Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
bezahlt, wenn ich es in den Händen halte, und glaub mir, sein Honorar wird beachtlich sein. Er ist nun mal der Beste in der Branche.«
»Das muss er auch sein, um deine Schwester zu überleben«, fügte Eddie mit einer gewissen Bewunderung in der Stimme hinzu, sodass Roy erstaunt die Augenbrauen hob.
Vincent lachte. »Oh, Eddie ist ein bisschen verknallt in unseren Söldner. Auftragsmörder bewundern oft die Arbeitsweise von anderen, die im selben Geschäft tätig sind.«
»Ich bin überhaupt nicht in ihn verknallt«, meckerte Eddie, obwohl Roy sofort merkte, dass es genau so war. »Er ist nur einfach sehr beeindruckend.«
Diese Neuigkeit musste Roy erst einmal verdauen. Es konnte sich nur um den Mann im roten Pick-up handeln, den er auf dem Überwachungsvideo vor der Bank gesehen hatte. Der Typ, von dem Bobbie Faye glaubte, dass er ihr half, da sie ihn nicht erschossen hatte und zu den Cops gelaufen war.
Sie ahnte nichts.
»Äh … und woher wissen Sie, dass das GPS-Signal wirklich von ihm stammt?«, erkundigte sich Roy, weil er hoffte, irgendeinen Anhaltspunkt zu finden.
»Bionik«, erklärte der Berg.
»Biometrische Daten«, korrigierte ihn Eddie, und der Berg machte einen Schmollmund, als er sich in seinen Ledersessel sinken ließ. »Der Boss hat an den Dingern nicht gespart, Kleiner. Er vertraut einem Söldner nicht mehr als seiner eigenen Mutter.«
»Und er hat seine Mutter aufrichtig gehasst«, erklärte der Berg und schien unter Vincents eisigem Blick ein ganzes Stück zu schrumpfen.
Eddie fuhr fort. »Dieses GPS-Gerät ist darauf programmiert, nur dann zu reagieren, wenn es noch Hautkontakt zum Söldner hat. Falls der versuchen sollte abzuhauen oder es zu entfernen, würde hier sofort Alarm ausgelöst.«
Bobbie Faye wusste also nicht, dass sie ausgerechnet mit dem Mann auf der Flucht war, der sie umbringen sollte. Roy musste einen Weg finden, sie zu warnen. Ihm musste etwas einfallen, das er rufen könnte, wenn sie wieder anrief. Denn eines war sicher: Er würde nicht die Zeit für umfassende Erklärungen haben. Wenn sie es überhaupt schaffte, sich zu melden.
Im Salzstock starrte Bobbie Faye auf das defekte Telefon. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Jedenfalls nicht so. Mit der Taschenlampe leuchtete sie die Wand um den Apparat herum ab. Trevor und sie suchten nach etwas, das man irgendwo hineinstecken konnte, nach irgendwelchen Kabeln, die sich wieder verbinden ließen. Das Telefon wirkte ziemlich antik. Sein hartes, schwarz lackiertes Gehäuse wurde von etlichen Schichten Salz überzogen und war direkt an die Wand geschraubt.
An eine Wand, die natürlich aus Salz bestand.
Die Kabel konnten folglich auf keinen Fall durch sie hindurch gelegt worden sein, und Bobbie Faye richtete den Lichtkegel der Taschenlampe auf den Rand des Telefons. Sie entdeckte eine dünne Metallröhre, die von dem Apparat aus senkrecht nach oben führte und in der unendlichen Dunkelheit über ihnen verschwand. Die Millionen von Salzkristallen an den Wänden reflektierten das Licht, sodass unmöglich zu erkennen war, wohin das Rohr letztendlich führte. Doch es sah völlig unbeschädigt aus.
Trevor nahm ihr die Taschenlampe ab und versuchte herauszufinden, wo die Leitung hinführte, während Bobbie Faye mit einer Hand zunächst an der Gabel des Telefons rüttelte, bevor sie schließlich dagegenschlug. Erst recht fest, dann noch fester, in der anderen Hand den Hörer haltend.
Nein, nein, nein, nein, nein, nein rief die kleine Stimme in ihrem Kopf im Dreivierteltakt, und bevor sie begriff, was sie da eigentlich tat, nahm sie den Hörer in beide Hände und drosch auf das Telefon ein. Vielleicht brüllte sie sogar noch irgendetwas dazu. Trevor drehte sich zu ihr um, befreite den Apparat aus ihrem Todesgriff, und als ihre Flüche verhallt waren …
… hörte man tatsächlich ein Freizeichen.
»Ich glaube, du hast es zum Leben erschreckt.«
»Das ist ein Talent von mir.«
Sie wählte Roys Nummer und hielt den Hörer dabei so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Bobbie Faye betete innerlich, er möge es noch rechtzeitig ans Telefon schaffen. Während sich die Verbindung aufbaute, warf sie einen Blick auf Trevors Uhr. Die Anzeige stand unwiderruflich auf Null, und es war nicht zu erkennen, wie lange dies schon der Fall war.
Der weiche Bariton des Entführers drang durch den Hörer.
»Ich habe das Diadem!«, rief sie.
»Sie sind spät dran, Bobbie Faye.«
»Ich hatte noch ein bisschen was zu
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