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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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haben? Die haben mir meine Badehose geklaut. Ich schwimme ahnungslos in der Bucht und plötzlich kommt das Weibchen von unten und reißt mir die Badehose vom Leib. Ich hab mich zu Tode erschrocken. Die Intimsphäre eines Mannes sollte respektiert werden.«
    Sie unterdrückte ein Grinsen. »Das war doch nur ein harmloser Streich. Sie verstehen nicht, was Kleidung bedeutet. Für die beiden ist ein Kleidungsstück bloß ein Spielzeug.«
    »Ach ja? Also, ich finde es nicht lustig, entblößt zu werden.«
    Er war so empört, dass sie nicht widerstehen konnte, ihn aufzuziehen. »Wahrscheinlich fanden sie dich einfach sexy.
    Delphine sind ziemlich wild auf Sex, weißt du.«
    »O mein Gott.«

    Sie lachte kopfschüttelnd in sich hinein. »Sie wollten nur spielen. Die beiden sind noch nicht mal geschlechtsreif. Sie sind erst acht Jahre alt, das kann gut noch ein oder zwei Jahre dauern.«
    »Sag mir rechtzeitig Bescheid, wenn sie in die Pubertät kommen, damit ich weiß, wann ich mich von ihnen fern halten muss. Aber das ist noch nicht alles. Jedes Mal, wenn ich ins Boot steigen wollte, haben sie es zum Kentern gebracht.«
    »Du Armer, du hast es wirklich schwer mit ihnen gehabt. Ich werde ihnen eine Standpauke halten.« Sie öffnete die Haustür.
    »Ich werde dafür sorgen, dass sie sich nach dem Abendessen bei dir entschuldigen. Versprochen.«
    »Ich will keine Entschuldigung. Sie würden es sowieso nicht ernst meinen«, sagte er missmutig. »Hauptsache, du lässt mich nicht wieder mit ihnen allein.«
    »Nur wenn es sich nicht vermeiden lässt.«
    Er sah sie durchdringend an. »Was soll das denn heißen?
    Normalerweise verlässt du die Insel doch nie, wenn du nicht dazu gezwungen bist.«
    »Man weiß nie, was passieren wird. Als du mir diese Dokumente von Phil gebracht hast, wollte ich auch nicht von hier weg und bin trotzdem gefahren.« Sie ging in die Küche.
    »Außerdem wirst du ohnehin nicht in Reichweite sein, wenn du den Job bei Kelby annimmst.«
    »Ich würde dich nie hängen lassen.«
    Sie war gerührt. »Danke, Cal. Ich hoffe, ich werde dich nicht wieder den Launen der beiden Delphine aussetzen müssen.«
    »Keine Sorge, ich komme schon mit ihnen zurecht.«
    Dann fügte er vorsichtig hinzu: »Vielleicht.«
    »Sie mögen dich wirklich, sonst würden sie nicht mit dir spielen. Du solltest dich geschmeichelt fühlen. Sie sind die besten –«

    »Ich will mich nicht geschmeichelt fühlen. Ich will nur meine Hose anbehalten.« Er bugsierte sie sanft in Richtung Veranda.
    »Du siehst müde aus. Geh nach draußen und ruh dich ein bisschen aus. Ich kümmere mich um das Abendessen.« Er zögerte. »Ich habe überlegt … Gibt es irgendjemanden, den wir über Phils Tod benachrichtigen müssen? Er hatte keine Angehörigen, oder?«
    »Zumindest hat er die ganzen Jahre mit niemandem Kontakt gehabt. Du und die anderen von der Mannschaft, ihr wart seine Familie.« Aber es gab eine Person, die sie anrufen sollte. Nicht wegen Phil, aber Carolyn würde sich gekränkt fühlen, wenn sie es von jemand anderem erfuhr. »Vielleicht rufe ich ein paar Leute an.«

    »Brauchst du mich?«, fragte Carolyn ruhig. »Du musst nur ein Wort sagen, dann miete ich mir hier in Nassau ein Wasserflugzeug und komme sofort zu dir.«
    »Es geht mir gut.« Melis schaute auf das Wasser hinaus, wo Pete und Susie miteinander spielten. »Na ja, gut ist übertrieben, aber ich komme schon zurecht.«
    »Was empfindest du? Wut? Trauer? Oder hast du Schuldgefühle?«
    »Ich weiß es noch nicht. Ich bin immer noch ganz benommen.
    Auf jeden Fall bin ich heilfroh, wieder zu Hause zu sein. Es ist, als wären meine Gefühle völlig blockiert, es kommt einfach nichts raus.«
    »Ich bin schon unterwegs.«
    »Nein. Ich weiß, wie dein Terminkalender aussieht. Du hast schließlich deine Patienten, Herrgott noch mal.«
    »Und ich habe eine Freundin, die mich braucht.«
    »Hör zu, ich komme zurecht. Wenn du am Wochenende herkommen willst, würde mich das freuen. Du hast Pete und Susie ja auch schon lange nicht mehr gesehen.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille und Melis konnte sich Carolyns nachdenkliches Gesicht genau vorstellen.
    »Bist du allein?«
    »Nein, Cal ist hier. Und selbst wenn er nicht hier wäre, ich bin nie allein, Carolyn. Ich habe meine Delphine.«
    »Ja, denen kannst du bestimmt wunderbar dein Herz ausschütten.«
    »Ja, das kann ich wirklich. Die hören mir wenigstens zu, ohne mich zu unterbrechen.«
    Carolyn lachte. »Also gut, ich warte bis

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