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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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Musik herumhoppelten, standen rund zwanzig Tische. Die Decke war so niedrig, daß die größte Hupfdohle mit krummem Rücken tanzen mußte. Aber obgleich alle drei nackt waren und die Musik von den Bee Gees stammte, bewältigten sie die Sache überraschenderweise noch mit einer gewissen Würde.
    O’Neal saß an einem Tisch in der ersten Reihe, und das linke Mädchen hatte es ihm anscheinend am heftigsten angetan, ein Geschöpf mit käsigem Gesicht, das meiner Meinung nach eine anständige Fleischpastete brauchte und mal richtig ausschlafen sollte.
    Sie schaute die ganze Zeit auf die gegenüberliegende Wand und lächelte nie.
    »Drink.«
    Ein Mann mit Furunkeln am Hals beugte sich über den Tresen.
    »Whisky, bitte«, sagte ich und wandte mich der Bühne zu.
    »Fünf Pfund.«
    Ich sah ihn wieder an. »Wie bitte?«
    »Fünf Pfund für den Whisky. Sie zahlen im voraus.«
    »In keinster Weise«, sagte ich. »Sie bringen mir den Whisky. Dann zahle ich.«
    »Sie zahlen vorher.«
    »Vorher rammen Sie sich eine Mistgabel in den Arsch.« Ich lächelte, um der Bemerkung den Stachel zu nehmen. Er brachte mir den Whisky. Ich gab ihm fünf Pfund.
    Nach zehn Minuten an der Bar stand für mich fest, daß O’Neal nur der Show wegen hergekommen war. Er sah weder auf die Uhr noch zur Tür und trank seinen Gin mit einer Selbstvergessenheit, die mich davon überzeugte, daß er definitiv Feierabend hatte. Ich trank aus und schlich an seinen Tisch.
    »Darf ich raten? Sie ist Ihre Nichte und macht das bloß, um ein Kapitalpolster anzulegen, denn eigentlich will sie bei der Royal Shakespeare Company einsteigen.« O’Neal drehte sich um und starrte mich an, während ich einen Stuhl heranzog und mich setzte. »Hallöchen«, sagte ich.
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte er verärgert. Ich glaube sogar, daß er sich eine Spur genierte.
    »He«, sagte ich. »Das ist mein Text. Sie müssen jetzt ›Hallo‹ sagen, und ich sage dann: ›Was machen Sie denn hier?‹«
    »Wo zum Henker haben Sie gesteckt, Lang?«
    »Ach, überall und nirgends«, sagte ich. »Sie wissen doch, ich bin ein Blatt, das der Herbstwind hier-und dorthin weht. Das muß doch in meiner Akte stehen.«
    »Sie sind mir hierher gefolgt.«
    »Ts, ts, ts. ›Gefolgt‹ ist so ein hartes Wort. Ich bevorzuge ›Erpressung‹.«
    »Was?«
    »Aber das bedeutet natürlich etwas ganz anderes. Also gut, sagen wir, ich bin Ihnen hierher gefolgt.«
    Er sah sich im Raum um und hielt Ausschau nach meinen großen Freunden. Vielleicht suchte er auch seine großen Freunde. Er beugte sich vor und fauchte mich an: »Sie stecken in ganz, ganz großen Schwierigkeiten, Lang. Behaupten Sie nachher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.«
    »Ja, ich glaube, Sie haben recht«, sagte ich. »Unter anderem stecke ich tatsächlich in ganz großen Schwierigkeiten. Außerdem stecke ich in einem Stripteaselokal. Mit einem ranghohen Staatsbeamten, der mindestens eine Stunde lang inkognito bleiben möchte.«
    Er lehnte sich zurück, und ein eigentümlich gehässiges Grinsen überzog sein Gesicht. Augenbrauen und Mundwinkel wurden hochgezogen. Mir wurde klar, daß ich der Fabrikation eines Lächelns beiwohnte. Frisch aus dem Baukasten.
    »Ach du meine Güte«, sagte er. »Sie wollen mich ja wirklich erpressen. Gott, ist das primitiv.«
    »Ach ja? Das dürfen wir unmöglich zulassen.«
    »Ich bin hier verabredet. Und ich habe den Treffpunkt nicht vorgeschlagen.«
    Er trank seinen dritten Gin aus. »Ich wäre Ihnen zu Dank verpflichtet, wenn Sie mich jetzt Ihrer Gesellschaft entledigen könnten, denn sonst muß ich den Türsteher rufen und Sie hinauswerfen lassen.«
    Der Soundtrack war nahtlos in eine laute, aber fade Coverversion von »War, What Is It Good For?« übergegangen, O’Neals Nichte war an den Bühnenrand gekommen und fing an, fast im Takt mit der Musik ihre Vagina vor uns durchzuschütteln.
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte ich. »Mir gefällt es hier ganz gut.«
    »Lang, ich warne Sie. Sie haben gegenwärtig äußerst wenig Kredit. Ich habe hier ein wichtiges Treffen, und wenn Sie es stören oder mich anderweitig inkommodieren, dann kündige ich Ihnen den Dispo. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Captain Mainwaring!«, sagte ich, »Sie klingen genau wie Captain Mainwaring.«
    »Lang, zum letzten Mal …«
    Er verstummte, als er Sarahs Walther sah. Hätte ich an seiner Stelle wahrscheinlich auch getan.
    »Ich dachte, Sie hätten mal gesagt, Sie trügen keine Waffe«, sagte er nach einiger

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