Bodenlose Tiefe
und tat, wie ihr geheißen.
»Wie lange werden wir brauchen, um die Jungs in den Tank im Hafen von Las Palmas zu verfrachten?«
»Höchstens zwanzig Minuten.« Kelby schnallte sich an. »Ich habe dafür gesorgt, dass uns ein paar Studenten von der Meeresbiologie helfen. Sie freuen sich schon auf die Aufgabe und sie sind gern bereit, auf die beiden aufzupassen. Das Becken ist über zwanzig Meter lang, das dürfte ausreichen für die kurze Zeit, die sie darin verbringen müssen, bis wir sie freilassen.«
»Haben Sie dafür gesorgt, dass die Wände des Tanks über Vertiefungen und Vorsprünge verfügen?«
»Ich habe Ihre Anweisungen genauestens befolgt. Aber wozu ist das wichtig?«
»Der Schall muss gebrochen werden. Ihr Gehörsinn ist so hoch entwickelt, dass es sie extrem irritiert, wenn ihre Pfeiftöne und Klicklaute von einer glatten Oberfläche abprallen.« Endlich hob das Flugzeug ab. Obwohl der Aufstieg wie gewünscht sanft und allmählich verlief, hörte Melis Susies ängstliche Klicklaute.
Sobald sie die endgültige Flughöhe erreicht hatten, schnallte sie sich los.
»Ich gehe nach Pete sehen.« Kelby war bereits auf der Leiter.
»Versuchen Sie, Susie zu beruhigen.«
»Seien Sie vorsichtig. Er könnte versuchen, Sie zu beißen.«
»Ja, Sie sagten bereits, dass er sauer ist.« Er schaute zu Pete hinunter. »Es scheint ihm gut zu gehen. Was können wir sonst noch für sie tun?«
»Wir können uns nur immer wieder vergewissern, dass sie nass sind, und versuchen, sie zu beruhigen. Gott, ich hoffe bloß, dass das ein ruhiger Flug wird.«
»Der Pilot meinte, die Wetterbedingungen sind günstig. Er rechnet nicht mit Turbulenzen.«
»Gott sei Dank.« Sie streichelte Susies Schnauze. »Halt durch, Baby. Es ist gar nicht so schrecklich. Es ist fast wie im Uterus.«
Susie klickte traurig.
»Ich weiß. Du glaubst mir nicht. Aber ich verspreche dir, dass dir nichts Schlimmes passieren wird.« Sie schaute zu Kelby hinüber. »Wehe, wenn das nicht die Wahrheit ist.«
»Ich habe Ihnen versprochen, dass nichts schief gehen wird.«
Sie schüttelte erschöpft den Kopf. »Und wenn doch, habe ich kein Recht, Ihnen die Schuld zu geben. Ich allein bin für die Delphine verantwortlich.« Sie streichelte Susie noch einmal, dann kletterte sie die Leiter hinunter. »Und ich bin an Sie herangetreten und habe Ihnen einen Handel vorgeschlagen.« Sie setzte sich an ihren Platz. Gott, war sie müde. Vor lauter Sorge um Pete und Susie hatte sie in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan. »Und das mit dem Transport haben Sie sehr gut organisiert.«
»Allerdings.« Er setzte sich ihr gegenüber. »Aber ich glaube kaum, dass ich so etwas öfter machen möchte. Es ist zu traumatisch. Sobald ich die Delphine wieder sicher auf Ihrer Insel abgeliefert habe, ist Schluss damit.« Er schaute sie an.
»Wenn Sie sie wieder dort haben wollen. Vielleicht beschließen Sie ja auch, sie freizulassen.«
»Das glaube ich nicht. Wenn es sich um ein von Menschen unberührtes Gebiet handeln würde, dann vielleicht. Aber es gibt viel zu viele durch den Menschen verursachte Gefahren für sie: Umweltverschmutzung, Schleppnetze, in denen sie sich verfangen und ersticken können, selbst Touristen mit ihren Schnellbooten stellen eine Bedrohung für die Delphine dar.«
»Ich bekenne mich schuldig.« Er lächelte. »Wenn ich als Junge auf der Yacht meines Onkels war, wollte ich immer unbedingt mit dem Boot rausfahren und die Delphine streicheln.«
»Und hat er es Ihnen erlaubt?«
»Sicher, er hat mir alles erlaubt. Immerhin hat er mit meinem Treuhandfonds seine Yacht finanziert. Da wollte er sich lieber gut mit mir stellen.«
»Vielleicht wollte er auch einfach nur nett zu Ihnen sein.«
»Möglich. Aber nachdem ich volljährig geworden war, habe ich immer noch die Rechnungen für die Yacht bekommen.«
»Haben Sie sie denn bezahlt?«
Er schaute aus dem Fenster. »Ja. Ich habe sie bezahlt. Warum auch nicht?«
»Weil Sie ihn mochten?«
»Weil diese Reisen auf seiner Yacht mich gerettet haben. Und Rettung gibt’s nicht umsonst. Nichts im Leben ist umsonst.«
»Ich glaube, Sie mochten ihn. Waren diese Reisen mit Ihrem Onkel der Grund, weswegen Sie auch so eine Yacht haben wollten wie er?«
Er nickte. »Aber ich wollte eine größere und bessere.«
»Die haben Sie ja auch bekommen. Warum haben Sie sie Trina getauft?«
»Ich habe sie nach meiner Mutter benannt.«
Sie sah ihn verwundert an. »Aber ich dachte –«
»Dass ich meine Mutter nicht
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