Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
drückte.
»Mach dir keine Sorgen, Stacey. Du wärst auch ziemlich sauer, wenn du gerade dein Haus geschrottet hättest.« Sie wandte sich wieder an Bobbie Faye. »Ich habe deine Nachricht bekommen, dass ich den Nass-Trocken-Sauger mitbringen soll, aber irgendwie hab ich den Eindruck, dass diese Phase schon hinter uns liegt.« Sie wartete, bis Bobbie Faye sie wütend anfunkelte, und grinste dann. »Was kann ich tun? Soll ich Stace in die Schule bringen?«
»Äh … nein … nicht unbedingt.« Bobbie Faye hatte noch nie Geheimnisse vor Nina gehabt, vielleicht mal etwas für ein paar Stunden für sich behalten, aber niemals einen ganzen Tag, und deswegen ging sie davon aus, dass Nina sie sofort durchschauen würde. »Ich mach das. Ich muss sowieso noch was besorgen.«
»Das kann ich übernehmen. Was brauchst du?«
»Nein, danke. Es ist etwas, wofür ich unterschreiben muss.«
Wie erwartet, spähte Nina misstrauisch über den Rand ihrer Sonnenbrille, mit einem Blick, der sagte: Wen willst du hier eigentlich verarschen?
»Ich brauche dich hier, damit du auf meine Sachen aufpasst.« Gleichzeitig sahen sie zu all den aufgebauten Grills und den mindestens zwei Dutzend Nachbarn hinüber, die in ihren Gartenstühlen saßen. Das Zischen von Bierdosen, die geöffnet wurden, durchschnitt die Stille des Morgens. »Ich habe schon gesehen, wie solche Leute innerhalb von fünf Sekunden einen Verkaufstisch auf dem Flohmarkt leer geräumt haben, ohne irgendwas davon überhaupt gebrauchen zu können.«, meinte Bobbie Faye.
»Und wie soll ich die Plünderung bitte verhindern?«
Auf diese Frage hin griff Bobbie Faye nach einer Eiswürfelzange und drückte sie Nina in die Hand. »Zeig keine Gnade.«
Ihre Freundin betrachtete die Gesichter der Nachbarn, in denen die blanke Gier geschrieben stand, und untersuchte dann die Plastikzange. »Lieber Gott, bitte mach, dass dieses Ding eigentlich ein Taser ist.«
Bobbie Faye schnappte sich ihre Handtasche und nahm Nina Stacey ab. Wenige Augenblicke später fuhr sie mit der Kleinen vom Gelände des Trailerparks, wobei ihr zusammengeflickter, rostiger gelber Honda Civic laut knatterte und tiefschwarze Rauchwolken ausstieß.
Roy beobachtete, wie Vincent sich in dem Ledersessel hinter seinem glänzenden Schreibtisch aus Walnussholz zurücklehnte und die Bilder aus Roys Brieftasche durchging. Es waren hauptsächlich heiße Aufnahmen von seinen Exfreundinnen. Plötzlich hielt der Kerl inne, ein boshaftes Lächeln umspielte seine Lippen. »Hübsches Familienfoto«, meinte er, und seine Stimme klang plötzlich wie ein Schnurren.
Roy stellten sich die Nackenhaare auf.
Vincent betrachtete den Schnappschuss der drei Geschwister, auf dem Lori Ann die damals drei Jahre alte Stacey auf dem Arm hatte. »Sehr … verführerisch. Besonders Bobbie Faye.«
»Woher wissen Sie, wer von den beiden Bobbie Faye ist?«
»Mein lieber Junge, jeder kennt die Piratenkönigin. Außerdem hat sie das, was ich haben will. Es gehört zu meinem Geschäft, so etwas zu wissen.« Er verzog den Mund. »Jede Wette, dass sie gefesselt noch viel reizvoller ist als du, mein Junge. Ich glaube, ich freue mich darauf, Bobbie Faye kennenzulernen.«
Sofort erwachte in Roy der Beschützerinstinkt. Allerdings wurde ihm genauso schnell klar, in was für einer aussichtslosen Lage er sich befand, als er an den Seilen zerrte, mit denen er an den Stuhl gefesselt war. Bobbie Faye konnte zwar recht gut auf sich selbst aufpassen, doch er wollte nicht, dass sie sich jemals mit dem wollüstigen Ausdruck auf Vincents Gesicht würde auseinandersetzen müssen.
»Oh, Sie könnten sie wahrscheinlich nicht ausstehen. Der letzte Kerl, mit dem sie ausgegangen ist, hätte sie am liebsten umgebracht.« Roy bemerkte, dass Vincent dies womöglich ernsthaft in Erwägung zog, und fügte schnell hinzu: »Nicht, dass Sie das wollen würden. Sie wissen schon, sie töten. Der Typ davor ist jedenfalls Priester geworden.« Irgendwie machte er alles nur noch schlimmer. »Sie ist ziemlich anstrengend.«
»Kratzbürstig? Das mag ich, solange meine Pläne deswegen nicht durchkreuzt werden.«
»Oh, das würde sie nicht tun. Ich schwöre es. Sie wird das Diadem holen und direkt dorthin fahren, wo Sie sie hinschicken.«
»Das hoffe ich für dich, Roy. Es wäre wirklich schade, wenn wir dich erst foltern und dann töten müssten.«
Vincent grinste. Eddie und der Berg lachten, als hätte er einen großartigen Witz gerissen. Sie schienen ihren Spaß zu haben. Roy
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