Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
geblieben sind.«
    »Ach ja?« Wilson hatte bereits sein Handy in der Hand. »Das ist mir neu. Ich dachte die ganze Zeit, es ginge mir nur darum, genug Geld aus Ihnen rauszuquetschen, um mich irgendwann an der Riviera zur Ruhe setzen zu können.«

    3
    Wie immer kamen Susie und Pete ans Netz, um Melis zu begrüßen.
    Sie hatte keine Ahnung, woher die Delphine wussten, dass sie kam. Natürlich besaßen sie ein phänomenal gutes Gehör, trotzdem schenkten sie dem Postboot oder vorbeifahrenden Fischerbooten häufig keinerlei Beachtung. Doch wenn Melis von einer Reise zurückkehrte, waren sie jedes Mal zur Stelle.
    Sie hatte sogar schon mehrmals versucht, die beiden zu täuschen. Einmal hatte sie ihr Boot eine Meile vom Netz entfernt zurückgelassen und war bis zur Bucht geschwommen.
    Aber die Tiere hatten einen untrüglichen Instinkt. Sie waren immer da, quiekten, klickten, pfiffen, sprangen aus dem Wasser und schwammen aufgeregt im Kreis.
    »Ist ja gut, ist ja gut, ihr habt mir auch gefehlt.« Sie ließ das Motorboot über das Netz gleiten, dann machte sie das Netz wieder fest. »Habt ihr Cal ordentlich geärgert, während ich weg war?«
    Susie ließ ihr hohes Schnattern ertönen, das so sehr an Gelächter erinnerte.
    Gott, tat es gut, wieder zu Hause zu sein. Nach dem Grauen in Athen wirkte das Zusammensein mit Pete und Susie, als würde eine liebevolle Hand sie streicheln und beruhigen.
    »Hab ich’s mir doch gedacht.« Sie warf den Motor wieder an.
    »Los, kommt, es gibt Abendessen und dann könnt ihr euch bei Cal entschuldigen.«
    Cal erwartete sie mit ernstem Gesicht am Steg. »Alles in Ordnung?«
    Nein, es war nicht alles in Ordnung. Aber jetzt, wo sie zu Hause war, ging es ihr schon wesentlich besser. »Hat Gary dich angerufen?«
    Er nickte und machte das Boot fest. »Tut mir schrecklich leid, Melis. Er wird mir fehlen. Er wird uns allen fehlen.«
    »Ja, bestimmt.« Sie stieg aus dem Boot. »Macht es dir was aus, erst mal nicht über Phil zu reden? Ich muss das alles erst verarbeiten.«
    »Kein Problem.« Cal ging neben ihr her. »Können wir über Kelby reden?«
    Sie zuckte zusammen. »Warum?«
    »Weil Kelby Gary einen Job auf der Trina angeboten hat.«
    Sie blieb stehen und starrte Cal ungläubig an. »Wie bitte?«
    »Gute Bezahlung. Interessante Arbeit. Es wäre nicht dasselbe wie auf der Last Home, aber wir müssen schließlich Geld verdienen.«
    »Wir?«
    »Gary meinte, es gäbe auch Jobs für Terry und mich. Er hat mir Kelbys Handynummer gegeben. Ich soll ihn anrufen, falls ich an dem Job interessiert bin.« Er wich ihrem Blick aus. »Und falls du nichts dagegen hast.«
    Sie hatte etwas dagegen. Die Vorstellung, diese Männer, mit denen sie sozusagen aufgewachsen war, zu verlieren, erfüllte sie mit Bestürzung. »Glaubst du, es würde dir gefallen, für Kelby zu arbeiten?«
    »Gary mag ihn und er hat sich mit den Leuten auf der Trina unterhalten. Sie sagen, Kelby ist fair, und solange er sich auf einen verlassen kann, kann man sich auch auf ihn verlassen.« Er ließ einen Augenblick verstreichen. »Aber wir müssen den Job nicht annehmen, wenn es dir unangenehm ist. Ich weiß, dass du und Phil verschiedener Meinung wart, was Kelby angeht. Aber der Mann hat einen guten Ruf.«
    Sein Ruf war mehr als gut. Kelby war der aufgehende Stern in dem Berufsfeld, das Phil so geliebt hatte. Er hatte in der Karibik bereits zwei Galeonen entdeckt. Das war einer der Gründe, warum sie einen Groll gegen ihn hegte. In der relativ kurzen Zeit, die er im Geschäft war, hatte er Phils Leistungen mühelos in den Schatten gestellt.
    Es war egoistisch von ihr, so zu denken. Sie hatte sich so geborgen gefühlt, als sie auf der Insel angekommen war, und die Erkenntnis, dass Kelbys Einfluss sogar bis hier reichte und er ihr ihre alten Freunde wegnehmen könnte, versetzte ihr einen Stich.
    »Es spielt keine Rolle, was ich davon halte. Tut, was für euch am besten ist.«
    »Es würde uns bedrücken, wenn –«
    »Cal, es ist in Ordnung. Ruf Kelby an und sag zu. Es ist ja nicht so, als würdest du dich von einer Terroristenorganisation anheuern lassen. Ich hätte sowieso für euch alle neue Jobs finden müssen. Und da ich euch hier keine Arbeit geben kann, sucht ihr sie euch am besten woanders.« Sie rang sich ein Lächeln ab, weil er sie immer noch stirnrunzelnd anschaute.
    »Oder soll ich dich lieber hier als Pfleger für Pete und Susie einstellen?«
    »Bloß nicht«, erwiderte er entsetzt. »Weißt du, was die mit mir gemacht

Weitere Kostenlose Bücher