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Boccaccio

Boccaccio

Titel: Boccaccio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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ent-
    behrte, aber auch schon zu jener Zeit eine der schönsten
    Kirchen von Florenz gewesen ist.
    
    Diese Sieben, da sie sich unter gemeldeten Umstän-
    den nicht allein in beständiger Todesgefahr, sondern
    auch jeglicher Freude und Lustbarkeit durchaus be-
    raubt sahen, beschlossen auf den Rat der Pampinea,
    welche die Älteste von ihnen war, sich in Gesellscha
    auf das Land zu begeben und dort einige Zeit in Ruhe
    und heiteren Gesprächen zu verweilen, wobei sie die
    gegenwärtige Trauer und Bangnis ein wenig verges-
    sen könnten. Und siehe, während sie noch über einige
    etwa passende Begleiter und über den Ort ihres Aufent-
    haltes beratschlagten, traten drei edle Jünglinge in die-
    selbe Kirche, von welchen jeder in eine unter diesen
    Damen verliebt war. Ihnen eröffnete Pampinea, wel-
    che mit einem derselben verwandt war, ihr Vorha-
    ben und forderte sie auf, als Führer und Kavaliere
    mit ihnen zu kommen; und sogleich waren die jun-
    gen Herren, wie man sich denken kann, von Herzen
    gern dazu bereit. Auch diejenigen von den Mädchen,
    welche anfänglich einige Scheu gehabt hatten, freuten
    sich nun darüber, denn es war sogleich vereinbart wor-
    den, daß Sitte und Ehrbarkeit in jeder Weise gewahrt
    blieben.
    Also begab sich diese hübsche und fröhliche Gesell-
    scha edler junger Leute aus der Stadt und hatte die
    Wahl des Aufenthaltes zwischen gar vielen Landsitzen,
    denn infolge der Pest stand auch auf dem Lande alles
    leer und verlassen. Nur zwei Meilen weit vor den Toren
    fand sie denn auch auf einem Hügel gelegen einen Pa-
    last in der schönsten Umgebung, von Blumenmatten,
    

    Die fröhliche Gesellscha
    wohlriechenden Gebüschen und Bäumen und fließen-
    dem Wasser umkränzt, mit Garten, Hof und Brunnen;
    auch waren Säle, Kammern und Keller wohl versehen.
    Hier ließen sie sich mit großem Vergnügen samt ihrer
    mitgebrachten Dienerscha nieder, und der Jüngling
    Dioneus war der erste, welcher allen vorschlug, die
    Sorgen in der Stadt dahinten zu lassen und sich, so
    lange es ihnen gefiele, heitere Tage zu machen.
    Alsbald schien es ihnen, auf den Rat der Pampinea,
    gut, daß an jedem Tage einer aus der Gesellscha zum
    Könige ernannt würde, welcher die übrigen samt der
    Dienerscha zu beherrschen und alles zum Wohlbeha-
    gen und zu guter Unterhaltung Dienliche anzuordnen
    habe. Und es wurde für diesen ersten Tag als Königin
    die Pampinea gewählt. Diese wieder bestimmte einen
    
    aus der Dienerscha zum Seneschall, andere zum Auf-
    warten, zum Kochen und zu sonstigen Diensten, wie in
    einem wohleingerichteten Hofstaat. Hierauf begab
    sich jedermann, wohin er wollte, und betrachtete die
    schönen Gärten, Säle, Lauben, Wiesen, Brunnen und
    Quellen, bis es Zeit zu Tische war. Die Tafel war voll
    von trefflichen Speisen und ganz mit Ginsterblüten be-
    streut, es fehlte nicht an blanken Gläsern noch an Hand-
    wasser und weißem Linnengedeck. Nach der Mahlzeit
    aber suchte jeder sich einen Ort zur Ruhe und schlief
    eine Weile, bis die Königin aufs neue alle zusammen
    berief und auf einen schattigen Rasenanger führte.
    Nachdem sie ein wenig getanzt und gesungen hatten,
    standen wohl Schach- und Damenbretter und genug
    andere Spiele bereit, allein der Königin und auch allen
    anderen schien es unterhaltsamer und erfreulicher, daß
    jeder eine Geschichte, die er wisse, vortrage. So er-
    zählte also jeder eine nach seinem Belieben, und am
    Ende der zehn Novellen war es Abend geworden, und
    sie beschlossen diesen ersten Tag damit, daß Emilia eine
    schöne Canzone sang, während Lauretta einen Tanz
    dazu aufführte, von Musikinstrumenten begleitet.
    Darauf übertrug die Königin ihr Regiment an Philo-
    mena, und diese hübsche und kluge junge Dame ord-
    nete an, es sollten am Tage ihrer Regierung solche
    Geschichten erzählt werden, in welchen einer aus gro-
    ßem Unheil unerwartet doch noch entrinnt und ein
    glückliches Ziel erreicht. In einer ähnlichen Weise ver-
    liefen alle zehn Tage und zwar in dieser Ordnung:
    
    Erster Tag: Unter der Königin Pampinea erzählt ein
    jeder, was ihm beliebt und einfällt.
    Zweiter Tag: Unter der Königin Philomena werden
    die Schicksale solcher vorgetragen, welche unerwartet
    aus großem Unheil zu neuem Glücke hervorgingen.
    Dritter Tag: Unter der Königin Neiphile spricht man
    davon, wie einer durch Scharfsinn ein ersehntes Ziel
    erreichte oder etwas Verlorenes zurückgewann.
    Vierter Tag: Unter dem König

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