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Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer

Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer

Titel: Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer Kostenlos Bücher Online Lesen
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oder was eigentlich los war … oder doch eher erleichtert, weil sie ihm in einer so wichtigen Sache vertraute.
    Oder …
    Konnte das möglich sein? Würde sie so tief sinken und ihre eigene Nichte dazu benutzen, um ihn von ihrer eigenen Verfolgung abzulenken?
    Sie musste gewusst haben, dass es das Einzige war, was er für sie tun würde. Sie musste gewusst haben, dass dieses Zittern in ihrer Stimme ihn stets an jene Augenblicke erinnerte, in denen sie wirklich verwundbar war, ihn wirklich brauchte. Und zwar nur ihn. Obwohl es ihr stets äußerst schwerfiel, dies zuzugeben, würde er immer wieder alles stehen und liegen lassen, um ihr zu Hilfe zu eilen, wenn ein solcher Moment eintrat.
    Verflucht clever!
    Gott, er hasste diese Frau.
    »Sie sollten etwas essen«, sagte Trevor, und Bobbie Faye starrte ihn eine ganze Minute lang an, bevor das wilde Durcheinander in ihrem Kopf sich so weit gelegt hatte, dass seine Worte zu ihr durchdrangen.
    »Ich werde Sie ganz sicher nicht hier rausschleppen, wenn Sie ohnmächtig werden.«
    Sie rührte sich nicht. Ihre Glieder fühlten sich so schwer an. Wieso waren sie bloß so schwer? Seit wann hatte sie zwei wabbelige Elefantenrüssel als Arme?
    »In Ihrer Tasche. Erinnern Sie sich? Aus dem Laden«, meinte er mit gerunzelter Stirn.
    Sie vermochte nicht einzuschätzen, ob in seinem Blick nun Ärger oder Sorge lag.
    »Sie haben einen Schock«, fuhr er fort, als sie sich immer noch nicht bewegte. »Essen Sie ein bisschen Schokolade, das wird Ihnen helfen.«
    »Können Sie mir bitte einen Softdrink rübergeben?«, erkundigte er sich. Sie runzelte die Stirn, kramte in ihrer Tasche jedoch nach einer Flasche Cola und einem Energieriegel für ihn.
    Softdrink.
    Okay, er kam also nicht aus dem Süden. Und schon gar nicht aus Louisiana, wo alles zunächst einmal »Cola« hieß und man erst dann die Marke nannte. Er war also kein Einheimischer, sondern ein Fremder. Wahrscheinlich wäre ihr Argwohn nicht so groß gewesen, würde er aus der Gegend stammen, das Piratenfestival und ihre Mom lieben, wie Marcel und Alex’ Jungs es taten. Doch so blieb er nur ein weiterer ganz großer Punkt auf ihrer Sorgenliste.
    Sie knabberte an ihrem Schokoladenriegel.
    In Gedanken wechselte sie von seiner seltsamen Wortwahl zu dem Moment, als sie die Cola gekauft hatten. Möglicherweise lag es daran, dass Trevor den Laden erwähnt hatte. Vielleicht hing es auch damit zusammen, dass sie endlich einen Moment lang Ruhe hatte, um darüber nachzudenken, aber die Bilder der Überwachungskamera aus der Bank, die der alte Earl ihnen auf seinem Laptop gezeigt hatte, liefen immer und immer wieder vor ihrem geistigen Auge ab.
    Die Betrachtung dieser Szene glich einer außerkörperlichen Erfahrung. Es hatte ihr ein schwereloses Gefühl gegeben, als würde sie in der Lobby der Bank über ihrem eigenen Ich schweben.
    Wieder und wieder schossen die Bilder durch ihren Kopf und überfluteten ihre Sinne. Hätte sie nicht irgendetwas Produktiveres tun sollen? Erneut biss sie in ihren Schokoladenriegel, kniff die Augen zusammen und versuchte, Trevor, das Boot und die Welt um sich herum aus ihren Gedanken zu vertreiben, hoffte, ihr Gleichgewicht und ihren inneren Frieden wiederzufinden.
    Doch die Szene kehrte immer wieder, so sehr sie sich auch dagegen wehrte. Da stand dieser nerdige Strebertyp, der die ganze Zeit über an seiner Windjacke herumnestelte, dauernd seinen Kragen richtete und sich mit den Händen durchs Haar fuhr. Wie komisch, dass er so nervös wirkte. Doch an diesem Morgen hatte sie gedacht, er wäre durch sie, ihre ungestüme Art, ein wenig verschreckt worden. Aber selbst als sie in den Bereich mit den Schließfächern verschwunden war, hatte die Kamera in der Lobby aufgezeichnet, wie er trotzdem weiter herumgezappelt hatte und immer wieder zusammengezuckt war. Dann hatte er einige Leute vorgelassen, was einfach nur … seltsam war. Man sollte doch meinen, dass er das Bestreben gehabt haben müsste, so schnell wie möglich wieder aus der Bank herauszukommen, wenn es schon sein Ziel gewesen war, sie auszurauben. Warum also hatte er noch Leute vorgelassen und die ganze Sache in die Länge gezogen?
    Sie kam mit ihren Überlegungen einfach nicht weiter.
    Die Ereignisse des Tages vermischten sich zu einem großen Wirrwarr und kamen ihr plötzlich wie die Gedankenfetzen während eines heftigen psychedelischen Trips vor. Langsam begann sie zu glauben, dass sie nicht mehr dazu in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen

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