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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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wütend machen. Wie auch immer, machen Sie sich keine Sorgen -
wir werden ihn finden. Die Behörde wird jeden Stein einzeln umdrehen, bis wir
Bobby Z gefunden haben und ihn zu...«
    »Sie werden ihn nicht finden«, unterbricht ihn Luis ruhig. Er sagt es
nicht vorwurfsvoll, sondern ganz beiläufig. »Wir werden ihn
finden.«
    Das kann sich Gruzsa lebhaft vorstellen. Die meisten Leute glauben,
Kalifornien sei mehr oder weniger ein Teil der Vereinigten Staaten, aber wenn
man so erlebt, was Tad Gruzsa erlebt, weiß man, dass es eigentlich zu Mexiko gehört.
Diese verfluchten Bohnenfresser sind überall und nirgends; selber sind sie
unsichtbar, aber nichts entgeht ihnen. Sie sehen alles, sie hören alles, aber
sie sagen nichts, außer zu ihresgleichen.
    Luis Escobar kann da draußen auf eine ganze Armee zurückgreifen - ein
paar Soldaten, die aktiv suchen, aber ein ganzes Heer von Kundschaftern, die
ihm alles berichten, was sie sehen.
    Nein, du siehst sie nicht, diese Mexikaner in Kalifornien, denkt
Gruzsa, während er in das steinerne Gesicht von Luis Escobar blickt. Aber sie
sehen dich.
    Hals- und Beinbruch, Tim Kearney.
    »Nun denn, Luis«, sagt Gruzsa, »ich muss Sie eindringlich davor
warnen, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen, denn...«
    »Würden Sie mich dafür belangen?«
    Gruzsa stellt sich, als müsste er darüber ein paar Sekunden
nachdenken, bevor er antwortet: »Nein, Luis. Tun Sie, was Sie für richtig
halten. Jorge war mein Freund.«
    »Carnal.«
    »Blut von meinem Blut, Luis.«
    Von wegen Blut von meinem Blut. Scheiß drauf.
    Ihr könnt mich mal.
    Kreuzweise.
    One Way liegt unter der Parkbank. Jetzt rührt er sich und linst unter
seiner Poncho-Kapuze hervor. Die Wolken über dem Meer sind pinkrosa, und der
Strand ist noch menschenleer. Er schnuppert, blickt sich um, schnuppert noch
einmal. Dann kriecht er unter der Bank hervor, drückt seine kalten, steifen
Knie durch und blickt auf den Ozean hinaus. Etwas ist anders.
    Wieder schnuppert er, kratzt sich den struppigen Bart und fährt sich
mit den Fingern durch das schmutzige, lange Haar. Er wendet dem Meer den Rücken
zu und blickt nach Osten, wo die Sonne gerade über den Hügeln von Laguna
aufsteigt. Er prüft, wie die Luft im Osten riecht.
    Schaut wieder zum Meer.
    Dann hüpft er in die Luft und ruft: »Er ist wieder da! Er ist wieder
da!«
    Er rennt hinunter zum Meer, springt bis zu den Knöcheln in die flache
Brandung und fängt an, sich mit dem eisigen Wasser zu bespritzen. Er schreit:
»Er ist zurückgekommen! Er ist wieder da! Bobby Z ist wieder da!«
    Das geht so lange weiter, bis er die Aufmerksamkeit der Polizei von
Laguna auf sich gelenkt hat, die allerdings hocherfreut darüber ist, dass One
Way sich wäscht, und erst noch ein bisschen abwartet, bevor sie ihn in die
Klinik bringt.
    One Way ist das egal. Klatschnass vom Meerwasser, in eine Decke
gehüllt, die Hände in Handschellen, sitzt er auf dem Rücksitz des
Streifenwagens und lächelt, lacht und ruft es jedem zu, der die gute Nachricht
hören will.
    Bobby Z ist wieder da.
    »Er kommt aus dem Osten«, flüstert One Way der Krankenschwester zu.
     
    Gut eine Stunde nach Sonnenaufgang findet Tim, wonach er gesucht hat.
Das Risiko, bei Tageslicht weiterzugehen, ist er eingegangen, weil er glaubt,
einen anständigen Vorsprung zu haben, und weil die Chance, einen guten
Lagerplatz zu finden, in jedem Fall Vorrang hat.
    Der Lagerplatz liegt etwa fünfzig Meter hoch in einem Canyon, in den
unteren Ausläufern einer Hügelkette. Es ist eine kleine Mulde unter einer
Felsplatte, mit einem schönen großen Felsbrocken direkt davor. Wenn er seitlich
an diesem Felsen vorbeilinst, kann Tim die gesamte Ebene unter ihnen
überblicken. Und was er sehen kann, darauf kann er auch schießen, denkt er.
    Er lässt Kit draußen am Hang von seinem Rücken gleiten und sucht
zuerst die Höhle nach Schlangen ab, bevor der Junge hineinkriechen darf. Er
setzt ihn ab, sagt zu ihm, er solle keine Angst haben, er sei in einer Minute
zurück. Dann bricht er einen Papageienbaumzweig ab und bringt eine gute halbe
Stunde damit zu, seine Spur zu verwischen und eine neue zu legen, die hinten an
der Höhle vorbei und dann tiefer in den Canyon hineinführt.
    Gib den bösen Jungs wenigstens die Chance, an der Höhle
vorbeizugehen. Auf alle Fälle ist es immer besser, wenn man einen Gegner in den
Rücken schießen kann, sofern man die Gelegenheit dazu hat.
    Als er endlich in die Höhle kriecht, eröffnet ihm Kit, er habe

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