Bobby Z
wirklich, ich würde so was tun?«
»Ich weiß nicht.«
»Bobby...«
Der Mönch sieht aus dem Fenster, während er spricht. Es ist immer noch
diesig, aber er schaut durch den Dunst zum Strand unter der Klippe und sieht
eine Frau, die mit einem kleinen Jungen Frisbee spielt. Das Kind müsste
eigentlich in der Schule sein, denkt der Mönch.
»Ich will, dass du mir in die Augen siehst und es mir sagst, Mönch«,
sagt Tim. »Schau mir verdammt noch mal in die Augen und sag mir, dass du so was
nicht machen würdest.«
»Das wäre mir nur recht.«
»Ziemlich cool«, sagt Tim. »Also gut. Die Höhle am Salt Creek, heute
Abend. Elf Uhr. Und komm diesmal allein, zum Teufel.«
»Die Höhle?«, der Mönch lacht. »Was für ein Spiel spielen wir, Bobby?
Schatzinsel oder was? Sind wir wieder Kinder?“
»Weißt du, was ich glaube, Mönch?“
»Was glaubst du, Bobby?«
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, denkt Tim. Der Typ scheint mit
Bobby ein kleines Spielchen spielen zu wollen. Und offenbar glaubt er, dass er
das tatsächlich auch schafft.
»Ich glaube, du bist wie eine Bank«, sagt Tim. »Du hast so lange auf
mein Geld aufgepasst und glaubst, es gehört jetzt dir.«
»Es ist alles hier und gehört dir«, sagt der Mönch. »Metaphorisch
gesprochen. Ich meine, das meiste davon ist flüssig, du kannst es also haben,
wann immer du willst. Der Rest steckt in langfristigen Investitionen - Fonds,
Immobilien...«
»Im Moment bin ich an dem flüssigen interessiert«, sagt Tim, »und es
wäre besser, wenn es in meine Richtung fließen würde und einiges in Richtung
Huertero.«
»Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist...«
»Oder so ähnlich, ja«, sagt Tim, dem es völlig schleierhaft ist, was
denn ein Kaiser mit der ganzen Sache zu tun hat. »Du wirst heute Abend da sein,
du wirst die Kohle mitbringen, und du wirst allein kommen. Oder du kannst dein
Testament machen, kapiert? Capito, Mann?«
»Ich verstehe.«
Der Mönch hängt ein und geht auf die Veranda hinaus. Die Sonne brennt
langsam den Nebel weg, und es wird wieder ein schöner, kalifornischer Tag.
Noch so ein Tag im Paradies, denkt der Mönch.
Tim sitzt auf der kleinen Veranda des Wohnmobils und blickt zu Kit und
Elizabeth hinüber, die am Strand herumtoben.
Er sitzt da mit dieser coolen Sonnenbrille auf der Nase, die er unten
in Laguna gekauft hat, hält das Gesicht in die Sonne, die ihn regelrecht brät,
und starrt dabei auf das blaue Wasser und die Brandung, die so gleichmäßig ist,
dass es aussieht, als hätte jemand mit Kreide eine Linie vor dem Ozean gezogen.
Das ist Kalifornien, und es ist unheimlich cool.
Tim denkt, dass das Leben eigentlich eine ziemlich gute Sache ist,
wenn man es behalten kann.
Kit rennt herum und strahlt über das ganze Gesicht. Kit kann ums
Verrecken keinen Frisbee werfen, sondern schleudert ihn nur wild durch die
Gegend, zu Elizabeth, die es auch nicht viel besser kann oder zumindest so tut.
Sie wirft ihn zurück, und der Junge rennt dem davonsegelnden Frisbee hinterher
und lacht dabei wie ein Idiot und jauchzt vor Vergnügen, wenn er in das kalte,
knöcheltiefe Wasser laufen muss, um ihn zu holen.
Und selbst eine absolute Superniete, ein staatlich anerkannter,
asozialer Berufsverbrecher wie Tim Kearney weiß, dass dieses Kind im siebten
Himmel ist, weil es, wenigstens für eine kleine Weile, das große
Vater-Mutter-Kind-Geschenkset bekommen hat und so lange damit spielen will,
wie es nur geht.
Tim zieht sein Hemd aus und reibt sich mit Sonnenmilch ein. Er findet
es einfach geil, in der Sonne zu sitzen, auf das Rauschen der Brandung zu
hören, die salzige Luft zu riechen und die kühle Brise zu genießen, die über
seine Brust streicht. Und vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben fühlt er
sich so richtig relaxed.
Er weiß natürlich, dass es gefährlich ist, sich relaxed zu fühlen,
aber im Moment ist es ihm egal. Heute Abend muss er sich vermutlich wieder als
Krimineller betätigen, aber momentan hat er ein Plätzchen am Strand und eine
schöne Frau und einen goldigen kleinen Jungen, und als er damals im Knast saß
und seiner lebenslangen Haftstrafe entgegensah, hat er nicht einmal im Traum
daran gedacht, das Leben könnte einmal so aussehen wie jetzt.
Dann bemerkt Kit, dass Tim gerade relaxt, und findet das offenbar
unsportlich, denn er ruft ihm zu, er solle mitspielen. Tim leistet zuerst den
erwarteten Widerstand und trottet dann hinunter zum Strand, um Frisbee
mitzuspielen. Elizabeth wirft ihm ein paar süße,
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