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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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auf den Stuhl, ich setzte mich und sah das Foto an der Wand. Na bitte, Storming Norman im Tarnpyjama, unter dem Gesicht eine lange handschriftliche Widmung.
    Auf die Entfernung konnte ich die Schrift nicht entziffern, aber ich hätte meine gesamte Barschaft darauf verwettet, daß da irgendwo die Worte »Arsch« und »Aufreißen« standen. Daneben hing ein größeres Foto von Barnes in einer Art Overall und mit einem Pilotenhelm unter dem Arm.
    »Britisch?« Er nahm die Brille ab und ließ sie auf den Tisch fallen.
    »Bis ins Mark, Mr Barnes«, sagte ich. »Bis ins Mark.« Er meinte natürlich »britische Armee«. Wir tauschten ein trockenes, militärisches Grinsen, das dem anderen sagen sollte, wie sehr wir diese fliegenbedeckten Scheißhaufen haßten, die rechtschaffenen Männern die Hände banden und das dann Politik nannten. Als wir genug davon hatten, sagte ich: »David Solomon.«
    »Was kann ich für Sie tun, Mr Solomon?«
    »Ich nehme an, Ihr Sekretariat hat Sie informiert, Sir, daß ich zu Mr O’Neals Ministerium gehöre. Mr O’Neal hat da ein paar Fragen, bei denen er auf Antworten von Ihrer Seite hofft.«
    »Schießen Sie los.« Die Worte gingen ihm leicht über die Lippen, und ich fragte mich, wie oft und in wie vielen verschiedenen Situationen er sie schon gesagt hatte.
    »Es handelt sich um das Graduiertenkolleg, Mr Barnes.«
    »Klar.«
    Das war’s. Klar. Kein »Meinen Sie das Komplott, bei dem sich eine nicht näher spezifizierte Gruppe verschworen hat, ein Terrorkommando mit dem Ziel zu sponsern, den Verkauf von Anti-Terror-Ausrüstung anzukurbeln?«. Worauf ich, ehrlich gesagt, gesetzt hatte. Wenn nicht, wäre mir ein schuldbewußtes Zusammenfahren lieb gewesen. Aber »Klar«, ohne jede Beilage, war nicht gerade das Gelbe vom Ei.
    »Mr O’Neal hoffte, Sie wären vielleicht so gut, uns mit Ihren neuesten Überlegungen zu diesem Thema weiterzuhelfen.«
    »Hoffte er das?«
    »Das hoffte er allerdings«, sagte ich energisch. »Er hoffte, Sie würden uns Ihre Interpretation der jüngsten Begebenheiten zuteil werden lassen.«
    »Um welche jüngsten Begebenheiten soll es sich dabei handeln?«
    »Ich möchte zu diesem Zeitpunkt ungern ins Detail gehen, Mr Barnes. Ich bin sicher, daß Sie dafür Verständnis haben.«
    Er lächelte, und hinten in seinem Mund schimmerte etwas golden.
    »Haben Sie mit Beschaffung zu tun, Mr Solomon?«
    »Keineswegs, Mr Barnes.« Ich versuchte, das beklagenswert zu finden. »Meine Frau läßt mich nicht mal im Supermarkt einkaufen.«
    Das Lächeln schwand. In den Kreisen, in denen sich Russell P. Barnes bewegte, war die Ehe etwas, was aufrechte Haudegen in ihren eigenen vier Wänden erledigten. Wenn sie so was überhaupt erledigten.
    Ein Telefon auf seinem Schreibtisch summte leise, und er riß den Hörer ans Ohr.
    »Barnes.« Er griff nach dem Füller und klickte beim Zuhören die Hülle ein paarmal auf und zu. Er nickte und jahte ein paarmal und legte dann auf. Er betrachtete weiterhin den Füller, also war ich anscheinend mit Sprechen an der Reihe.
    »Ich darf indes soviel verraten, daß wir uns um das leibliche Wohlergehen«, ich hielt kurz inne, um den Euphemismus einwirken zu lassen, »zweier amerikanischer Bürger sorgen, die gegenwärtig auf britischem Boden weilen. Woolf ist ihr Name. Mr O’Neal wüßte gern, ob Sie an Informationen gelangt sind, die unserem Ministerium dabei behilflich sein könnten, ihren Schutz auch in Zukunft zu gewährleisten.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Eher freß’ ich ‘nen Besen.«
    »Sir?«
    »Da heißt es doch immer, wenn man nur lange genug stillsitzt, kommt irgendwann die ganze Welt vorbei.«
    Ich machte einen auf verwirrt.
    »Es tut mir furchtbar leid, Mr Barnes, aber ich glaube, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Ist verdammt lange her, seit ich mir auf einen Schlag soviel Blech anhören mußte.«
    Irgendwo tickte eine Uhr. Ziemlich schnell. Zu schnell, schien mir, um Sekunden zu zählen. Allerdings befand ich mich hier in einem amerikanischen Gebäude, und vielleicht hatten die Amerikaner beschlossen, daß Sekunden ihnen einfach zu langsam waren, und wie wär’s mit ‘ner Uhr, die eine Minute in zwanzig Sekunden schafft? Auf die Weise quetschen wir mehr gottverfluchte Stunden in einen gottverfluchten Tag als diese Tommyschwuchteln.
    »Verfügen Sie über solche Informationen, Mr Barnes?«, fragte ich halsstarrig.
    Aber er ließ sich nicht hetzen.
    »Wie soll ich wohl an

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