Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
ein Vollidiot«, brüllte sie ihm hinterher, was er mit einem Lachen quittierte. »Und hör auf, mich Baby zu nennen!«, keifte sie weiter und folgte ihm in den Flur. Er bog bereits ins Wohnzimmer ab, und sie verlor ihn kurz aus den Augen.
Sie bog um die Ecke und prallte an der Türschwelle beinahe in Cam hinein, der stehen geblieben war und gerade fragte: »Und wer zum Teufel sind Sie ?«
Riles saß auf der Couch und spielte mit einer der Angeln herum, die er sich vom Esstisch genommen hatte.
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Statistischer Anstieg von Panikattacken bei Therapeuten vor einem Bobbie-Faye-Ereignis: 12 %.
Seite 7 der Studie: »Therapeuten – der Kampfzonenblues«
Cam verfluchte im Geiste das letzte Glas Whisky, das er sich reingezogen hatte. Wäre er wachsamer gewesen, hätte er in der Minute, in der Bobbie Faye hier aufgetaucht war, seine Ersatzflinte aus dem Schlafzimmer geholt. Wo Bobbie Faye war, da gab es über kurz oder lang auch Schwierigkeiten – und die saßen jetzt in Form eines Fremden auf seinem Sofa und hatten eine Waffe neben sich liegen. Zwar hielt er sie nicht in der Hand, sodass Cam nicht sofort ebenfalls seine Pistole ziehen musste, doch sie lag nah genug bei ihm, um diesen Mann als potenzielle Bedrohung erscheinen zu lassen. Cam trat vor Bobbie Faye, die gerade durch die Tür kam, um sie zu schützen. Er spürte ihr kurzes Zögern.
»Wie zum Donnerwetter bist du hier reingekommen?«, fuhr sie den ungebetenen Gast an. Der zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Du solltest auf mich warten! Ich habe die Tür wieder abgeschlossen! Ich habe den Alarm eingeschaltet!«
»Du kennst diesen Typen?« Er sah von seiner Ex – die außer sich vor Wut und rot angelaufen war – zu dem Kerl auf seinem Sofa, der aufreizend gelassen blieb. Sicher war er vom Militär. Oder ein Ex-Cop. Der Typ hatte seine Füße auf Cams Couchtisch abgelegt – nicht nur aus Bequemlichkeit, wie Cam begriff, sondern auch, um ihm mit voller Absicht zu demonstrieren, dass er noch über eine weitere Waffe verfügte. Hätte er Interesse daran gehabt, sich bedeckt zu halten, hätte er gewartet, sich versteckt oder zumindest seine Waffen verborgen. Sein betont lässiges Benehmen verriet Cam, dass dieser Kerl sehr gut mit seinen Waffen umzugehen wusste, und zwar schnell, ohne zu zögern und ohne Skrupel.
»Es ist meine Aufgabe, auf dich aufzupassen«, stellte er knapp und bissig klar. Er hatte den Kuss gesehen. Und er störte sich daran? Wer zur Hölle war er?
»Und darum bist du eingebrochen ?« Bobbie Faye, deren Wut einem Tsunami glich, blickte zu Cam. »Er ist eingebrochen. In dein Haus.«
»Ist mir aufgefallen.«
»Kannst du ihn nicht festnehmen? Wegen Einbruchs und Hausfriedensbruchs und ganz im Allgemeinen, weil er so ein absoluter Scheißkerl ist?«
Der Mann gab ein höhnisches Schnauben von sich. »Ich glaube nicht, dass mich jemand dafür verhaften wird, dass ich dir ordentlich auf den Wecker gehe. Eher kriege ich eine Medaille dafür. Außerdem, wenn er erst mal hört, weshalb ich hier bin, wird er keinen Widerspruch mehr einlegen.«
»Möchtest du mir das vielleicht erklären?«, fragte Cam Bobbie Faye, die ihre Finger in den gepolsterten Sessel krallte, um nicht auf Riles loszugehen und ihm seine klugscheißerische Visage zu polieren.
»Dies«, verkündete Bobbie Faye und deutete dabei auf den Mann, der weiterhin seelenruhig die Angel auswarf und dann wieder einzog, »ist Riles. Ein Kumpel von Trevor aus Spezialkommandozeiten, angeblich ein ausgezeichneter Scharfschütze und definitiv ein Arschloch erster Klasse. Riles, das ist Cam. Polizeibeamter bei der State Police. Ein Mittelklassearschloch, aber mit Potenzial nach oben. Nachtragender Typ. Ihr zwei müsstet euch gut verstehen.«
»Was haben Sie in meinem Haus zu suchen? Und wie lange sind Sie schon hier?« Und was genau haben Sie mitgehört?
Cam kam sich dermaßen idiotisch vor. Natürlich wollte er, dass Bobbie Faye verstand, dass sie im Begriff war, einen Fehler zu begehen. Bobbie Faye gab Fehler grundsätzlich nie zu, sondern verbiss sich in sie, wühlte sich mit grimmiger Entschlossenheit in sie hinein und häufte einen Schutzwall um diesen Fehler herum auf wie ein Biber, der einen Fluss aufstaut. Das hatte er schon so oft erlebt, und langsam lief ihm die Zeit davon. Er würde sie dazu zwingen müssen, sich diesem Fehler zu stellen. Er musste es für sie tun, und für sich selbst, verflucht, und für ihre Zukunft, denn sie hatten verdammt noch mal wirklich eine
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