Bobby Z
vor sich hin torkelt, und dann wieder die Sonne, und dann
trinkt der Typ sein letztes Wasser, und wieder die Sonne, und der Typ bricht
zusammen. Und dann sieht man die Sonne und die Geier, die am Himmel ihre Kreise
ziehen.
Ach, vergiss es, denkt Tim, und scheiß auf Beau
Geste. Schau lieber, dass du es bis Sonnenaufgang zu dem nächsten
Höhenzug da drüben schaffst und einen Platz zum Ausruhen findest. Wo ihr eine
Weile aus dem Weg und im Schatten seid. Er weiß genau, wonach er suchen wird:
nach einem kleinen Loch unter einem Felsbrocken mit ein wenig Schatten und
einer guten Aussicht.
Damit er sehen kann, wer ihnen noch auf den Fersen ist.
Aber dafür braucht er eine Anhöhe, und da er sich sowieso langsam
beeilen muss, um den Wettlauf gegen die Sonne zu gewinnen, beschließt er, doch
ein bisschen zu joggen. Der Junge wacht kurz auf, gewöhnt sich aber schnell an
den neuen Rhythmus und schläft wieder ein.
Tim läuft auf die Hügel zu, die im Dämmerlicht langsam
schokoladenbraun werden.
Johnson fährt in seinem Truck etwa fünfzehn Kilometer in Richtung Ocotillo
Wells, biegt dann auf eine alte unbefestigte Straße ab und folgt ihr
zweieinhalb Kilometer durchs Unterholz. An einem zerfallenen Schuppen aus
Adobeziegeln mit einem halb abgerissenen Wellblechdach hält er an.
Er parkt den Lastwagen und geht hinein. In dem Schuppen ist es dunkel.
Es gibt keine Fenster; das einzige Licht spendet eine stinkende und spritzende
Kerosinlampe auf einer umgedrehten Kabelspule, die offenbar als Tisch dient.
Die ganze Bar ist mit irgendwelchem Sperrmüllplunder eingerichtet. Die Stühle
stammen wohl direkt von der Müllhalde, die Kabelspulen kommen noch aus der
Zeit, als sie Telefonkabel nach Borrego verlegten, und zum Sitzen gibt's ein
paar Getränkekisten von damals, als sie die Getränke noch in Flaschen
abfüllten.
Der Tresen selbst ist einfach ein Brett aus Sperrholz, das sie auf ein
paar Sägeböcke genagelt haben, aber das macht keinen großen Unterschied, weil
die Indios sowieso einfach hereinkommen und sich den Mescal holen, mit dem sie
sich dann zuschütten.
Momentan liegen gerade drei oder vier von ihnen herum und schlafen den
Rausch der letzten Nacht aus.
Der ganze Laden stinkt, denkt Johnson. Es riecht nach Scheiße, und er
fragt sich, wann wohl das letzte Mal jemand draußen im Scheißhaus klar Schiff
gemacht hat, indem er einen Kanister Benzin und ein Streichholz ins Loch hinuntergeworfen
hat.
Johnson stellt einen Stiefel auf einen der schlafenden Indios am
Boden.
»Wo ist Rojas?«, fragt er.
Der schmächtige Indio blickt zu ihm hoch und blinzelt.
Auf der Menschenskala der Gegend sind diese Jungs hier wohl das
Allerletzte, denkt Johnson. Wenn die Weißen an der Spitze sind, und das sind
sie hundert Pro, und die Mexikaner weit abgeschlagen an zweiter Stelle und die
Cahuillas an dritter, dann lässt sich schwer sagen, wo diese kleinen braunen
Brüder hier rangieren.
Es sind nämlich noch nicht mal Cahuillas. Sie gehören einem Stamm an,
der so klein ist, dass sie seinen Namen vergessen haben oder es vorziehen, ihn
nicht zu nennen. Ein so jämmerliches, armseliges Menschenhäuflein, dass sie
selbst das bisschen, was sie einmal hatten, auch noch verloren haben. Und da
liegen sie jetzt, benebelt vom Mescal, vom Klebstoffschnüffeln und Inhalieren
von Lackdämpfen, und sind zu absolut nichts anderem zu gebrauchen als zum
Fährtensuchen.
Im Fährtensuchen sind sie besser als Kojoten, und genau deshalb hat
Johnson den langen Weg hierher auf sich genommen, um Rojas zu finden.
Rojas richtiger Name ist Lobo Rojas - Roter Wolf, nach dieser kleinen
mexikanischen Wolfsart, die man hierzulande erst vor Kurzem ausgerottet hat.
Die kleinen Scheißer rissen nämlich mit Vorliebe Kälber im Frühjahr, weshalb
die hiesigen Rancher es gerade rechtzeitig geschafft haben, mit ihnen kurzen
Prozess zu machen, bevor diese Ärsche von Tierschützern auftauchten, um die
kleinen Killer zu retten.
Jedenfalls findet Johnson, dass Rojas sich einen passenden Spitznamen
ausgesucht hat, denn er ist der beste kleine Killer, der jemals auf zwei Beinen
durch die Weltgeschichte gelaufen ist.
»Also, wo ist Rojas?«, fragt Johnson.
»Hinteres Zimmer«, krächzt der Mann. Er schielt fürchterlich, und um
den Mund hat er einen kleinen Ring aus Goldlack. Gold ist beim Schnüffeln aus
irgendeinem Grund ihre Lieblingsfarbe.
Hinteres Zimmer.
Johnson lässt seine Pistole aus dem Halfter in seine Hand gleiten und
tritt die Tür zu dem
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