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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Stückchen Brotkruste. Auch ich nahm etwas davon. Schließlich wurden die Lobpreisung und das Dankgebet gesungen, und plötzlich verließen alle die Kirche. Ich ließ mir Zeit und wartete, bis der Prediger die meisten Gemeindemitglieder verabschiedet zu haben schien und einmal allein unter der Tür stand.
    Ich sprach ihn mit Namen an. »Danke für die bedeutungsvolle Predigt, Reverend Crow«, sagte ich. »Mir hat das Gleichnis vom zudringlichen Freund schon immer gefallen.«
    »Man kann eine Menge aus ihm lernen. Ich erzähle es oft meinen Kindern.« Er lächelte und nahm meine Hand.
    »Es nützt uns allen, ja«, stimmte ich zu. »Wir sind sehr froh, daß Sie heute bei uns waren. Sie müssen die FBI-Ärztin sein, von der man mir erzählt hat. Habe Sie auch kürzlich im Fernsehen gesehen.«
    »Ja, ich bin Dr. Scarpetta«, sagte ich. »Könnten Sie mir wohl zeigen, wer Rob Kelsey ist? Ich hoffe, er ist noch nicht weg.«
    »Oh, nein«, sagte der Reverend, wie ich es erwartet hatte. »Rob hat mir beim Abendmahl geholfen. Wahrscheinlich räumt er gerade auf.« Er sah zum Altar.
    »Darf ich mich nach ihm umschauen?« fragte ich. »Nichts dagegen. Übrigens« - sein Gesicht bekam einen traurigen Zug - »wir wissen Ihre Bemühungen hier wirklich sehr zu schätzen. Keiner von uns wird jemals wieder so sein wie früher.« Er schüttelte den Kopf. »Die arme, arme Mutter. Manch einer hätte sich von Gott abgewandt, nach allem, was sie durchmachen mußte. Aber nichts dergleichen, Ma'am. Nicht Denesa. Jeden Sonntag kommt sie zur Kirche, eine der frömmsten Frauen, die ich je erlebt habe.«
    »War sie heute morgen auch da?« fragte ich, und ein Kribbeln kroch mir den Rücken hoch. »Hat im Chor gesungen, wie immer.«
    Gesehen hatte ich sie nicht, doch am Gottesdienst hatten ja wenigstens zweihundert Menschen teilgenommen, und der Chor war hinter mir auf der Empore plaziert gewesen. Rob Kelsey jr. war in den Fünfzigern, ein drahtiger Mann in einem billigen blauen Nadelstreifenanzug. Er sammelte gerade die Abendmahlgläser aus den Haltern in den Bänken ein. Nicht ohne Angst, ihn zu beunruhigen, stellte ich mich ihm vor, doch er schien nicht der Typ zu sein, der sich leicht aus der Ruhe bringen läßt. Er setzte sich neben mich in eine Bank und zupfte nachdenklich an einem Ohrläppchen, als ich ihm mein Anliegen vortrug.
    »Das stimmt«, sagte er im denkbar breitesten, schleppenden North-Carolina-Tonfall. »Vater hat sein ganzes Leben im Werk gearbeitet. Als er in Rente ging, haben sie ihm einen schönen großen Fernsehschrank mit Farb-TV geschenkt und eine Krawattennadel aus echtem Gold.«
    »Er muß ein tüchtiger Vorarbeiter gewesen sein«, sagte ich.
    »Na ja, das war er nicht immer gewesen. Er hat sich im Laufe der Zeit nach oben gearbeitet. Vorher war er der beste Aufseher in der Packerei gewesen, und davor einfacher Packer.«
    »Was hat er genau gemacht? Zum Beispiel als Packer?«
    »Er mußte die Gewebebandrollen verpacken. Danach hatte er die Aufsicht über die anderen Packer, ob sie auch alles richtig machten.«
    »Ich verstehe. Erinnern Sie sich, ob man im Werk jemals ein grell orange farbenes Gewebeband hergestellt hat?«
    Rob Kelsey dachte eine Weile nach. Dann sah man seinem Gesicht mit dem kurzen Bürstenschnitt und den dunkelbraunen Augen an, daß er sich erinnerte.
    »Ja, sicher. Es fällt mir wieder ein, weil es ein so unübliches Band war. So etwas habe ich weder vorher noch nachher noch einmal gesehen. Glaube, es war für irgendein Gefängnis.«
    »Richtig«, sagte ich. »Aber könnten auch eine oder zwei Rollen hier in der Gegend geblieben sein? Hier in der Nähe?«
    »Das sollte eigentlich nicht passieren, aber es kann trotzdem der Fall sein, wenn es Reklamationen gibt oder so etwas. Rollen, die nicht ganz in Ordnung waren.«
    Ich dachte an die Schmierfettflecken an den Rändern des Bandes, mit dem Mrs. Steiner und ihre Tochter gefesselt worden waren. Vielleicht war ein Stück Band in der Maschine hängen geblieben oder sonstwie mit Schmiere in Berührung gekommen.
    »Wenn es also Stücke gibt, die die Kontrolle nicht passieren«, ergänzte ich, »können die Angestellten sie nehmen oder billig kaufen.«
    Kelsey schwieg. Er wirkte ein wenig verblüfft. »Mr. Kelsey, kennen Sie jemanden, dem Ihr Vater so eine Rolle orangefarbenes Gewebeband gegeben haben könnte?« fragte ich.
    »Ich weiß nur von einem. Jake Wheeler. Er ist schon einige Zeit tot, aber früher gehörte ihm der Waschsalon neben Mack's

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