Bodenlose Tiefe
eine Ehre, Ihnen helfen zu dürfen«, erklärte Rosa feierlich. »Wir Studenten arbeiten auch im Aquarium, aber das ist etwas anderes.«
»Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.« Wenn Susie sich nicht bald rührte, dachte Melis, würde sie ins Wasser springen müssen und
– Pete stupste Susie sanft mit der Schnauze an.
Susies Schwanz zuckte.
Pete stupste sie erneut, diesmal wesentlich weniger sanft.
Susie schlug mit dem Schwanz nach ihm, schwamm an die Wasseroberfläche und schnatterte vor Empörung.
Melis atmete erleichtert auf. Kein Trauma. Susie zog nur eine Schau ab. Sie wandte sich an Rosa. »Vielen Dank. Ohne Sie und Manuel hätte ich das nicht geschafft.«
»Es war uns ein Vergnügen«, sagte Rosa. »Unser Professor ist ganz begeistert, dass wir uns um die Delphine kümmern dürfen, bis Sie sie freilassen. Wir werden darüber Tagebuch führen und dafür Punkte bekommen.«
Sie war so ernsthaft, dachte Melis amüsiert. Ernsthaft und eifrig und jung. Wie mochte es sein, sich so jung zu fühlen?
»Sie sagten, morgen kommen noch mehr Studenten, um zu helfen?«
»Ja, Marco Benefiz und Jennifer Montero. Sie wären am liebsten gleich heute Abend mitgekommen, aber wir wollten Sie nicht überfallen.«
»Ich denke, ich hätte das schon ausgehalten.« Melis trat an den Eisbehälter neben dem Becken. »Wir müssen sie füttern. Ich habe ihnen während des Flugs absichtlich nichts zu fressen gegeben, weil ich keine Lust hatte, mich auf so engem Raum um Übelkeit oder ihre Fäkalien zu kümmern. Würden Sie und Manuel das Füttern gern übernehmen?«
»Klar, wenn wir dürfen!« Rosa war bereits dabei, die Kiste mit dem Futter zu öffnen. »Wie viel bekommen sie denn? Sollen wir sie per Hand füttern oder ihnen das Futter einfach ins Wasser werfen?«
»Ich zeige es Ihnen.« Sie zögerte. Am besten, sie erklärte ihnen gleich das Wichtigste im Umgang mit den Tieren. »Sie müssen unbedingt darauf achten, dass die Delphine nur das zu fressen bekommen, was sich in dieser Kühlbox befindet.
Manchmal kommen Leute auf die Idee, ihnen für Menschen bestimmte Nahrungsmittel zu fressen zu geben, aber das darf auf keinen Fall passieren. Haben Sie das verstanden?«
Rosa nickte. »Selbstverständlich.«
»Und da sie sich in einer fremden und neuen Umgebung befinden, müssen die beiden rund um die Uhr überwacht werden. Es muss jederzeit jemand bei ihnen sein.«
»Kein Problem. Wir haben uns schon in Schichten aufgeteilt, damit wir die Aufzeichnungen ohne Unterbrechung führen können.«
»Perfekt.« Melis beugte sich über die Kühlbox. »Am liebsten mögen sie ganze Fische. Nur in Notfällen gebe ich ihnen kleine Stücke. Werfen Sie ihnen die Fische zu. Später zeige ich Ihnen, wie Sie sie per Hand füttern können. Es ist ein Erlebnis …«
»Zufrieden?« Kelby erwartete sie am Pier, als sie eine Stunde später die Tanks verließ. »Die jungen Leute sind mit Begeisterung bei der Sache.«
»Das ist reichlich untertrieben. Die werden die Delphine keine Sekunde lang aus den Augen lassen.«
»Umso besser«, sagte Kelby. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass ihnen jemand bei ihrer Arbeit Schwierigkeiten bereitet. Ich habe jeden Einzelnen von ihnen überprüfen lassen, um mich zu vergewissern, dass sie vertrauenswürdig sind, aber für alle Fälle lasse ich Cal trotzdem Wache schieben.«
Mit den Schwierigkeiten meinte er natürlich Archer.
Wen sonst? In letzter Zeit beherrschte der Scheißkerl nicht nur ihre, sondern auch seine Gedanken. »Irgendein Zeichen von Archer?«
»Nein. Ich habe Nicholas gebeten, sich in den Kneipen und Hotels in der Nähe des Hafens umzusehen, vielleicht kann er ja irgendwelche Informationen zutage fördern. Aber womöglich hält Archer sich auch auf seinem Schiff, der Jolie Fille, auf.«
»Er wird sich sicherlich darüber auf dem Laufenden halten wollen, was wir hier in der Stadt treiben. Das kann er von seinem Schiff aus nicht.« Sie schaute zum halbdunklen Horizont hinaus. War Archer dort? Sie waren vor vier Stunden in Las Palmas eingetroffen und er hatte immer noch nicht angerufen.
»Wie lange müssen wir hier bleiben?«
»Wahrscheinlich zwei Tage. Die Trina ist noch nicht vollständig ausgerüstet. Wilson musste sich von der Navy ein Unterwasser-Schallsichtgerät besorgen und das wird erst morgen geliefert.«
»Sehr extravagant.«
»Ich hege große Hoffnungen. Die Technik war noch nicht so weit entwickelt, als Wissenschaftler versucht haben, die versunkene griechische
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