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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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die Bindung zwischen Ihnen und den Tieren ist.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber manchmal habe ich das Gefühl, als könnten sie meine Gedanken lesen. Vielleicht können sie das wirklich. Delphine sind seltsame Geschöpfe. Je mehr ich über sie lerne, umso mehr denke ich, dass ich sie überhaupt nicht kenne.« Sie schaute ihn an. »Haben Sie die Maschine zur Eisherstellung bekommen?«
    »Sie wird gerade in den Jet eingebaut.« Er verzog das Gesicht.
    »Der Pilot konnte nicht recht einsehen, wozu wir sie brauchen.
    Ich habe ihm versichert, dass wir nicht vorhaben, im Flugzeug eine gigantische Cocktailparty steigen zu lassen.«
    »Wir müssen die Jungs in den Tanks kühl halten. Das ist absolut wichtig. Kühl und nass und gestützt.«
    »Gestützt. Ist das der Grund, warum die Delphine in diesen mit Schaumstoff gepolsterten Hängematten transportiert werden?«

    Sie nickte. »Die Körper der Tiere sind ans Wasser angepasst.
    Wenn man sie aus dem Wasser nimmt, drückt ihr eigenes Gewicht ihre inneren Organe zusammen und verletzt sie. In den Transporttanks ist nicht genug Wasser, um ausreichend Auftrieb zu erzeugen.«
    »Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen. Ich habe alle Ihre Anweisungen befolgt, damit wir sie sicher transportieren können. Die Delphine werden es im Flugzeug bequemer haben als wir. Es wird ihnen nichts zustoßen, Melis, das verspreche ich Ihnen.«
    »Es ist nur … Sie sind so hilflos. Sie vertrauen mir.«
    »Dazu haben sie allen Grund. Sie sind eine vertrauenswürdige Frau.«
    Sie sah ihn überrascht an.
    »Für Delphine«, fügte er mit einem wehmütigen Lächeln hinzu.
    »Hätte mich auch gewundert, wenn Sie eine solche Aussage nicht einschränken würden.«
    »Wo kämen wir denn da hin?« Er setzte sich neben sie und ließ die Füße ins Wasser baumeln. »Dann würden Sie ja am Ende noch denken, ich wäre weich geworden.«
    »Nie im Leben.« In den vergangenen Tagen hatte sie ihn als dynamisch und energisch erlebt, aber nicht als unflexibel, wenn man ihm klar machte, dass er sich irrte.
    »Sie sind viel zu stur, um sich zu ändern.«
    »Ein Esel, der den anderen Langohr schimpft …« Er nahm einen Fisch aus dem Eimer, der neben ihnen stand, und warf ihn Susie zu. »Ihren Appetit hat sie jedenfalls noch nicht verloren.«
    Er nahm noch einen Fisch und warf ihn Pete zu, doch dieser schlug nur mit dem Schwanz aufs Wasser und ignorierte den Leckerbissen.
    »Mit ihm könnten wir ein Problem kriegen.«

    »Er lässt sich nicht bestechen.« Sie betrachtete Kelbys Hände, die entspannt auf seinen Knien lagen. Schöne, braun gebrannte, kräftige Hände mit langen, geschickten Fingern. Hände hatten sie immer schon fasziniert und Kelbys waren außergewöhnlich.
    Sie konnte sie sich bei der Arbeit oder beim Klavierspielen vorstellen. Er besaß einen ausgeprägten Tastsinn. Sie hatte ihn beobachtet, wie er mit den Fingerspitzen über den Rand eines Glases fuhr, wie er das Rattangeflecht an der Lehne des Liegestuhls befühlte. Offenbar genoss er es zu berühren, zu streicheln, zu erkunden …
    »Nun?«
    Sie riss ihren Blick von seinen Händen los. Was hatte er gefragt? Irgendwas wegen Pete. »Er ist ein Männchen und die sind in der Regel aggressiver. Aber Pete ist sanftmütiger als die meisten männlichen Delphine. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er keine Gelegenheit hatte, mit einer Gruppe männlicher Tiere durch die Meere zu ziehen.«
    »Sie bleiben nicht bei ihrer ursprünglichen Gruppe?«
    »Nein. Die Weibchen schließen sich in der Regel mit anderen Weibchen zusammen, während die Männchen eigene Gruppen bilden. Die meisten männlichen Delphine tun sich zu zweit zusammen und die Bindung bleibt gewöhnlich ein Leben lang bestehen. Deswegen ist die Beziehung zwischen Pete und Susie einzigartig. Wie gesagt, Pete ist außergewöhnlich.«
    »Und Sie haben ihn zu einem Haustier gemacht.«
    »Nein, das habe ich nicht. Ich habe dafür gesorgt, dass sie ohne meine Hilfe überleben können. Aber ich hoffe, dass sie zu meinen Freunden geworden sind.«
    »So wie Flipper?«
    »Nein. Es ist ein Fehler anzunehmen, Delphine wären wie wir.
    Das sind sie nicht. Sie leben in einer feindlichen Umwelt, in der wir niemals überleben könnten. Ihre Sinne sind ganz anders.
    Ihre Gehirne funktionieren anders. Wir müssen sie akzeptieren, wie sie sind.«
    »Aber können sie sich mit Menschen anfreunden?«
    »Seit Tausenden von Jahren gibt es Geschichten von Beziehungen zwischen Menschen und Delphinen. Von Delphinen, die

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