Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
Diadem stürzte – der nächste Augenblick kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
Ein Typ mit Schweißermütze kam langsam näher, während … Professor Fred in der Pfütze von Bobbie Fayes Handtasche ausrutschte … stürzte, und die Tüte mit dem Diadem und Geld gerade noch den beiden Strebern zuwerfen konnte, die wild gestikulierend am Eingang neben dem immer noch schlafenden Harold standen. Das Schmuckstück flog in hohem Bogen und weit außerhalb von Bobbie Fayes Reichweite durch die Luft. Sie sprang …
… und fiel über den Professor, auf den sich inzwischen der Schweißer geworfen und ihm die Waffe aus der Hand geschlagen hatte.
Die Pistole schlitterte über den Zementboden, Bobbie Faye rollte in die entgegengesetzte Richtung.
Schnell krabbelte sie über die beiden Männer hinweg, packte die Waffe und kam gerade noch rechtzeitig aus der Bank gelaufen, um zu sehen, wie die beiden Nerds in einen weißen Saab sprangen. Sie rasten so schnell davon, dass Bobbie Faye sich nicht einmal die Autonummer merken konnte. Verzweifelt drehte sie sich im Kreis, in ihr schrie alles. Nein, nein, nein, nein, nein, nein …
Das Sirenengeheul wurde lauter. Die Polizei konnte nur noch ein paar Blocks entfernt sein und näherte sich zügig der Bank. Und da war Bobbie Fayes Auto, ein Wrack, das nie wieder einen Meter fahren, geschweige denn eine Verfolgungsjagd überstehen würde. Es standen noch einige andere Wagen auf dem Parkplatz – ein alter Kombi mit einem gestressten Vater und vier Kindern, ein Beetle, den die Bibliothekarin fuhr, ein silberner Ford Taurus mit einem geschniegelten blonden Kerl an Bord, ein paar Lieferwagen, von denen einer offensichtlich dem Schweißer in der Bank gehörte, ein aufgemotzter roter Ford Pick-up, der in der Morgensonne glänzte und dessen Fahrer sich hinters Lenkrad geduckt hatte, und daneben ein blauer Porsche, dessen Besitzer nirgends zu sehen war.
Bobbie Faye traf die einzige logische Entscheidung – zumindest lag die Wahl für sie auf der Hand – und lief zur Beifahrerseite des aufgemotzten Ford. Ihr war klar, dass sie einen von Testosteron überquellenden, verpickelten Jüngling vorfinden würde, der seine Männlichkeit daran maß, um wie viele Zentimeter er seinen Wagen durch überdimensionale Reifen höher legen konnte. Der Kleine schien ein ziemlich schwaches Ego zu besitzen, denn die Monsterpuschen waren mindestens dreimal so groß wie jeder normale Reifen. Solche Jungs ließen sich für gewöhnlich schnell durch einen ordentlichen Vorbau zu etwas breitschlagen, doch für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr dies nicht gelingen würde, hatte sie immer noch Freds Pistole in der Hand.
Leider bekam sie es nicht wirklich mit einem Teenager zu tun. Der Kerl im Auto war eher Mitte dreißig, groß und muskulös, mit wettergegerbter Haut. Bobbie Fayes Hormone begannen verrückt zu spielen. Besonders sein wirklich ansehnlicher Bizeps hatte es ihr angetan – wenn dieser nur nicht zu einem Arm und einer Hand gehört hätte, in welcher sich eine Waffe befand, die wiederum aufsie gerichtet war. Ein Blick in das Gesicht des Fahrers holte sie schlagartig auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie erkannte sofort, dass es sich bei diesem Kerl um einen ganz harten Hund, einen Exsoldaten, -cop oder -ehemann handeln musste, dem es typischerweise an jener Eigenschaft mangelte, die man gemeinhin Geduld nannte.
Scheiße. Warum konnte er nicht einfach irgendein Würstchen sein?
»Ich brauche Ihren Truck«, erklärte Bobbie Faye und hielt weiterhin die Waffe auf ihn gerichtet. »Wir müssen dem Saab folgen.«
»Sie brauchen dringend mal einen Termin beim Psychiater.« Dann fiel sein Blick auf eine Cola – es war jene Sorte mit extra viel Koffein –, die er umgestoßen und über die Jeans gekippt hatte. »Verdammte Scheiße! Sehen Sie nur, was Sie angerichtet haben.«
»So was trinken Sie? Das wird Sie umbringen.«
Er nickte vielsagend mit dem Kopf in Richtung der beiden Pistolen, mit denen sie nach wie vor aufeinander zielten.
»Ich habe keine Zeit zum Diskutieren.« Sie hob ihre Waffe etwas an, drückte ab und feuerte direkt über seinem Kopf ein ordentliches Loch ins Blech, bevor sie abermals auf sein Gesicht zielte.
»Sie haben auf meinen Truck geschossen! Ich kann es nicht glauben, Sie haben auf meinen Truck geschossen.«
»Sie brauchen sowieso mal ein Auto für Erwachsene. Also, sind wir im Geschäft?«
»Sie sind ja völlig bekloppt!«
»Yeah, das ist ja mal was ganz Neues. Sie müssen
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