Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
und Cam in diese Richtung davongerannt waren, oder er hatte instinktiv geahnt, dass Trevor hier nachsehen würde, und dieses Beweisstück hinterlassen … um …
Herrgott noch mal . Um ihn abzulenken. Was bedeutete, dass MacGreggor wusste, dass Trevor Bobbie Faye nur mit einem einzigen Beschützer zurückgelassen hatte.
Die Sirenen setzten abrupt aus – alle auf einmal – , als hätte jemand den Befehl dazu erteilt, und die unheimliche Stille, die darauf folgte, beunruhigte Bobbie Faye, die gerade mit Riles in die finstere Scheune schlüpfte. Im schummerigen Licht, das in dem riesigen Gebäude herrschte, ließen sich nur Umrisse ausmachen, und obwohl die Tore offen standen, hingen schwere Gerüche in der Luft: Leder, Pferdemist, Pferdeschweiß, zudem andeutungsweise der Duft von Sattelseife und Gerste. Das lang gestreckte Gebäude war durch einen Mittelgang in zwei Hälften geteilt. Auf der linken Seite lagen die Ställe und auf der rechten Sattelkammern und Büroräume. Bobbie Faye und Riles hetzten weiter, wobei ihre Flipflops auf den Betonboden klatschten. Bei all dem Lärm, den sie verursachten, hätten sie sich auch gleich ein Schild mit der Aufschrift »Folgt uns, folgt uns« um den Hals hängen können.
Riles seufzte, wie es eben Menschen tun, die ein schweres, schweres Kreuz zu tragen haben, und Bobbie Faye befand, dass es seine eigene blöde Schuld wäre, wenn sie erschossen würden, denn schließlich war er der Idiot gewesen, der ihr die Schlappen gekauft hatte. Andererseits führten sie in Tankstellenshops nun mal selten Nikes .
Sie hetzten auf den Hinterausgang zu. Riles stieß die Tür vorsichtig mit dem Fuß auf und versteckte sich dabei neben dem Türrahmen. Sofort bohrten sich Kugeln ins Holz der Tür, und er sprang zurück und riss Bobbie Faye mit zu Boden.
»Diese Sanitäter können unmöglich so schnell um das Gebäude herumgerannt sein.«
»Nein, das war ein M110. Ein Scharfschützengewehr – kam erst vor wenigen Jahren auf den Markt. 7,62-Millimeter-Kugeln. Und es hat einen Schalldämpfer – darum haben wir nichts gehört.«
»Oh Mann, als ob ich wegen eines X-Chromosoms mehr nicht kapieren würde, was ein ›Schalldämpfer‹ bewirkt. Vielen Dank auch.«
»Was bedeutet«, fuhr er betont genervt fort, »dass sie Unterstützung bekommen haben. Dieser Schuss wurde vom Wald jenseits des Feldes aus abgegeben.« Prüfend wanderte sein Blick durch den Stall, während Bobbie Faye das Tor, durch das sie hereingekommen waren, im Auge behielt. »Wir verstecken uns. Dort drüben«, beschloss er und nickte in Richtung einer Ecke, die – zumindest Bobbie Fayes Ansicht nach – wie ein gemütliches Plätzchen zum Sterben aussah. Wenn sie erschossen würden, könnten sie sich zumindest in die Satteldecken sinken lassen, die dort aufgestapelt lagen. »Keine Sorge«, meinte Riles, »ich glaube, sie wollen nur mich umbringen.«
Sie schielte nach dem Hühnerfuß, der nun nicht mehr nur schwarz war und vibrierte, sondern irgendwie auch zu … pulsieren schien.
»Oh, igitt«, keuchte sie und streckte die Hand von sich.
»Wozu genau ist dieser Hühnerfuß noch mal gut?«
»Offenbar zu nicht viel, denn du bist immer noch hier.«
»Du brauchst schon mehr als ein Hühnerbeinchen, um mich loszuwerden.«
»Dann alarmiere ich eben den Colonel von Kentucky Fried Chicken.«
Just in diesem Moment schob sich der jüngere der beiden Sanitäter um eine Säule und legte auf Riles an.
Trevor und Cam erreichten die Scheune rechtzeitig, um mitzuerleben, wie die Tür, die Riles vorsichtig aufgeschoben hatte, von einem Kugelhagel getroffen wurde. Sie lagen hinter einem Weidezaun flach auf der Erde und starrten in Richtung des Waldes, aus dem die Schüsse gekommen waren. Es sah ganz danach aus, als hätten sie endlich MacGreggors Männer »gefunden«. Trevor wusste, dass er sich darauf verlassen konnte, dass Riles sich in der Scheune verschanzte und auf Bobbie Faye aufpasste. Zu ihrer Linken kamen nun allerdings zwei Polizisten angerannt, die die Schüsse ebenfalls gehört hatten.
»Sag ihnen, sie sollen verschwinden. Dass jemand uns für die Schützen hält, wäre das Letzte, was wir gebrauchen können«, wies Trevor Moreau an, ließ ihn dann allein und rannte auf den Wald zu.
Mist, Pferdeschweiß, Heu und Hafer, altes Leder und der Rauch von dem Schutt, der draußen vor der Scheune verbrannte – dies alles prasselte auf Bobbie Fayes Gehirn ein. In solchen extremen Augenblicken waren es immer die Gerüche, die
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