Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
Wegs zurück. Auf dieser einen Straße hatte Cam mehr Unfälle aufnehmen müssen, als ihm lieb war. Und der Helikopter würde es niemals schaffen, dort an ihnen dranzubleiben.
Die gute Nachricht dagegen war, dass der Baumbestand genau an der Stelle endete, wo die Allee über die Brücke in den Jachthafen führte. Und dort würde es dann für Bobbie Faye kein Entkommen mehr geben.
»Ich fliege voraus zur Brücke«, sagte der Pilot, und Cam hörte, wie der Helikopter abdrehte. »Wir warten am Ende der Straße auf sie.«
Der Polizist blieb hinter dem Pick-up und machte sich große Sorgen, als er sah, mit welchem Tempo der Fahrer die Kurven nahm. Doch er war auch beeindruckt, dass sich der Wagen in den scharfen Windungen nicht überschlug. In was, um alles in der Welt, war Bobbie Faye nun diesmal nur wieder hineingeraten?
In einer langgezogenen Kurve gab der Saab, der sich mindestens achthundert Meter vor den anderen Fahrzeugen befand, schließlich Gas. Aber der Fahrer war weit weniger versiert und schnitt die Fahrbahnen, um die Strecke bei einem derartigen Tempo überhaupt zu meistern. Cam zog sich der Magen zusammen. So wie der Junge fuhr, rechnete er offenbar nicht mit der naheliegenden Möglichkeit, dass ihm jemand entgegenkommen könnte. Der Polizist hatte sich so weit wie möglich zurückfallen lassen, um ihn nicht noch weiter unter Druck zu setzen, sodass er vielleicht die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Und selbst der Fahrer des Pick-ups war langsamer geworden, obwohl Cam erkennen konnte, dass Bobbie Faye sich nach vorn beugte und gegen das Armaturenbrett presste, als könnte sie den Wagen dadurch beschleunigen.
Sie hörte es schon, bevor sie selbst aus der Kurve schossen, und sie wusste genau, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte. Das Stakkato der Motorstaubremse eines Sattelschleppers ließ die Luft vibrieren, ein alles andere als beruhigendes Geräusch.
Als sie um die Biegung geschlittert kamen, brannte sich der Schrecken dessen, was geschah, in Bobbie Fayes Bewusstsein ein. Einem Urinstinkt folgend, überschwemmte ihr Gehirn ihren Körper mit Adrenalin und ließ sie innerlich schreien. Mach, dass du hier wegkommst!
Der Sattelschlepper, der ein riesiges Rohr für eine Bohrinsel auf dem Auflieger hatte, war seitlich ausgewichen und von der Straße abgekommen, um einen Zusammenstoß mit dem Saab zu vermeiden, der ihm auf seiner Fahrbahn entgegenkam … doch nun lenkte der Fahrer des Lkws wieder gegen, um nicht in die Eichen zu krachen … zu heftig, denn er überfuhr die doppelt gezogene gelbe Linie in der Mitte der Straße und bemerkte erst genau in diesem Moment, dass er nun direkt auf den Pick-up zusteuerte.
Bobbie Faye konnte das Gesicht des Truckers sehen, das absolute Entsetzen und die Wut darin, als er an ihnen vorbeirauschte und Trevor nach rechts auswich. Viel Spielraum zur Seite hatte keines der beiden Fahrzeuge, da die Eichen zu dicht standen. Bobbie Faye nahm alles, was vor ihren Augen ablief, plötzlich wie in einer quälend langsamen Zeitlupe wahr …
… der Saab konnte gerade noch am Ende des flachen Aufliegers vorbeifahren …
… bevor der hintere Teil des Sattelschleppers jenseits der Zugmaschine ausbrach, sich querstellte und der Anhänger auf sie zurutschte …
… wobei sich die Metallröhre, die weitaus größer war als Trevors Pick-up, aus ihren Halterungen löste und ihnen entgegenfiel …
Es war, als würde sie zunächst eine halbe Ewigkeit in der Luft hängen, bevor sie auf die Straße krachte. Bobbie Fayes Bauchgefühl sagte ihr, dass sie unter dem Rohr zermalmt würden, sollte Trevor weiter geradeaus fahren. Täte er es jedoch nicht und wiche nach links aus, würde die Zugmaschine sie zerschmettern. Und auch die rechte Seite war keine Option, das Rohr würde sie in die Eichen drücken.
Bobbie Faye wusste, dass sie tot waren.
Sie würde es nicht mehr schaffen, dass Diadem zu retten. Oder Roy.
Und dann wurde ihr klar, dass sie einen Psychopathen als Geisel genommen hatte, da Trevor den Pick-up geradewegs auf die zur Seite rollende Röhre zusteuerte. Genauer gesagt auf ihre Öffnung.
Sie glaubte, einen Schrei zu hören.
Möglicherweise kam er von ihr selbst, denn sie musste hilflos mit ansehen, wie der Wagen in das Rohr schoss, sich mit einem kreischenden Geräusch von Metall auf Metall einige Meter weit hineinschob und sie in den Sicherheitsgurt flog, bis der Wagen schließlich abrupt zum Stehen kam. Dann begann sich die ganze Welt in völlig verrückter Weise
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