Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
persönliche Signatur benutzte?«
»Bleib dran. Ich seh mal eben nach.«
Vorsichtig verschloss Ce Ce den Flakon und stellte ihn weit genug von Monique weg, die inzwischen die schnarchende Frau vom Sozialamt mit irgendwelchem Glitzerkram schmückte (Ce Ce hatte keine Ahnung, woher das Zeug kam). Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte sie das richtige Buch auch schon gefunden. Sie blies den Staub vom Einband und schlug es auf. Die Seiten knisterten, als Ce Ce zu der Stelle blätterte, an die sie sich zu erinnern glaubte, und einige von ihnen lösten sich sogar aus der Bindung.
Während sie den Text las und die Zeichnungen überflog, bemerkte sie, wie Monique hinter ihr nach dem Telefonhörer griff.
»Heeeeeeeeyyy, da is’ ja Bobiiiee Faaaaaye«, krakeelte sie in den Hörer. »Fie keht’s tir denn? Weiß’u, fir werden was mit teinem Haar mach’n müss’n. Tu brauchst mind’stens ’n paar Strähn’, fenn tu nu’ ins G’fängnis komms, sssu deine’ Haarfarbe jetz’ passt Orange nich’.«
Ce Ce nahm ihrer Freundin den Hörer ab. »Tut mir leid, Schätzchen.«
»Wie viele Wodka-Orange hat sie denn schon intus?«
»Fünf, glaube ich. Ich habe immer noch nicht herausgefunden, wo sie die Flasche versteckt.«
»Hast du das Zeichen gefunden?«
»Ja, Schätzchen, es steht in dem Buch. Die alte Marie St. Claire scheint für Lafitte offenbar sehr viel übrig gehabt zu haben. Sie fand, dass er gut aussah. Sie hat beschrieben, wie …«
»Ce Ce, nur das Zeichen. Wie sieht es aus?«
»Sehr viel Kreuzschraffur. Und wenn man es auf die Seite dreht, sieht es aus wie ein Schreibschrift-L, ungefähr jedenfalls.«
»Verdammter Kackmist!«
»Schätzchen, ist alles okay bei dir?«
»Noch nicht, Ce Ce. Ich muss noch was erledigen. Hast du schon was von Stacey gehört?«
»Noch nicht, Süße, aber ich arbeite dran.«
Für einen Moment herrschte Stille.
»Schätzchen, du musst mir unbedingt sagen …«
»Ich muss Schluss machen, Ce Ce. Und danke. Danke für alles.«
Dann wurde die Verbindung unterbrochen. Ce Ce warf sofort einen Blick auf das Display. Unbekannter Teilnehmer stand dort.Ihre Hand zitterte, als sie den Hörer wieder auf die Gabel legte. Und als sie sich erneut der Schüssel mit den Zutaten zuwandte, spielte Monique gerade mit dem Flakon, in dem sich die Orchideenblätter befanden. Ihr letzter Wodka-Orange war neben der Schüssel auf dem Tresen verschüttet. Schnell nahm Ce Ce ihrer Freundin den Flakon weg, bevor diese noch den gesamten Inhalt über Mrs. Banyon verstreuen konnte.
»Bist du okay?«, erkundigte sich Trevor, als Bobbie Faye vor dem Telefon auf und ab lief.
»Ja sicher. Ich bin okay. Ich bin absolut okay. Verkörpere ich nicht quasi den Prototyp eines Menschen, der okay ist? Ich bin so verdammt okay, dass sie im Lexikon noch ein Bild von mir neben dem Begriff ›okay‹ abdrucken werden. Warum sollte ich auch nicht okay sein?«
»Nun ja, die Tatsache, dass du wirkst, als würde sich in deinem Kopf alles drehen und dir Rauch aus den Ohren steigen, könnte ein Hinweis darauf sein, dass du vielleicht nicht völlig okay bist.«
Sie starrte ihn an, als er für einen Moment damit aufhörte, die Tür zum Treppenhaus hin mit dem Schreibtisch der Wachleute zu verbarrikadieren.
»Weißt du, was das hier ist?«, erkundigte sie sich und wedelte mit dem Diadem in seine Richtung, während sie sich von den Wachmännern entfernten und zum Ausgang liefen.
»Also, in meinem Universum ist das ein Diadem.«
»Ha! Dann bist du schief gewickelt. Dieses … dieses Ding hat seinen Wert, weil mein Ururgroßvater es gemacht hat. Er hieß Jean Lafitte. Jean Lafitte . Ich bin mit Jean Lafitte verwandt. Ich. Verwandt. Mit einem verrückten, schwarzbärtigen Piraten, der jeden aus dem Weg geräumt hat, um zu bekommen, was er wollte.«
»Ich würde ja jetzt sagen, da redet der Topf über den Tiegel, aber meine Gliedmaßen sind mir heilig.«
»Ich kann es einfach nicht glauben.«
»Was ist so schwer daran? Er hat hier in der Gegend gelebt. Irgendjemand muss ja mit ihm verwandt sein.«
»Oh, nein. Nein, du verstehst das nicht. Weißt du, was ich alles weiß? Ich weiß zum Beispiel, dass die Hühneraugen meiner Ururgroßtante Cora immer dann schmerzten, wenn sie Besuch erwartete. Das geschah praktischerweise nur jeden Freitag, wenn der Fleischer kam und seine Lieferungen ausfuhr. Ich weiß, dass mein brillanter Onkel Ansean und sein Freund mal beschlossen haben, den Getränkeladen auszurauben, und den ganzen
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