Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
Gesichtsausdruck plötzlich, wurde weniger streng. Und letztlich half er ihr einfach nur, ihr Gleichgewicht wiederzufinden und weiterzulaufen. Erst einige Zeit später bemerkte sie, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
Bald darauf erreichten sie eine große Lichtung und liefen um sie herum, anstatt sie einfach zu überqueren. Bobbie Faye blieb abrupt stehen, als sie Hundegebell hörte.
»So ein Hurensohn«, fluchte sie, und ihr Herz wurde schwer. »Gottverdammich, Cam!« Falls Sie noch irgendwelche Zweifel daran gehabt hatte, waren diese nun endgültig beseitigt. Er musste sie tatsächlich dermaßen hassen. Sie hätte sich am liebsten den Frust von der Seele geschrien.
»Wer ist Cam?«, erkundigte sich Trevor, der ein paar Schritte entfernt auf sie wartete.
»Das wollen Sie gar nicht wissen.« Sie stand einfach nur da und versuchte, ihre Panik zu unterdrücken: Einatmen … ausatmen. »Aber das sind die besten Spürhunde, die es gibt. Es bereitet ihm wahrscheinlich den größten Spaß seines Lebens. Gott, ich schwöre, ich könnte ihn umbringen.«
Trevor horchte auf das Bellen der Hunde. Es schien, als könnte er daran abschätzen, wie weit diese noch entfernt waren. »Vielleicht kriegen Sie Ihre Chance noch.«
11
Warten Sie mal … damit ich Sie richtig verstehe. Sie wollen … dass ich … Bobbie Faye Sumrall … für die Talentshow des Zeltlagers brennende Stäbe für eine Jonglage gebe? Ich bin doch nicht lebensmüde!
Tamar Bihari, Beraterin für das Wemawacki-Camp der 5. Klasse
Sie rannten.
Die Hunde bellten. Bobbie Faye peitschten Äste ins Gesicht, während Trevor durch Spinnennetze rannte und lange, schillernde Fäden, die wie silberne Schnüre eines Lenkdrachens aussahen, hinter sich herzog. Wohin die vielen Spinnen indes verschwanden, wusste sie nicht, und sie hoffte inständig, es auch nicht herauszufinden zu müssen. Sie hatte sich ihr langes Haar um eine ihrer Hände gewickelt und hielt es fest, damit sie sich beim Laufen nicht in den Brombeerbüschen verfing. Schweiß überzog ihre Haut mit einer feuchten Schicht, als sie mit ihren Stiefeln immer wieder in den matschigen Boden einsank, um diese dann mit einem saugenden Geräusch wieder herauszuziehen. Alles tat weh. Ihr Magen knurrte. Und sie erklärte ihm, dass gerade nicht unbedingt der richtige Zeitpunkt war, um zu essen. Doch er gab ihr lautstark zu verstehen, dass ihm das verflucht noch mal egal war, da er seit dem Kuchen am Morgen nichts mehr bekommen hatte. Und auch am Abend zuvor hatte sie auf ihre Linie geachtet und nur einen kleinen Salat gegessen. Sie hatte eigentlich vorgehabt, auf dem heutigen Fest so richtig zu schlemmen.
Zack. Ein weiterer Ast schnellte zurück und traf sie voll im Gesicht, sodass sie schlagartig zurück in die Gegenwart gebracht wurde. Wie sehr sie auch versuchte, sich abzulenken, das Gebell der Hunde hallte zwischen den Bäumen hindurch. Und es wurde lauter.
Und lauter.
Es brachte nun sowieso nichts mehr, vorsichtig zu sein. Und so hetzten sie quer durch den Wald … vorbei an Schlangen, Eidechsen, Eichhörnchen, Waschbären und Gott weiß, was noch. Sie wusste, dass es in einigen Teilen Südlouisianas Pumas gab und Schwarzbären und … Herrgott! Sie musste mal den Rückwärtsgang einschalten und endlich aufhören, über die Bewohner dieses Waldes nachzudenken.
Das Gekläffe war mittlerweile so laut, dass es ihre Sinne regelrecht zu überfluten schien.
Bobbie Faye betete, dass sich Cam, sollte er bei den Hunden sein, noch weit hinter ihnen befand. Im besten Fall stürzte er, fiel hin, schlug mit dem Kopf auf und wurde bewusstlos. (Okay, man würde ja wohl noch hoffen dürfen.)
Innerlich schüttelte sie sich einmal kräftig durch. Sie wollte nicht mehr an die bellenden Hunde oder den Mann, der hinter ihnen her war, denken. Es gab Wichtigeres, auf das es nun zu achten galt. Sie lief gerade um ihr Leben, versuchte, ein Boot zu erreichen, um das Diadem zurückzuholen, um Roy das Leben zu retten, bevor sie ihm einen Tritt in den Arsch versetzen würde, der ihn bis nach Texas verfrachtete, weil er so ein Vollidiot gewesen war und sie überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte. (Sie schimpfte nicht. Sie listete nur seine Fehlleistungen auf. Und das war etwas völlig anderes.)
Ihr blieb langsam die Luft weg, und jeder Muskel im Leib tat weh, aber sie konnte sich auch zusammenreißen. Natürlich konnte sie das. Sie würde einfach nicht mehr über irgendwelche beliebigen, komplett albernen Sachen
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