Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
er sie mit einem Ausdruck in den Augen an, den sie nicht wirklich einordnen konnte. Es sah fast so aus, als würde er sie bewundern, doch im nächsten Moment war er wieder ganz der alte.
»Wir kommen schneller weiter, wenn wir so lange schwimmen, wie wir es nur irgend aushalten können«, schlug er vor, und Bobbie Faye nickte.
Cam folgte den Hunden, die ungefähr zwanzig Meter vor ihm herliefen, durch den Wald und lauschte auf ihr typisches Bellen, das anzeigen sollte: »Wir haben die Spur gefunden«. Doch bisher klang es nicht so eifrig, als hätten sie Bobbie Fayes Fährte bereits aufgenommen. Er hockte sich hin und untersuchte die matschigen Spuren, die Cormier und seine Begleiterin hinterlassen hatten, als sie dort entlanggekommen waren. So, wie Bobbie Fayes Abdrücke die des ehemaligen Agenten überlappten, war klar, dass sie dem Mann folgte und nicht andersherum, was die Theorie zerschlug, dass dieser sie gegen ihren Willen mitgenommen hatte. Natürlich wäre jeder arme Mensch, der versucht hätte, Bobbie Faye gegen ihren Willen mitzunehmen, zutiefst zu bedauern gewesen. Trotzdem warf diese Erkenntnis die Einsatzkräfte wieder ein Stück zurück.
Bobbie Fay lief hinter dem Mann her. Cormier hielt sie also nicht mit einer Waffe in Schach. Der bloße Gedanke daran, dass jemand, der stets ein Trümmerfeld hinterließ wie Bobbie Faye, sich, wenn auch aus purer Naivität, mit einem vorsätzlich so gewalttätigen Menschen wie dem Exagenten zusammentat und ihm auch noch half, ließ ihn erschaudern. Er war sich nicht sicher, ob dieses Land die beiden verkraften würde.
Sein Handy vibrierte, und er klappte es auf. Es war Jason aus der Zentrale. Er klang ein wenig besorgt.
»Cam, die Jungs im Heli sagen, der FBI-Hubschrauber ziehe immer engere Kreise um deine Position und werde bald über dir und den Hunden sein.«
»Bleib dran.« Cam legte den Kopf in den Nacken und suchte den Himmel ab. Er wollte die Feds nicht direkt über sich haben, von wo aus sie vielleicht Bobbie Faye entdecken könnten, bevor er ihr selbst nicht Handschellen angelegt hatte. Danach sollten sie ihren verdammten Agenten seinetwegen haben. »Ich möchte gern eine andere Verbindung zu dem Helikopter vom Sender haben. Keinen Funk, den könnten die Jungs vom FBI wahrscheinlich mithören.«
Jason hängte ihn in die Warteschleife, dann meldete er sich wieder und hatte die Handynummer des Kameramanns. »Vorausgesetzt, das Ding funktioniert da oben«, gab er zu bedenken.
Der Journalist ging an sein Handy. Cam stellte sich vor.
»Was können wir für Sie tun, Detective?«, fragte der Kameramann und der Unterton in seiner Stimme verriet dem Polizisten, dass ihn die Sache noch etwas kosten würde.
»Ihr müsst wieder zur Brücke abdrehen und so tun, als hättet ihr dort etwas gesehen. Es geht mir darum, die Feds neugierig zu machen und sie mir hier drüben vom Hals zu halten.«
»Einen Moment bitte«, antwortete der Mann, und Cam konnte hören, wie er sich mit dem Piloten besprach. Dann meldete er sich wieder: »Gern, aber unter einer Bedingung.«
»Komisch, dass mich das nicht überrascht.«
»Sobald das alles hier vorbei ist, geben Sie uns eine offizielle Erklärung dazu ab.«
Hurensohn. Jeder wusste, dass er sich niemals öffentlich zu Bobbie Faye äußerte. Seit Jahren hatten die Leute von den Medien versucht, ihm irgendeine Äußerung abzuringen, und seit Bobbie Faye und er sich getrennt hatten, war die Presse besonders unnachgiebig geworden.
»Ich gebe normalerweise keine offiziellen Erklärungen ab«, erwiderte er. »Aber inoffiziell werde ich euch die Details verraten.«
»Nun ja, normalerweise führen wir das FBI auch nicht an der Nase herum. Außerdem«, fügte der Kameramann hinzu, »habe ich meine Mittel und Wege, selbst an die meisten Informationen heranzukommen.«
Cam hörte das Knattern des FBI-Hubschraubers, der sich langsam näherte. Gottverdammte Bobbie Faye!
Er ging davon aus, dass die Feds einen Scharfschützen in der Einstiegsluke hocken hatten, der nur darauf wartete, freies Schussfeld auf Cormier zu haben. Sollte Bobbie Faye immer noch hinter dem Mann herlaufen, konnte das FBI bei dem Versuch, seinen Exagenten zu eliminieren, folglich auch sie erwischen. Er hatte schon genug übereifrige Scharfschützen von SWAT-Teams die Kontrolle verlieren sehen, obwohl eine Geisellage relativ ruhig und stabil war. Doch dieses ganze Chaos bot sich für eine Katastrophe geradezu an. Er musste sich einfach jeden Vorteil verschaffen, den
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