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Bodenlose Tiefe

Bodenlose Tiefe

Titel: Bodenlose Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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denken.«
    »Ich könnte versuchen, es allein zu finden. Pete und Susie kennen mich doch jetzt.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Müde schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß nicht.« Sie dachte darüber nach. »Doch, ich weiß es. Jahrelang bin ich vor Marinth davongelaufen. Als wir Marinth entdeckt hatten, war ich anfangs genauso begeistert wie Phil. Dann habe ich zugelassen, dass das Kafas es für mich vergiftet hat. Das war ein Fehler.
    Verdammt, Männer benehmen sich Frauen gegenüber seit Jahrtausenden wie die letzten Mistkerle. Im Mittelalter haben Kardinäle bei einem Konzil darüber diskutiert, ob Frauen Tiere oder Menschen wären. Und sie sind nur deshalb zu dem Schluss gekommen, uns als Menschen zu betrachten, um selbst nicht als Unmenschen beschuldigt zu werden. Trotzdem haben wir überlebt und uns unsere Unabhängigkeit erkämpft.«
    Kelby lächelte. »Weil ihr gelernt habt, damit umzugehen.«
    »Allerdings.« Sie wandte sich ihm zu. »Ich werde dir also dein Marinth geben und ich kann dir nur raten, dass du da unten was Großartiges findest. Großartig genug, um all den Frauen Genugtuung zu verschaffen, die nie eine Chance hatten, diese verdammten Chauvinisten von ihren Sockeln zu stürzen.«
    »Ich werde mein Bestes tun.« Er legte seine warme und tröstende Hand auf ihre, mit der sie die Reling umklammerte.
    »Möchtest du jetzt einen Kaffee?«
    »Nicht sofort. Ich brauche noch ein bisschen Zeit.« Aber sie stellte überrascht fest, dass der Schrecken nachließ. Normalerweise brauchte sie viel länger, um sich zu erholen. Sie schaute aufs Wasser hinaus. »Archer hat heute Abend nicht angerufen.
    Das macht mir Sorgen.«
    »Genau das bezweckt er wahrscheinlich. Mit psychischer Folter scheint er sich bestens auszukennen.«
    Sie nickte. »Er ist ein schrecklicher Mann und er muss Frauen abgrundtief hassen.« Sie verzog das Gesicht. »Ich wette, er hätte bei dem Konzil für die Theorie gestimmt, dass Frauen Tiere sind.«
    Kelby lachte in sich hinein. »Keine Wetten.«
    Sie lachten über Archer, dachte sie verblüfft. Aber wenn sie ihn mit Humor betrachten konnten, wirkte er unbedeutender, weniger gefährlich.
    »Er ist einfach nur ein boshafter kleiner Mann, Melis.«
    Kelby musterte ihr Gesicht. »Wir werden ihn zur Strecke bringen.«
    Sie nickte und rang sich ein Lächeln ab. »Klar. Jetzt könnte ich einen Kaffee gebrauchen.« Sie wandte sich zum Gehen. »Ich komme schon zurecht. Es war wirklich sehr aufopfernd, dir meinen Vortrag über Women’s Lib anzuhören.«
    »Hör mal, mich musst du nicht mehr überzeugen. Ich habe Frauen noch nie als schwach erlebt. Ich habe immer versucht, sie zu überleben.«
    Seine Mutter und seine Großmutter. Plötzlich machte der Gedanke sie richtig wütend, dass diese beiden Frauen den kleinen Jungen so drangsaliert hatten. »Es gibt unabhängige Frauen und es gibt Zicken.« Sie runzelte die Stirn. »Und ich glaube, es gefällt mir nicht, dass dein Schiff Trina heißt. Ich weiß, dass es eine Art böser Scherz sein soll, aber sie hat nicht so viel Platz in deinem Leben verdient.«
    »Du bist ja richtig wütend.«
    »Ja, das bin ich.« Sie war wütend und fürsorglich und diese Gefühle machten ihr Angst. Sie holte tief Luft. »Warum auch nicht? Du warst nett zu mir. Normalerweise muss ich mich darauf verlassen, dass die Delphine mich trösten, wenn ich Alpträume habe.«
    »Jetzt geht das schon wieder los. Ich bin nur ein Ersatz für Pete und Susie.« Er öffnete die Tür zur Kombüse. »Das ist wohl mein Schicksal.«
    Sie blieb stehen. »Du bist kein Ersatz für Pete und Susie.
    Selbst wenn ich mit ihnen zusammen bin nach einem Alptraum, fühle ich mich … irgendwie leer. Aber heute Abend habe ich mich nicht allein gefühlt.« Wahrscheinlich wollte er das alles gar nicht hören. Sie drückte sich an ihm vorbei zur Anrichte, wo die Kaffeemaschine stand. »Das ist alles. Ich wollte dir nur sagen, dass ich meine, du hättest bei dem Konzil sicherlich nicht für die Theorie gestimmt, dass Frauen Tiere sind. Und zwar nicht aus Opportunismus, sondern aus Überzeugung.«
    »Dafür bin ich dir sehr dankbar«, sagte er ruhig.
    »Das solltest du auch.« Sie drehte sich zu ihm um. »Wo finde ich in diesem Chaos die Kaffeedose? Ich hätte gedacht –« Sie unterbrach sich. »Warum starrst du mich so an?«
    »Wie bitte?« Er wandte sich ab. »Oh. Reine Lüsternheit.«
    Er setzte sich an den Tisch. »Aber ich werde versuchen, mich zu beherrschen, während du Kaffee machst. Die Dose

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