Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
musste, wäre es sinnvoll gewesen, einen Apparat in der Nähe des Fahrstuhls zu haben.«
Sie brauchten zwei ihrer wertvollen drei Minuten, um das Telefon zu finden. Es war von einer dünnen Salzkruste überzogen und verschmolz daher fast mit der Wand dahinter. Bobbie Faye klopfte die feine Schicht ab und hielt den Hörer an ihr Ohr.
Kein Freizeichen.
Die Leitung war tot.
33
Wir haben den folgenschweren Fehler begangen, Bobbie Faye zu bitten, als Ehrengast an der Schiffstaufe und Segnung der Boote teilzunehmen. Es war das erste Mal in unserer Geschichte, dass es einem Menschen gelungen ist, mit einer Flasche Champagner und einem einzigen kräftigen Wurf einen nagelneuen Krabbenkutter zu versenken.
Pater Albert O’Patrick
Eddie lief vor Roy auf und ab und ließ sein Messer in der Größe einer Machete mit etwas zu viel Vorfreude durch die Luft wirbeln. Roy versuchte sich an das Vaterunser zu erinnern, das er in der Kirche hätte lernen sollen, zu jener Zeit als er wahrscheinlich gerade lieber mit Aimee Lynn im Beichtstuhl herumgeknutscht hatte. Was, betrachtete man seine momentane Situation, wohl nicht die beste Reihenfolge seiner Prioritäten gewesen war.
»Zwei Minuten, Boss«, erinnerte Eddie Vincent, der ihn jedoch zu ignorieren schien, da seine gesamte Aufmerksamkeit dem Geschehen im Fernsehen galt.
Roy nahm sich vor,es wie ein Mann zu tragen. Er wollte seinem Mörder bis zum finalen, tödlichen Streich fest in die Augen sehen. Allerdings war er sich auch ziemlich sicher, dass niemals irgendjemand erfahren würde, wenn er es wie ein Mann getragen hatte, und so schloss er die Augen und rief sich noch einmal einige Höhepunkte seines Lebens ins Gedächtnis, die netterweise in engem Zusammenhang mit jenen Frauen standen, die er geküsst hatte. Eigentlich war er immer davon ausgegangen, irgendwann aufgrund einer Liebschaft getötet zu werden, aber doch nicht wegen seiner Schwester.
Er hielt seine Augen geschlossen und spürte, dass Eddie, während er durch den Raum tigerte, näher und näher kam. Er konnte das teure Aftershave des Mannes riechen und hörte das Rascheln seines Seidenanzugs. Roy linste vorsichtig zu Eddie hinauf, der aufgeregt auf den Fußballen wippte und sein ohnehin schon entstelltes Gesicht zu einer schrecklich grinsenden Fratze verzog.
Ein regelmäßiges Piepen zeigte an, dass der Countdown nunmehr fast abgelaufen war. Roy spannte alle Muskeln an und schloss wieder die Augen.
»Ach verdammt, nein«, murmelte Eddie enttäuscht. »Das ist nicht fair.«
Als er doch nicht wie erwartet in zwei Hälften geteilt wurde, riskierte Roy erneut einen Blick und sah, wie Eddie, der Berg und Vincent auf einen weiteren Monitor starrten, der ihm bisher noch gar nicht aufgefallen war, da er nicht in Betrieb zu sein schien. Auf ihm war lediglich eine dünne grüne Linie zu erkennen.
»Ich fürchte aber fast, es ist so«, erklärte Vincent, obwohl er ziemlich zufrieden aussah.
»Äh … was ist das?«, fragte Roy.
»Deine Lebenslinie«, brummelte Eddie, ließ sich wieder in den Ledersessel fallen und steckte die Machete in ihre Scheide, wobei er ein äußerst verdrossenes Gesicht machte.
»Meine was?!«
»Schon gut, Eddie«, beschwichtigte ihn Vincent. »Dafür darfst du die Wohnung im Erdgeschoss neu einrichten.«
Eddies Miene schien sich etwas aufzuhellen. »Gut. Aber du darfst in Bezug auf die Toilette hinterher nicht wieder dein Veto einlegen, so wie letztes Mal.«
»Nein, natürlich nicht.«
»Äh … Lebenslinie?«, fragte Roy erneut, und die drei Männer blickten zu ihm herüber.
»Das GPS-Signal«, erklärte der Berg und zuckte zusammen, als Vincent ihn wütend anfunkelte. »Was denn, Boss? Er wird doch sowieso nicht mehr lang genug am Leben bleiben, um es irgendjemandem erzählen zu können.«
Diese Aussage brachte Vincent zum Lachen.
»GPS? Wessen denn?«
»Du hast wahrscheinlich noch vollkommen unter Schock gestanden, als ich erwähnte, dass ich Bobbie Faye im Auge habe, mein Junge«, erwiderte Vincent, während er Roy, die Fingerspitzen aneinandergelegt, ansah.
»Ja«, flötete der Berg etwas zu enthusiastisch. »Und zwar mithilfe des Kerls, der sich das Diadem schnappen und deine Schwester umlegen sollte. Er ist bei ihr, Mann. Er jagt sie. Und über das GPS lässt er uns wissen, dass er noch im Spiel ist.«
»Und warum behält er das Diadem dann nicht einfach?«
»Ganz ruhig, mein Junge. Er kennt dessen Wert nicht und weiß auch nicht, warum ich es haben will. Er wird erst
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