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Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer

Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer

Titel: Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer Kostenlos Bücher Online Lesen
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hundertprozentig.«
    Er bemerkte ihren unsicheren Gesichtsausdruck und schüttelte nur den Kopf.
    Dann wateten sie weiter durch das dunkle, brackige Wasser. Der beißende Gestank nach Fisch konkurrierte mit dem strengen Geruch nasser Erde und verrottenden Laubs darum, sie ihrer Sinne zu berauben, sodass sie keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen konnte. Dabei musste sie unbedingt einen klaren Kopf bewahren. Irgendein wichtiger Gedanke lag ganz tief in ihrem Unterbewusstsein vergraben, doch er war einfach nicht greifbar für sie.
    Dabei stand sie kurz davor, ihn zu erfassen. Sie fühlte sich wie in der Schule, als sie unruhig an ihrem Tisch gesessen und sich nicht zwischen zwei ähnlichen Antworten in einem Multiple-Choice-Test hatte entscheiden können. Beide Lösungen kamen ihr irgendwie bekannt vor, und sie ließ die Spitze ihres Stifts hin und her schweben, während sie versuchte, sich zu entscheiden, ob die eine Antwort ihr geläufig vorkam, weil es die richtige war, oder nur, weil sie diese am häufigsten gegeben, sich aber dennoch geirrt hatte. Ihre ganze jetzige Situation kam ihr plötzlich wie der Multiple-Choice-Test des Jahrzehnts vor, bei dem ihre Antwort aber irgendwie im Verborgenen lag. Obwohl sie sich sicher war, die richtige Möglichkeit gewählt zu haben, quälte sie weiterhin das Gefühl, irgendetwas Wichtiges vergessen zu haben.
    Vielleicht war das alles auch nur Folge des ganzen Stresses. Vielleicht kam es daher, dass sie geglaubt hatte, die schwierigste Entscheidung, die sie an diesem Tag treffen müsste, würde darin bestehen, ob sie den Hummer lieber schon kochen sollte, bevor sie losfuhren, oder erst später, wenn er würziger war, weil er mehr Marinade aufgenommen hatte. Aber dann würde natürlich jeder einen haben wollen. Sie konzentrierte sich auf den Baumstamm, der fast über den halben Fluss ragte. Dieses quälende Gefühl der Furcht konnte natürlich auch etwas mit dem drei Meter langen Alligator zu tun haben, der dort vorn in der Sonne lag. Selbst wenn die Biester tatsächlich schüchtern waren, sie schienen ebenso unberechenbar zu sein und wirkten zutiefst Furcht einflößend.
    Der Gedanke an fressende Alligatoren erinnerte sie an ihren Vetter Alfonse mit dem Fußstumpf, der in seine Einzelteile zerlegt unter einer Plane lag. Ein Bild, das es auch nicht gerade besser machte. Sie würde einfach nicht mehr über diese Tiere nachdenken.
    Aber natürlich denkt man immer genau über das nach, worüber man nicht nachdenken will, und vielleicht sollte sie einfach an etwas ganz anderes denken – aber nein, es funktionierte nicht. Warum hatte sie sich nicht einfach vorgenommen, nicht an hübsche Blumen, Schokolade oder flauschige Hasen zu denken? Das wäre einfacher gewesen. Doch jetzt vermischte sich auf einmal alles und vor ihrem geistigen Auge tauchte unvermittelt ein Alligator auf, der ein schokoladenbraunes, flauschiges Häschen zerriss und es hinunterschlang. Beinah hätte sie laut aufgeschrien, weil das Bild so real und drastisch war, und sie stolperte.
    Trevor schlang einen seiner gestählten Arme um ihre Taille, fing sie auf und gab ihr Halt, indem er sie gegen sich drückte. Als er sie so festhielt und sie ihn spüren konnte, schmiegte sie sich mit ihrem ganzen Körper an ihn. Plötzlich war ihr das Wasser ganz egal. Und der Alligator verdiente sich sehr schnell einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen, denn nun war sie Trevor so nah, dass sie die blond-roten Bartstoppeln auf seinen Wangen glitzern sah, die Narben der Stiche, mit denen einst die Wunde unter seinem Auge genäht worden waren, erkennen konnte und auch die grünen Tupfer im Blau seiner Iris bemerkte. Er blickte sie an. Sah sie wirklich richtig an, und seine ganze Mimik veränderte sich. Irgendetwas in seinen harten Gesichtszügen wurde weich, als würden diese schmelzen. Und verdammt noch mal, dieser neue Ausdruck hätte eigentlich verboten werden müssen. Denn er verriet ihr ganz deutlich, dass sie längst nackt und sehr, sehr glücklich sein würden, wenn sie nicht gerade inmitten eines Bayous bis zur Hüfte im Wasser stünden. Sie spürte, wie sie die Luft einsog, und wusste, dass er spüren konnte, wie sehr ihr Herz raste.
    »Sind Sie okay?«, erkundigte er sich.
    »Mhmmm.« Sie traute sich nicht, ihm ernsthaft zu antworten.
    »Bei unserem nächsten Treffen«, flüsterte er, »bestimme ich den Ort.«
    Sie lachte an seiner Schulter. Verdammt! Ein wirklich gut aussehender, erotischer Mann, der sie in einer so

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