Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
sie sich ein paar Algen aus dem Dekolleté fischte und Trevor wütend anfunkelte, als der ihr ganz ungeniert dabei zusah. »Ihnen macht das wohl richtig Spaß, was?«
»Ja. Ich liebe diese Tage, an denen ich entführt werde, mein Pick-up – den ich übrigens sehr geliebt habe – zusammengeschossen wird und ich ihn dann noch in einem See versenken muss, um mein Leben zu retten.«
Seine Stimme klang wie ein Reibeisen, aber, oh, er lachte sie an. Sie konnte es an seinen Augen erkennen. Diese Wärme, die kleinen Fältchen, die sich rundherum bildeten, und, oh heilige Scheiße, sie steckte in echten Schwierigkeiten, wenn er sie so ansehen konnte, obwohl gerade sein Wagen ihretwegen versenkt worden war. Er besaß eine Waffe, die er ohne zu zögern auf sie gerichtet hatte. Und ja, er war von ihr entführt worden und … Okay, er hatte gepunktet, weil er seine Pistole nicht benutzt hatte, aber die Möglichkeit, dass dieser Kerl wirklich gut für sie wäre, bestand in dieser Welt einfach nicht. Ein solches Glück hatte sie nicht.
Sie musste ihren gesunden Menschenverstand einschalten, verdammt, und wenn es sie umbrachte. »Ich denke, Sie haben eine ziemlich ungesunde Beziehung zu diesem Pick-up. Ich meine, mal im Ernst, es ist nur ein Auto. Sie sind ohne Zweifel geschieden.«
In der Deckung des toten Baums watete er am Ufer entlang und suchte nach einer sicheren Stelle, an der sie das Wasser verlassen konnten, ohne von der anderen Seite des Sees aus entdeckt zu werden. Er hielt lange genug inne, um ihr einen wütenden Blick zuzuwerfen, wobei er seine Kiefermuskeln sichtbar anspannte. »Die Scheidung war der beste Teil der ganzen Ehe. Und glauben Sie mir, nach dem, was ich heute erleben musste, hat sich meine Einstellung zu Frauen mehr als verschlechtert.«
»Wie da jemand einen Unterschied feststellen soll, übersteigt meinen Horizont.«
Er wandte sich wieder der Aufgabe zu, eine Stelle zu finden, an der sie das Wasser verlassen konnten.
»Sie hätten mich ja früher hinauswerfen können«, meinte sie und überraschte ihn mit dem plötzlichen Themenwechsel. Als er nicht antwortete, musterte sie ihn misstrauisch. »Also warum haben Sie es nicht getan?«
»Vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit. Neugier. Das muss aber was unglaublich Wertvolles gewesen sein, das die Jungs da geklaut haben.«
»Überhaupt nicht. Zumindest nicht im monetären Sinn. Aber es ist sehr wichtig.«
Sie staksten durch kratziges Schilf und große, flache Seerosen, die an der Wasseroberfläche schwammen, bis sie eine kleine Bucht erreichten, die ihnen auch weiterhin Deckung bot, sodass sie ungesehen das schlammige Ufer hinauf in den Wald klettern konnten.
»Diese Leute wollen also etwas haben, das überhaupt keinen Wert besitzt, sonst tun sie Ihrem Bruder etwas an? Sind Sie jetzt völlig durchgeknallt?«
»Hey, ich habe eine Idee. Machen wir lieber so weiter, dass Sie irgendwas vor sich hinmurmeln und ich Sie ignoriere.« Dann bemerkte sie seine leeren Hände, während er sie tiefer in den Wald führte. »Warten sie mal! Die Pistole?«
»Liegt am Grund des Sees.«
»Sind Sie irre? Wir brauchen die vielleicht noch!«
»Wollen Sie wirklich eine Waffe mit sich herumschleppen, die bei einem Banküberfall benutzt worden ist?«, erkundigte er sich und hob eine Augenbraue.
Bobbie Faye suchte nach einem logischen Gegenargument, gab sich aber bald geschlagen. »Gut. Dann sind Sie eben einer von diesen langweiligen Menschen, die immer nur vernunftbedingt handeln.«
»Lassen Sie mich raten. Und Sie waren eins dieser Kinder, das beim Nachsitzen in der Schule schon seinen persönlichen Stuhl hatte.«
»War ich gar nicht. Die haben meinen entsorgt, nachdem er durch Zufall Feuer gefangen hatte. Es gibt da, wo er gestanden hat, heute noch einen schwarzen Fleck.«
Er grinste. »Dann mal los, Sundance.«
Und zusammen liefen sie tiefer in den Wald.
Cam stand auf dem brütend heißen Asphalt der Straße. Die Hitze verzerrte das Bild des Wracks. Nach außen gab er sich absolut professionell. Darin war er perfekt, wenn es um Bobbie Fayes Katastrophen ging. Normalerweise hätte sie nun mit großen Rehaugen neben ihm gestanden und verwirrt und völlig unschuldig geguckt, obwohl er sich absolut sicher war, dass sie es seit dem Tag ihrer Geburt noch nie im Leben gewesen war. In all den Jahren, die sie sich jetzt kannten – in denen sie Freunde gewesen waren, eine Beziehung gehabt hatten und dann zu Feinden geworden waren –, hatte er es nicht ein einziges
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