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Bodin Lacht

Bodin Lacht

Titel: Bodin Lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Schenk
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ankommen, mir graut davor, wenn du willst, kannst du mir gern dabei Gesellschaft leisten, Mathilde ist eine andere Freundin von Evelyn, sie wollte mich beim Empfang der Eltern unterstützen, aber sie hat es sich anders überlegt, fürchte ich. Ein trauriges Lächeln, ein zur Seite geneigter Kopf. Und Martin: Also du weißt nicht, du kannst dir nicht vorstellen, wer … Nee. Die Polizisten haben in ihren Sachen einen neuen Mietvertrag gefunden, Evelyn wollte im Januar nach Berlin umziehen, und ich habe es noch nicht mal gewusst. Sie hätte es dir bestimmt gesagt, tröstete Martin, man hat ihr keine Zeit dazu gelassen. Ich muss mich noch anziehen, sagte Alina plötzlich und wie zum Beweis lüftete sie wieder den Mantel, aber du kannst gerne noch ein bisschen bleiben.
    Man hörte in der Wohnung darüber Kinderschritte poltern. Martin schaute aus dem Fenster und sah auf dem Platz nur normales Leben, die langweilige Metallfarbe der parkenden Autos. Feuchter Teer. Eine dicke Frau kämpfte gegen einen umgestülpten schwarzen Schirm. Ein Kind tänzelte an ihr vorbei und drehte sich um, um eine Hinteransicht der dicken Frau zu erhaschen, es lächelte hämisch und setzte in den Pfützen hüpfend seinen Weg fort. Er sagte Alina Tschüss und ging.

FELD 13: DAS ZUSAMMENSCHRUMPFEN
    [Alibi]
(lat. zu alibi »anderswo«, aus alius »ein anderer« und ibi »da, dort«) ist der Beweis oder Nachweis dafür, dass eine verdächtige Person sich zur Tatzeit nicht am Tatort aufgehalten hat und so als Täter nicht in Frage kommt(…). Unterschieden wird zwischen dem technischen und dem personellen Alibi. Das technische Alibi beinhaltet, dass der Verdächtige anhand von z. B. Eintrittskarten, Verkehrsfotos, Zugfahrkarten etc. beweisen kann, dass er zur Tatzeit nicht am Tatort war. Das personelle Alibi spricht von Zeugen, die bestätigen können, dass sich der Verdächtige während der Tat an einem anderen Ort aufhielt (Alibizeuge).
    W IKIPEDIA
    Es war erst mitten am Nachmittag, er erledigte einige Besorgungen, kaufte eine Zeitung und fuhr nach Hause. Der Tag, den er verbummelt hatte, ging weiter, er musste damit irgendetwas Sinnvolles anfangen, fühlte sich aber ausgeleert wie ein Frühstücksei. Seine kleine Wohnung erschien ihm, vielleicht aufgrund seines inneren Zusammenschrumpfens, auf einmal zu groß und zu leer. Er erholte sich kurz in der Küche, den Kopf auf der Einkaufstüte, bevor er die Kraft hatte, diese auszuräumen. Er entschied, heute nicht auszugehen, sondern sich nach einer ausgiebigen Dusche an seine Diplomarbeit zu machen und früh ins Bett zu gehen. Das Telefon klingelte, als er noch im Bad war, im Spiegel sah er einen schlanken Menschen mit einem vom Sommer noch gebräunten Körper. Er zog einen Bademantel an und nahm den Hörer ab, aber die Anruferin hatte schon aufgelegt. Die Nummer seiner ungeduldigen Mama stand auf dem Display. Er föhnte sich das Haar und freute sich plötzlich auf das Einfache, das ihn erwartete, seinen Rettungsring aus der Traurigkeit: das Licht über dem Schreibtisch, das Klopfen der Buchstaben auf dem Laptop, das Wühlen in dem Stoß von Büchern, Fotos, Notizen und Fotokopien über die Anemonenfische. Er las darin wie in einem Märchenbuch, schwamm genüsslich im tropischen Indopazifik, wo sich in den Korallenriffen die Gattung der Riffbarsche aufhält (sie leben in wunderbarer Symbiose mit Seeanemonen). Die Türklingel brach aber in die Idylle ein. Durch den Spion erblickte er zwei ihm unbekannte Menschen und witterte sofort ihre Identität, Polizisten kommen wie die Zeugen Jehovas immer zu zweit, ein Unglück kommt selten allein. Er machte auf. Hätte er nur auf seine Mutter gehört und wäre heute Morgen direkt, anstatt im späten Schlaf in die Matratze zu versinken, seiner Pflicht bei der Polizei nachgekommen!
    Die beiden wiesen sich aus, Liliane Hoffmann und Andreas Moser, und er fing den perplexen Blick auf, den sie bei seinem Anblick austauschten. Ja, ich bin Martin Vanderbeke. Ja, ich wohne allein, ja, ich kannte Evelyn Gorda. Die Polizisten, eine brünette junge Frau mit Pferdeschwanz, schätzte er Mitte bis Ende zwanzig, Aknenarben auf der Stirn und auf den Wangen, zu dicke Nase; sie schaute einem in die Augen, ein glänzender Blick. Der Mann, ein paar Jahre älter als sie und auch er kein Prachtexemplar, trug ein unsympathisches Schnurrbärtchen,

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