Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
sie keine verräterischen Ausbuchtungen feststellen, die auf einen versteckten Beobachter hinwiesen, der sich an einen Stamm schmiegte. Aber ein Schütze, der mit derartiger Präzision Granaten verschoss, würde solch einen Anfängerfehler auch nicht begehen. Trevor konzentrierte sich auf ihre Umgebung, und ihm war klar, dass dies weder der angemessene Ort noch der richtige Zeitpunkt für einen Streit mit Moreau war.
Aber er konnte es einfach nicht lassen. Nicht mit einem Bild von diesem Kuss im Kopf, von dem Bobbie Faye erzählt hatte.
»Du tust ihr weh«, zischte Trevor leise. »Und du machst dir selbst was vor. Sie hat sich entschieden. Respektier das, und zieh dich zurück.«
»Damit du sie ausnutzen kannst? Sie ist wegen Mitchs Tod völlig fertig und schläft und isst nicht – oh ja, ich sehe doch, was vor sich geht. Ich kenne sie besser als du, du Arsch.« Moreaus Tonfall war ruhig, vernichtend, und er sprach so leise, dass niemand sonst sie hören konnte. »Was empfindet sie denn dir gegenüber? Schuld. Du überrumpelst sie, und ich werde nicht einfach danebenstehen und dabei zusehen, bloß weil du zu egoistisch bist, um es zu begreifen und etwas zu unternehmen.«
In etwa zwölf Metern würden sie auf offenes Gelände stoßen und sich ohne den Schutz von Bäumen, Büschen oder hohem Gras voranrobben müssen.
»Sie wird meine Frau«, entgegnete Trevor und drehte sich nach dem Mann um. Die Wut pochte so laut in seinen Ohren, dass er nicht anders konnte. »Und wenn du sie jemals wieder küsst, dann werde ich dich zweiteilen.«
16
»Der Richter hat entschieden, dass Sie Bobbie Faye persönlich davon unterrichten müssen, dass ihr Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme am Aggressionsbewältigungskurs für ungültig erklärt wurde.«
»Na bitte, ich wusste doch, dass er mich hasst.«
Jackie Kessler und Dakota Cassidy, Justizangestellte
Bobbie Faye und Riles näherten sich den verlassenen Ställen von der Straße her. Die Türen der Scheune standen offen, denn die Pferde drängten sich mitsamt den Trainern, Stallburschen und ihren Besitzern in einiger Entfernung auf dem benachbarten Feld. Bobbie Faye konnte sie undeutlich stampfen und wiehern hören, sah die bunten Decken, die man ihnen über die Rücken gelegt hatte, und ihr unruhiges Tänzeln, jedoch alles nur sehr verschwommen.
Der Rettungswagen reduzierte das Tempo auf Schrittgeschwindigkeit, und der Fahrer lenkte den Wagen um die Trümmer herum, die die Granaten produziert hatten. Neben den qualmenden Überresten einer Sitzecke und einigen verbogenen Stühlen, die die Wucht der Explosion fortgeschleudert hatte, brannte ein Flachbildfernseher vor sich hin. Große, angekokelte Blechfragmente der Hausfassade lagen überall herum wie Eisschollen in einem Meer aus Schutt. Obwohl ihr Arm höllisch schmerzte und sie sich nur zu gern in die kompetente Pflege einiger Notärzte begeben hätte – ganz besonders, wenn sie Schmerzmittel und Bandagen dabeihatten – , so fand sie es auch angenehm, dass die Ambulanz sich nur langsam näherte, denn sie wusste, dass die Geschichte, wie Bobbie Faye in einem BAMA -T-Shirt von einem Notarztwagen abtransportiert wurde, die Nachrufschreiber von Lake Charles äußerst glücklich machen würde. (Bobbie Faye hatte sowieso schon genug Schwierigkeiten mit dieser Erin Lugo, die bereits dreimal vorschnell Nachrufe auf sie veröffentlicht hatte. Ganz besonders ärgerte sie sich über dieses eine Mal, als sie doch tatsächlich behauptet hatte, Bobbie Faye habe sich so sehr an gekochten Langusten überfressen, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste, wo sie dann – zumindest laut Erins umfassender Schilderung – eines langen, schmerzhaften Todes gestorben sei.)
Die Ambulanz kroch weiter auf sie zu, bahnte sich ihren Weg durch zerstörte Barhocker und Bodenfliesen. Bobbie Faye sah ihr sehnsüchtig entgegen und schätzte die Entfernung zwischen dem Gefährt und ihrem Standpunkt.
»Ich werde dich nicht tragen«, fuhr Riles Bobbie Faye an. Trevor und Cam waren bereits fort und auf dem Weg zum Wasserturm.
»Keine Sorge, du Klette, noch hatte ich keine Stirnlappenlobotomie und kann alleine laufen.«
»Wie kriegst du das nur hin? Mit einer Freundin wie dir wundert es mich wirklich, dass Trevor sich nicht einfach auf die Granate geschmissen und es hinter sich gebracht hat.«
Sie waren weiter auf den Rettungswagen zugegangen, doch nun blieb Bobbie Faye stehen und drehte sich nach Riles um, der absolut und vollkommen
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