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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Steiners weg.« Er fuhr an den Straßenrand und schaltete die Innenbeleuchtung an. »Sein Nachname ist Maxwell.«
    »Bringen Sie mich dorthin.«
    Er blätterte in seinem Notizblock. Dann schaute er mich an. Was ich da hinter seinem müden Blick sah, war mehr als Groll. Marino litt entsetzliche Qualen.
    Die Maxwells wohnten in einem modernen Blockhaus, wahrscheinlich ein Fertighaus. Es stand zwischen Bäumen, mit Blick auf den See.
    Wir bogen in eine Kiesauffahrt, die von gelbem Flutlicht erhellt war. Es war so kühl, daß die Rhododendronblätter sich vor Feuchtigkeit einrollten und unser Atem dampfte. Wir läuteten und warteten auf der Veranda. Die Tür ging auf, und ein junger, hagerer Mann mit schmalem Gesicht und schwarz gefaßter Brille stand vor uns. Er trug einen dunklen Hausmantel und Slipper. Ich fragte mich, ob in dieser Stadt nach zehn Uhr abends überhaupt noch jemand wach war.
    »Ich bin Captain Marino, und das ist Dr. Scarpetta«, sagte Marino in dem amtlichen Polizeiton, der jeden Bürger einschüchtern mußte. »Wir arbeiten zusammen mit der örtlichen Polizei am Mordfall Emily Steiner.«
    »Sie sind also die Beamten, die von draußen hinzugezogen wurden«, konstatierte der Mann.
    »Sind Sie Mr. Maxwell?« fragte Marino.
    »Lee Maxwell. Bitte, treten Sie ein. Ich nehme an, Sie wollen mit mir über Wren sprechen.«
    Als wir hineingingen, kam eine übergewichtige Frau in pinkfarbenem Jogginganzug die Treppe herunter. Ihrem Blick nach wußte sie genau, weshalb wir da waren. »Er ist oben in seinem Zimmer. Ich habe ihm vorgelesen«, sagte sie.
    »Darf ich wohl mit ihm sprechen?« sagte ich so wenig bedrohlich wie möglich, denn die Beunruhigung der Maxwells war deutlich sichtbar.
    »Ich kann ihn holen«, sagte der Vater.
    »Wenn ich darf, gehe ich lieber zu ihm hinauf«, sagte ich. Mrs. Maxwell zupfte abwesend am Saum ihres Sweatshirt-Ärmels, der offenbar lose war. Sie trug kleine silberne Kreuze als Ohrringe, die zu ihrer Halskette paßten.
    »Während Doc Scarpetta oben ist«, sagte Marino, »kann ich vielleicht mit Ihnen beiden reden?«
    »Der Polizist, der gestorben ist, hatte schon mit Wren gesprochen«, sagte der Vater.
    »Ich weiß.« Marino sagte das in einem Ton, der deutlich machte, wie gleichgültig es ihm war, wer mit ihrem Sohn geredet hatte. »Wir versprechen Ihnen, Sie nicht allzulange in Anspruch zu nehmen«, fügte er hinzu.
    »In Ordnung«, sagte Mrs. Maxwell zu mir. Langsam und schwerfällig stieg sie vor mir her die nackten Stufen zum ersten Stock hinauf. Hier gab es nur wenige Räume, aber alles war so hell ausgeleuchtet, daß es einem an den Augen weh tat. Anscheinend gab es auf dem Anwesen der Maxwells weder drinnen noch draußen eine einzige Ecke, die nicht lichtdurchflutet war. Wir betraten Wrens Schlafzimmer. Der Junge stand im Pyjama mitten im Raum. Er starrte uns an, als hätten wir ihn gerade bei etwas erwischt, das wir nicht sehen sollten.
    »Warum bist du nicht im Bett, Sohn?« Die Frage klang eher müde als streng.
    »Ich hatte Durst.«
    »Soll ich dir noch ein Glas Wasser holen?«
    »Nein, ist schon okay.«
    Mir war sofort klar, warum Emily Wren Maxwell so süß gefunden hatte. Er war schneller in die Höhe gewachsen, als seine Muskeln mithalten konnten, und sein sonnengebleichtes Haar betonte die dunkelblauen Augen. Schlaksig und struppig stand er da, mit seinem vollkommen geformten Mund und einem erstaunlich makellosen Teint. Die Fingernägel waren bis zum Fleisch abgekaut. An den Armen trug er geflochtene Lederarmbänder, die nur mit einem Schnitt mit dem Messer zu entfernen gewesen wären. Er war wohl sehr beliebt in der Schule, besonders bei den Mädchen, die er allerdings wahrscheinlich recht rüde behandelte.
    »Wren, das ist Dr....« - Mrs. Maxwell sah mich an -,
    »tut mir leid, aber Sie müssen mir Ihren Namen noch einmal nennen.«
    »Ich bin Dr. Scarpetta.« Ich lächelte Wren zu, der mich jetzt verblüfft ansah.
    »Ich bin nicht krank«, sagte er schnell.
    »So eine Ärztin ist sie nicht«, klärte Mrs. Maxwell ihren Sohn auf.
    »Was dann für eine?« Seine Neugier hatte seine Scheu überwunden.
    »Also, sie ist eine Art Doktor wie Lucias Ray.«
    »Der ist kein Doktor.« Wren sah seine Mutter finster an. »Er ist Totengräber.«
    »Jetzt geh mal wieder zurück in dein Bett, Sohn, sonst erkältest du dich noch. Ziehen Sie sich den Stuhl da heran, Dr. Scarletti. Ich bin dann unten.«
    »Sie heißt Scarpetta«, bellte der Junge seiner Mutter nach, die schon fast

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