Beschwerden einer 72 Jahre alten Frau: »Sie mag alt und alleinstehend sein, aber Sie können ihr helfen, wenn Sie mit ja für die Kasinos in Atlantic City stimmen.« Der Sprecher erklärte dann, wie das Geld aus den Kasino-Umsätzen die Rente der alten Frau und die Budgets der entsprechenden öffentlichen Einrichtungen aufbesserte. Jeder hatte doch eine alte Mutter, eine Großmutter, eine Tante oder einen bedürftigen Nachbarn, und jeder konnte sie auf diese Art unterstützen. Es war Atlantic-City-Marketing in Reinkultur.
    Neben den elektronischen Medien konnte man Tausende von Reklametafeln, Plakaten und Autoaufklebern überall auf den Highways und den

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