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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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erst gar nicht fragen.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Ich habe keinen Bourbon.«
    Im Travel-Eze erwarteten mich fünf Mitteilungen. Drei davon von Benton Wesley. Das Bureau wollte mich bei Tagesanbruch mit einem Hubschrauber abholen.
    Als ich Wesley am Apparat hatte, meinte er kryptisch: »Unter anderem stecken wir in einer kritischen Situation mit deiner Nichte. Wir holen dich auf direktem Weg nach Quantico.«
    »Was ist passiert?« fragte ich, und der Magen zog sich mir zusammen. »Geht es Lucy gut?«
    »Kay, das hier ist keine abhörsichere Leitung.«
    »Aber es geht ihr gut?«
    »Körperlich geht es ihr gut«, sagte er.

10
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, herrschte Nebel, und die Berge waren nicht zu sehen. Mein Rückflug wurde auf den Nachmittag verschoben. Ich machte mich auf eine Joggingrunde an der frischen, feuchten Luft. Mein Weg führte an behaglichen Häusern und bescheidenen Wagen vorbei. Lächelnd beobachtete ich einen winzigen Collie, der hinter einem Maschendrahtzaun von einem Ende seines Hofs zum anderen rannte und wütend die herabfallenden Blätter anbellte. Die Besitzerin trat aus dem Haus, als ich vorbeilief. »He, Shooter, ruhig!«
    Die Frau trug einen gesteppten Morgenmantel, zerfetzte Pantoffeln und Lockenwickler. Es schien ihr nicht das geringste auszumachen, sich so draußen sehen zu lassen. Sie hob die Zeitung auf, schlug sie gegen die Handfläche und rief noch einmal nach dem Hund. Vor Emily Steiners Tod hatte man in diesem Teil der Welt wohl nur ein Verbrechen gefürchtet, nämlich daß ein Nachbar einem die Zeitung stibitzte oder aus Jux Toilettenpapier in die Bäume hängte.
    Zikaden zirpten das gleiche Konzert wie in der Nacht zuvor, und Robinien, Gartenwicken und Purpurwinden glänzten taufeucht. Gegen elf setzte ein kalter Regen ein, und schlagartig fühlte ich mich wie auf hoher See inmitten von aufgewühlten Wogen. Die Sonne erschien mir wie ein Bullauge, durch das ich nur hindurchzuschauen brauchte, um vielleicht das Ende dieses grauen Tages zu entdecken.
    Es wurde halb drei, bis sich das Wetter soweit gebessert hatte, daß ich starten konnte. Diesmal konnte der Hubschrauber nicht neben der High-School landen, weil die Warhorses und ihre Cheergirls gerade probten. Statt dessen sollte Whit auf einer Rasenfläche hinter einer winzigen Stadt namens Montreat landen. Montreat war so presbyterianisch, wie man es sich nur vorstellen konnte, und lag nur wenige Meilen vom Travel-Eze entfernt. Da ich mit der Polizei von Black Mountain dort schon einige Zeit vor dem verabredeten Termin eintraf, blieb ich noch im Streifenwagen sitzen, der auf einer Schotterstraße parkte, und sah Kindern beim Flag-Football zu. Jungen rannten hinter Mädchen, Mädchen hinter Jungen her, und alle kämpften um den kleinen Triumph, dem Spieler der Gegenseite einen roten Fetzen vom Gürtel zu reißen. Der Wind wehte die jungen Stimmen zu mir herüber, und manchmal fing er sich den Ball und trug ihn hinauf in die Zweige der Bäume am Spielfeldrand. Landete er in den Dornen oder auf der Straße, ruhte das Spiel, bis der Ball wiedergefunden war.
    Es tat mir leid, dieses unschuldige Herumtollen unterbrechen zu müssen. Aus der Ferne war schon das unverkennbare hackende Geräusch der Rotoren zu hören. Die Kinder blieben wie angewurzelt stehen und bewunderten den Bell Jet Ranger, der sich in einem Luftwirbel röhrend mitten auf das Feld herabsenkte. Ich stieg ein und winkte den Kindern zu, als wir über die Bäume hinweg aufstiegen. Die Sonne sank schnell, und der Himmel wurde undurchdringlich schwarz.
    Als wir die Academy erreichten, leuchtete kein einziger Stern über uns. Benton Wesley war über Funk über unsere jeweilige Position auf dem laufenden gehalten worden und erwartete uns am Landeplatz. Kaum war ich aus der Maschine geklettert, faßte er mich auch schon am Arm und führte mich weg.
    »Komm her«, sagte er. »Es ist schön, dich zu sehen, Kay«, fügte er flüsternd hinzu, und der Druck seiner Hand auf meinem Arm brachte mich fast noch mehr durcheinander als seine Worte.
    »Der Fingerabdruck auf Fergusons Slip stammt von Denesa Steiner.«
    »Wie bitte?«
    Er schob mich rasch durch die Dunkelheit weiter. »Und die Blutgruppe des Gewebes, das wir in seinem Gefrierfach gefunden haben, ist Null positiv. Emily Steiner hatte Null positiv. Wir warten noch auf die DNS-Analyse, aber es scheint, Ferguson hat die Damenwäsche aus dem Steiner-Haus mitgehen lassen, als er dort einbrach, um Emily zu

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