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Bodenrausch

Bodenrausch

Titel: Bodenrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Bommert
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Maklerprosa, steht als Vorwort im Entwicklungsplan der Regierung in Khartum. Ihre Strategie für den Aufschwung des durch den Bürgerkrieg geschundenen Landes heißt: Ausländische Investitionen anwerben. Es sollen alle Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, die Investoren den Einstieg in die sudanesische Landwirtschaft erschweren könnten. 47
    Der Bauer Jadkareem Hamed ist ein solches Hindernis, weil er sich nicht mit dem Weltmarktkurs seiner Regierung einverstanden erklärt. Denn er kann für sich darin keinen Vorteil erkennen. Anders der Landwirtschaftsminister in Khartum, er fühlt sich wohl in der neuen Welt der Agroindustrie und gibt sich optimistisch. Abdul Karim Al Mustafi erklärt vor den Kameras, wie gut es sei, in dieses Land zu investieren: »Ich glaube, wenn du hier nur ein bisschen arbeitest, dann reicht das, es gibt Regen, Wasser, gutes Klima.« 48
    Im Nordsudan warten 1,5 Millionen Hektar auf neues Investment. Und der Minister macht seinen Landsleuten vor, wie es gehen könnte. Er wurde Teilhaber an einem jordanischen Unternehmen, das sich auf Viehfutter spezialisiert hat und Alfalfa in die Emirate exportiert.
    Auf dem Human Development Index 2011 liegt der Sudan mit 169 Punkten auf einem der hinteren Ränge. Die Ernährungssituation wird im Welthungerindex als »alarmierend« beschrieben. Die Kindersterblichkeit liegt bei fast einem Drittel. Jadkareem Hamed weiß nicht, was er von diesen Umtrieben des Ministers halten soll, schließlich geht es doch erst einmal darum, die Menschen im eigenen Land satt zu bekommen. Doch die Politik des Landes geht in eine andere Richtung, auch im Süden, der gerade seine Unabhängigkeit vom Norden erstritten hat. Auch der Südsudan erhält sein Wasser vom Nil. Der Weiße Nil durchzieht die fruchtbaren Niederungen von Uganda kommend in Richtung Khartum.
    Die politische Lage im Südsudan ist noch keineswegs gefestigt, die Verwaltung schwach und die Politik sucht dringend nach Stabilität und wirtschaftlichen Erfolgen. Ausländische Investitionen sind mehr als willkommen. Eine Studie der Hilfsorganisation Norwegian People’s Aid (NPA) zählte 28 neue ausländische Unternehmen 2010/11, die Verträge mit der südsudanesischen Regierung geschlossen haben. Gemeinsam mit den bereits begonnenen Projekten wechselten damit 5,7 Millionen Hektar oder 9 Prozent der Landfläche des Südsudans ihren Besitzer. Davon gehen allein 2,2 Millionen an einen Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und 600000 Hektar südlich der Hauptstadt Juba an ein amerikanisches Unternehmen. 49
    Zunächst hatten sich noch viele Käufer vom Bürgerkrieg abschrecken lassen, aber jetzt, wo Frieden geschlossen wurde, winkt reiche Ernte. Die neue Landwirtschaftsministerin in Juba im Südsudan verwaltet ein Areal, doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Der Weiße Nil und sein Schwemmland sorgen für Fruchtbarkeit. Einer der ersten, der seine Chance genutzt hat, war der Amerikaner Philippe Heilberg, der sich mit einem der Rebellengeneräle zusammengetan hat, um in Kriegszeiten 800000 Hektar unter seine Regie zu bringen. Er ist nicht der Einzige, für den im Südsudan die Zeit gekommen ist. Der Direktor der Bewässerungsbehörde in Juba, Peter Chooli, verhandelt mit vielen, auch mit einer dänischen Gruppe, die sich am Nil niederlassen will.
    Die einheimischen Bauern bekommen von diesem Investitionssegen nichts mit. Sie arbeiten im Hinterland, weitab vom Wasser des Nils. Zum Beispiel in der Provinz Ost-Äquatoria an der Grenze zu Uganda, Kenia und Äthiopien. Dort musste Jerome Surur, Staatsminister für Landwirtschaft, 2011 den Notstand ausrufen. In seiner Region brach der Hunger aus, die Ernte der Kleinbauern war schlecht, Heuschrecken, Vogelschwärme, Überflutungen und dann noch Feuer, viele Ursachen waren für die Not der Menschen verantwortlich. Es fehlten 43000 Tonnen Getreide, 260000 Menschen saßen vor leeren Tellern. 380000 Menschen mussten im Frühjahr 2011 den Gürtel enger schnallen, der Minister sah voraus: Die Bauern verkaufen ihre Tiere, dann sinken die Fleischpreise und dann werden die nächsten Bauern in Schwierigkeiten kommen, schlechte Preise, kein Einkommen, wenig zu essen.
    Das ist der Kreislauf im Sudan für die, die auf der falschen Seite des Fortschritts stehen und nicht am Nil, wo die Zukunft der sudanesischen Landwirtschaft gerade begonnen hat. 50
    Aufbruch in Äthiopien
    Im Aufbruch befindet sich auch der Nachbarstaat des Sudans, Äthiopien. Im Nordwesten

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