Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
fuhren sie bestimmt um die zweihundert Stundenkilometer. Die Polizeiwagen vor ihnen schafften nicht mehr, sonst wären sie sicher noch schneller gewesen.
Trevor musste sich vorübergehend auf das Auto konzentrieren und runterschalten, denn gleich nach der Abfahrt von der Brücke kam eine scharfe Rechtskurve.
»Das hat nichts damit zu tun, dass du blöd wärest. Du bist viel klüger als die meisten Leute, die ich kenne. Und es geht auch nicht um Vertrauen. Du weißt verdammt gut, dass ich dir mein Leben anvertrauen würde. Du hast einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der mich manchmal kirre macht. Aber so bist du eben, ich verstehe es, und es ist okay. Aber ich wusste auch, dass du dich in einer Million Jahren niemals auf ein Date mit mir eingelassen hättest, wenn du zu der Auffassung gelangt wärest – irrtümlicher- und blöderweise – , dass zwischen uns in irgendeinem Bereich ein so großer Unterschied besteht, dass du ihn nicht auf irgendeine Art ausgleichen kannst. Mein Bundesagentengehalt war ja schon schwierig genug.«
»So schlimm bin ich nicht.«
»Ach nein? Willst du mich auf den Arm nehmen? Weißt du, was der Esstisch gekostet hat?« Sie schüttelte stirnrunzelnd den Kopf und versuchte angestrengt, sich zu erinnern, aber er redete schon weiter. »Ich weiß es haargenau. Neunundvierzig Dollar fünfundneunzig, und weißt du auch, wieso ich mir da so sicher bin? Weil du noch im Laden darauf bestanden hast, an den Geldautomaten zu gehen und die Hälfte des Betrages von deinem Konto abzuheben, damit du sie mir sofort bezahlen kannst. Ich wusste, dass dir dadurch nur noch fünf Dollar übrig blieben und dass du dir vorher im Kopf ausgerechnet hast, ob es nun sinnvoller wäre, eine Woche nicht zu Abend zu essen, den Tisch zu kaufen und mich glücklich zu machen oder mir zu gestehen, dass du ihn dir nicht leisten kannst. Und du hast dich dafür entschieden, nichts zu essen . Weil er für ›uns‹ war, durfte ich ihn nicht bezahlen. Wir mussten unbedingt teilen, weil nur das ›gerecht‹ wäre. Scheiß auf Gerechtigkeit. Mir ist die Gerechtigkeit so was von egal. Nur du bist mir wichtig. Du bist mein Zuhause. Du bist die Einzige für mich . Du bringst mich zum Lachen, und manchmal würde ich mir wegen dir am liebsten das Herz rausreißen, weil es vor lauter Sehnsucht nach dir so wehtut, aber dich zu lieben ist das Einzige, was ich tun kann. Und du darfst mir nicht vorwerfen, dass meine Familie zufällig Geld hat, Sundance. Dir ist Gerechtigkeit doch so wichtig. Nun, das wäre ungerecht.«
»Netter Versuch, Trevor, mir vorzuwerfen, dass ich dir deinen Wohlstand ankreiden würde. Na ja, möglicherweise hätte er mich schon ein bisschen eingeschüchtert, wer weiß, aber das werden wir ja nun niemals erfahren, nicht wahr? Ist es dir eventuell mal in den Sinn gekommen, dass diese Typen, die sich mit mir verabreden wollten, einfach nur Vollidioten waren, die die Piratenkönigin gern zu einer Kerbe in ihrem sauteuren Bettpfosten gemacht hätten? Und dass sie dermaßen selbstverliebt und abscheulich waren, dass nicht mal eine neureiche Zicke sie mit der Kneifzange angefasst hätte? Nein. Also, wann hättest du mir denn von dem Geld erzählt?«
»Nach unserer Hochzeit. Höchstwahrscheinlich.«
Sie drehte sich auf ihrem Sitz und starrte sein Profil an. Sie war entgeistert. Nein, das wäre eine Untertreibung. Ihr Entsetzen kollidierte frontal mit »Das hast du doch jetzt nicht ernsthaft zugegeben?«, und beide verloren durch technischen K.o.
Heilige gottverdammte Scheiße.
Er lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze. »Das war wohl dumm von mir, das sehe ich jetzt ein.«
»Meinst du? Unsere Beziehung, unser Zusammensein, das ist keine von deinen beknackten Missionen, und du hattest nicht das Recht, eigenmächtig zu entscheiden, mit welchem Wissen ich zurechtkomme und mit welchem nicht.«
Sein Blick war finster und sein Zorn beinahe greifbar. »So denkst du also? Du meinst, ich hätte dich die ganze Zeit über manipuliert?«
»Ach nee. Woher zum Donnerwetter soll ich denn überhaupt noch wissen, wie es tatsächlich zwischen uns aussieht, wenn nichts davon mehr mit der Realität zu tun hat?«
»Damit willst du mir also sagen, dass du nicht mehr weißt, wie deine Gefühle für mich aussehen? Dass das, was wir haben, nur das Produkt von Manipulationen ist?«
Tausend Dolche trafen sie. Ihre Haut brannte, die Flammen leckten an ihrem Herzen, bis sie das Gefühl hatte, nur noch ein Häufchen Asche auf einem
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