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Boardwalk Empire

Boardwalk Empire

Titel: Boardwalk Empire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Johnson
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James Crosby nahm den Harvard-Business-School -Absolventen Irving »Jack« Davis ins Management auf, und zusammen führten sie die Firma als Familienbetrieb. Crosbys Familiensinn zeigte sich auch, als das Unternehmen an die Börse ging: Die Mary-Carter-Paint-Aktie teilte sich in die Gruppierungen A und B auf. Es gab deutlich mehr A-Aktien, obwohl die Besitzer der B-Aktie über hundertmal mehr Stimmanteile bei der Aktionärsversammlung verfügten. Nahezu alle B-Aktien waren im Besitz von Crosbys Angehörigen und Freunden. Natürlich hieß er auch externe Geldgeber willkommen, aber die Entscheidungsbefugnis blieb einem engen Kreis vorbehalten. Aufgrund dieser Organisationsstruktur durfte die Aktie auch nicht an der New Yorker Börse gehandelt werden, sondern lediglich über den American Stock Exchange (AMEX). 108
    Dank der finanziellen Ressourcen durch die neu hinzugewonnenen Aktionäre erreichte Mary Carter Paint deutlich mehr Kunden. Anfang der 60er-Jahre verfügte man über mehr als siebzig eigene Läden und zweihundert Franchise-Filialen. Trotz der erfolgreichen Expansion nahm der Anteil der Firma am Handel mit Farben bald deutlich ab. Die Konkurrenz war zu groß und die Gewinnspanne zu gering. Crosby war bewusst, dass er die Bandbreite des Unternehmens erweitern musste, um die Geschäfte seiner Familie am Laufen zu halten. Die Gelegenheit dazu fand sich in einer Gegend, die rein gar nichts mit Wandfarbe zu tun hatte: in der Karibik.
    Als Fidel Castro den kubanischen Diktator Fulgencio Batista absetzte, beendete er damit jegliche Form von Kapitalismus auf der Insel. Mit der Revolution vertrieb Castro auch Batistas guten Freund Meyer Lansky. Unter Lansky hatte das organisierte Verbrechen auf Kuba ein Vermögen mit Kasinos für amerikanische und europäische Touristen verdient. Jetzt, wo Batista weg war, benötigten Meyer Lansky und Co eine neue Insel für ihre Geschäfte.
    Sir Stafford Sands war der mächtigste Mann auf den Bahamas, und in ihm fand Lansky einen neuen Partner. In kürzester Zeit wurden 1960 zahlreiche Lizenzen für neue Kasinos an Geschäftspartner von Lansky vergeben. Einer von ihnen war der verurteilte Börsenschwindler Wallace Groves. In seinem 1964 eröffneten Kasino arbeiteten ausschließlich Leute, die schon auf Kuba für Lansky tätig gewesen waren. Während Lanskys Verbündete ihre Unternehmen aufbauten, bemühte sich auch ein unbescholtener Amerikaner namens Huntington Hartford, Erbe der Great Atlantic and Pacific Tea Company (A&P), um eine Lizenz, scheiterte aber kläglich. Doch bald schon sollte es zu der eigentümlichen Verbindung zwischen Hartford, Crosby und Groves kommen.
    Crosby wurden die Bahamas 1962 von dem Anwalt Richard Olsen aus Miami für Investitionen in den Immobilienmarkt empfohlen, und noch im selben Jahr kaufte Mary Carter Paint etliche Grundstücke auf Grand Bahama Island. Drei Jahre später kam Olsen noch einmal auf Crosby zu. Dieses Mal ging es um Huntington Hartfords gescheiterte Pläne, ein Seebad namens Paradise Island zu errichten. Schon zu Beginn der 50er-Jahre hatte Hartford beinahe dreißig Millionen seines Privatvermögens in einen Ort namens Hog Island gesteckt. Hartford änderte nicht nur den Namen, er ließ ein Luxushotel, ein Edelrestaurant, einen Golfplatz, Tennisplätze, Swimmingpools und exotische Gartenterrassen bauen. Doch ohne eine Glücksspiellizenz zahlten sich Hartfords Investitionen nicht aus. Nach etlichen abgewiesenen Anträgen ließ ihn die Regierung der Bahamas wissen, dass er einen geeigneten Partner brauche. Hartford war ebenfalls mit Richard Olsen befreundet und berichtete ihm von seinen Problemen mit Stafford Sands. Olsen erinnerte sich an Crosbys Interesse an den Bahamas und stellte den Kontakt her.
    Im Februar 1965 traf sich Crosby in Begleitung seines Anwalts Charles Murphy mit Hartford in New York. Es war nicht leicht, mit jemandem wie Hartford ins Geschäft zu kommen, aber schließlich wurden sie sich einig. Bevor Crosby sein Geld in Paradise Island steckte, bestand er allerdings auf eine Kasino-Lizenz. Crosby wandte sich dafür direkt an Stafford Sands, der auch ihm erklärte, er solle sich einen »geeigneten« Partner suchen. Dieses Mal nannte Stafford Sands auch einen Namen: Wallace Groves. Crosby willigte ein, und nach monatelangen Verhandlungen wurde Anfang 1966 eine Allianz aus Carter, Groves und Hartford geschmiedet.
    Die neuen Partner gründeten jetzt etliche Tochterfirmen und Stafford Sands stand ihnen als Anwalt zur

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