Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
erledigen.«
»Zuspätkommen wird von mir nicht gerade belohnt, meine Liebe.«
Sie hörte Roy im Hintergrund schreien und musste all ihre Kraft zusammennehmen, damit ihre Knie nicht einfach unter ihr nachgaben.
»Jetzt bring mir das Diadem. Du wirst …«
»Zuerst will ich mit Roy sprechen. Sonst bekommen Sie es nicht.«
»Du hast noch so viele weitere Angehörige und Freunde, die ich mir schnappen könnte, Bobbie Faye, das weißt du. Hör auf mit den Mätzchen, du spielst in einer anderen Liga.«
»Ja klar. Sie wollen das Diadem? Wenn ich nicht mit Roy sprechen darf, und zwar augenblicklich, werde ich einfach hier warten. Das SWAT-Team müsste in ungefähr fünf Minuten bei mir sein und mich verhaften, und ich bin mir sicher, dass sie das Diadem als Beweisstück beschlagnahmen werden, sodass es Gott weiß wo landet. Sie haben ja keine Ahnung, wie leicht in Louisiana Dinge abhanden kommen. Noch jemanden aus meiner Familie zu entführen würde Ihnen also nicht das Geringste nützen, Sie Arschloch. Und jetzt lassen Sie mich endlich mit Roy reden! «
Am anderen Ende der Leitung war ein leises Lachen zu hören. Bobbie Faye schauderte.
»Bobbie Faye, mein liebes Mädchen, es wird mir ungemein Freude bereiten, dich kennenzulernen.«
Bevor sie noch etwas erwidern konnte, war Roy plötzlich am Apparat. »Pass auf, der …« Und genauso schnell war er auch wieder verschwunden.
»Das war’s«, erklärte der Entführer. »Du hast ihn gehört. Jetzt möchte ich, dass wir uns am Scenic Highway 1601 in Plaquemine treffen. Du hast genau eine Stunde.«
»Eine Stunde ? Sind Sie beknackt? Das ist doch mindestens zwei Stunden von hier entfernt, wenn ich überhaupt mal eine Ahnung hätte, wo ›hier‹ eigentlich ist. Ich bin so tief unter der Erde, dass ich nicht einmal weiß, wie lange ich brauchen werde, um an die Oberfläche zu gelangen, geschweige denn nach Plaquemine.«
»Das klingt mir nach einem eher persönlichen Problem.«
Und im gleichen Moment war die Leitung tot. Bobbie Faye starrte den Hörer in ihrer Hand an und war nicht einmal mehr in der Lage, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren.
Eine Stunde. Selbst wenn sie das schnellste Auto der Welt besäße und bereits in besagtem sitzen und über die Interstate rasen würde, hätte sie keine Chance, rechtzeitig dort zu sein. Eine Stunde!
»Wo, hat er gesagt, sollst du ihn treffen?«
Beinahe hätte sie vergessen, dass Trevor neben ihr stand und wartete.
»Plaquemine. Das schaffen wir nie.«
»Wir denken uns etwas aus.«
In ihrem Schädel brummte es, ihre Gedanken fuhren Achterbahn (mit zehnfachem Looping), und trotz all des Chaos’ in ihrem Kopf versuchte sie, einen klaren Gedanken zu fassen. Doch jede noch so klare Vorstellung löste sich wie in einem Kaleidoskop stets wieder auf, sodass absolut kein Bild entstehen wollte. Sie verstand dieses Monster einfach nicht. Sie hatte es schon mit allen möglichen grausamen Idioten zu tun gehabt, Menschen, die fies, verbittert, selbstsüchtig oder gierig waren (oder alles zusammen), doch noch nie in ihrem Leben hatte sie jemanden getroffen, der so unberechenbar war.
»Sobald ich Roy zurückhabe«, sagte sie, »werde ich diesem Kerl derart den Arsch aufreißen …«
»Wenn du ihn zu fassen kriegen willst, brauchen wir einen Plan.«
»Sicher, einen Plan. Alles, was ich heute geplant habe, hat ja auch prima geklappt.«
Er lachte. »Ja, du bist am Leben, und wir haben das Diadem. Und das ist der Schlüssel zur Lösung.«
»Ich kapier immer noch nicht, warum er es haben will.«
»Dann sollten wir das vielleicht mal herausfinden.«
Er nahm ihr den Hörer aus der Hand, den sie immer noch umklammert hielt, hängte ihn in die Gabel und zog sie in seine Arme. Zuerst sperrte sie sich. Doch dann seufzte sie erschöpft und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Er hatte nach ihr und dem Diadem gegriffen, um sie zu retten. Unter Garantie wäre sie in zwei Teile gerissen worden, wenn er nicht reagiert hätte, oder? Er war da, er half ihr. Er hielt sie einfach nur im Arm, ohne sie zu belehren. Das allein verschaffte ihm etwas Gnade trotz der Liste mit all ihren Zweifeln. Und es schadete der Sache auch nicht im Geringsten, dass sie sich nur zu gut an den Kuss erinnern konnte. Nicht einmal ihre Angst oder der nächste Adrenalinschub wären dazu in der Lage, diese Erinnerung zu verdrängen.
Er legte sein Kinn auf ihren Kopf. »Ich habe noch nie erlebt, dass jemand das alles für eine andere Person auf sich nimmt.« Es war,
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