Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
sie hatte gewusst, dass sie Ce Ce niemals einer solchen Gefahr aussetzen durfte.
»Es ist alles in Ordnung. Ich muss los.«
Ce Ce umarmte Bobbie Faye herzlich. »Wenn du etwas brauchst, ruf mich einfach an, chère . Hast du verstanden?«
Bobbie Faye nickte und rauschte aus dem Büro. Auf dem Weg zurück zu ihrem Wagen schnappte sie sich noch ein Stück Kuchen von Alicia (oder vielleicht handelte es sich auch um Allison). Sie warf einen Blick auf ihr Handy. Viertel vor neun, und die Bank war nur einen Block weit entfernt. Sie konnte das Diadem also holen, es den Schweinen bringen, die Roy festhielten, und ihm würde nichts passieren.
Immer wieder versuchte sie den Wagen zu starten, doch der Anlasser drehte durch, ohne dass der Motor ansprang. Bobbie Faye legte ihren Kopf auf das Lenkrad und musste sich zusammenreißen, um nicht zu schreien. Dann öffnete sie ruhig ihr Handschuhfach, nahm einen kleinen Kugelhammer heraus, ging nach vorn zur Motorhaube, öffnete diese und schlug wahllos auf verschiedene Teile des Motors ein.
»Du …«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, wenn der Hammer auftraf, »… blödes …«, tang , »… Auto …«, tang , »… dich verarbeite ich zu …«, tang , »… Konservendosen …«, tang , »… wenn du jetzt nicht anspringst !« Rums! Sie hatte die Motorhaube zugeknallt, kletterte wieder hinter das Steuer und drehte den Schlüssel um. Der Wagen hustete ein bisschen, aber der Anlasser funktionierte immer noch nicht richtig.
»Ich schwöre es. Du wirst ein verdammter Toaster!«
Wütend stampfte sie mit dem Fuß auf, als plötzlich der Motor aufheulte.
Bobbie Faye fuhr rückwärts vom Parkplatz und rollte dann langsam über die Hauptstraße durch die Stadt, während der Motor aufheulte, zog und aussetzte, aufheulte, zog und aussetzte, aufheulte, zog und aussetzte … Unter der Kühlerhaube quoll noch mehr schwarzer, beißender Qualm als gewöhnlich hervor, der einem die Tränen in die Augen trieb. Das Geräusch des Motors verschlimmerte sich noch, als sie über die rote Ampel tuckerte und auf den Parkplatz der Bank zusteuerte. Doch Bobbie Faye hatte andere Sorgen. Wie um alles in der Welt sollte sie das Diadem zu dem Unbekannten bringen, der Roy gefangen hielt, wenn sie kein Auto hatte. In Lake Charles gab es nicht unbedingt viele Taxis und noch weniger, die sie auch noch umsonst durch die Gegend kutschieren würden.
Nina konnte sie nicht von ihrem Wachposten abziehen, sonst würde sie zu Hause nichts mehr von ihren Sachen vorfinden, wenn sie zurückkam. Den Wagen ihrer Schwester hatte die Leasinggesellschaft wieder abgeholt, weil Lori Ann sämtliche Raten versoffen hatte. Ce Ces Auto war in der Werkstatt, und der letzte Typ, den Bobbie Faye gedatet hatte, war zu der Ansicht gelangt, dass ein Leben im kriegsgebeutelten Irak sehr viel ruhiger sein musste, als mit ihr zusammen zu sein. Deswegen hatte er all seine weltlichen Besitztümer verkauft, einschließlich eines perfekt funktionierenden Go-Karts. Für Bobbie Faye wäre das in ihrer jetzigen Situation durchaus eine Verbesserung gewesen. Aber nein, ihn musste natürlich plötzlich das Bedürfnis überkommen, irgendwelchen Menschen in einem Kriegsgebiet zu helfen. Er hatte gemeint, seit er Bobbie Faye kenne, verstehe er deren Bedürfnisse. Sein Entschluss, das Land zu verlassen, konnte unmöglich damit zusammenhängen, dass sie früher von der Arbeit zurückgekommen war und ihn in völlig komatösem Zustand in ihrem Trailer neben irgendeinem albernen Flittchen vorgefunden hatte. Das Mädchen war irgendwo von ihm aufgegabelt worden, und er hatte es im Suff wohl mit zu ihrem statt in seinen eigenen Wohnwagen gebracht. Bobbie Faye fragte sich, ob sein Haar, das sie ihm im Schlaf abrasiert hatte, inzwischen nachgewachsen und es ihm gelungen war, die Farbe zu entfernen, mit der sie ihm Minischwanz auf die Stirn geschrieben hatte.
Der Wagen schlingerte auf die Bank zu und holperte über den Parkplatz der früheren Tankstelle. Bobbie Faye umfasste das Lenkrad fester, stieß jeden Fluch aus, den sie kannte, und erfand noch ein paar neue dazu, als es unter der Motorhaube einen lauten Knall gab und schwarzer Rauch aus allen Ritzen drang. Es war, als wären die früheren Qualmwolken nur kleine Tests von Amateuren gewesen, während jetzt die Profis loslegten.
Dann erstarb der Motor.
Anderthalb Meter von einem Parkplatz entfernt und ohne die Gnade, wenigstens noch mit dem letzten Schwung dorthin zu rollen. Nun
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