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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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entführen.«
    »Du meinst, als jemand einbrach und Emily entführte.«
    »Stimmt. Gault könnte uns an der Nase herumführen.«
    »Um Himmels willen, Benton, du sprachst von einer Krise. Wo ist Lucy?«
    »Ich vermute, in ihrem Zimmer«, antwortete er, als wir die Jefferson-Lobby betraten.
    In dem hellen Licht mußte ich blinzeln, und die Digitalleuchtschrift WILLKOMMEN IN DER FBI-ACADEMY hinter der Information munterte mich auch nicht auf. An diesem Abend fühlte ich mich ganz und gar nicht willkommen.
    »Was hat sie angestellt?« wollte ich wissen, während er mit seiner Magnetkarte mehrere Glastüren mit den Wappen
    DEPARTMENT OF JUSTICE und NATIONAL ACADEMY öffnete. »Warte, bis wir unten sind«, sagte er.
    »Was macht deine Hand? Und dein Knie?« fiel mir ein.
    »Es geht ihnen viel besser, seit ich beim Arzt war.«
    »Vielen Dank«, sagte ich spitz.
    »Ich meinte dich. Du warst mein einziger Arzt in letzter Zeit.«
    »Vielleicht sollte ich die Nähte reinigen, wenn ich schon hier bin.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Ich brauche Wasserstoffperoxid und Tupfer. Keine Sorge.« Der intensive Duft von Polieröl hing in dem Raum, in dem die Waffen gereinigt wurden. »Es wird kaum weh tun.«
    Wir nahmen den Fahrstuhl zum Untergeschoß, wo die Investigative Support Unit als eigentlicher Motor des FBI untergebracht war. Hier war Wesley Chef von elf Profilern, die allerdings zu dieser Zeit bereits Feierabend gemacht hatten. Mir hatte Wesleys Arbeitsbereich schon immer gefallen; hier spürte man, daß er ein Mann mit Gefühl und einer Neigung zum Understatement war, was man ihm ansonsten, wenn man ihn nicht näher kannte, nicht sofort anmerkte. Die meisten Menschen, die mit Recht und Gesetz zu tun haben, schmücken ihre Wände und Regale mit Belobigungen und Erinnerungsstücken aus ihrem Krieg gegen die dunkle Seite der menschlichen Natur. Wesley dagegen zog Gemälde vor, und er besaß ein paar sehr schöne. Mein Lieblingsbild zeigte eine weitläufige Landschaft von Valoy Eaton, in meinen Augen ein Künstler vom Rang eines Remington. Eines Tages würde er auch die gleichen Preise erzielen. Ich selbst hatte mehrere Ölbilder von Eaton zu Hause; diesen Künstler hatten Wesley und ich seltsamerweise unabhängig voneinander entdeckt. Das hieß nicht, daß Wesley nicht hier und da eine exotische Trophäe besaß, doch er stellte nur die zur Schau, die eine besondere Bedeutung hatten. Die weiße Polizeimütze aus Wien, die Bärenfellmütze von einer Cold Stream Guard und die silbernen Gaucho-Sporen aus Argentinien zum Beispiel hatten nichts mit Serienmördern oder sonstigen Abscheulichkeiten aus Wesleys täglicher Arbeit zu tun. Vielmehr waren es Mitbringsel von weitgereisten Freunden, zu denen auch ich mich zählte. Tatsächlich besaß Wesley schon eine kleine Sammlung von Erinnerungen an unsere Beziehung, denn wenn mir die Worte fehlten, sprach ich in Symbolen. Auf diese Weise war er an eine Degenscheide aus Italien, eine Pistole mit Elfenbeinschnitzereien am Knauf und einen MontBlanc-Füller gekommen, den er in der Jackentasche über dem Herzen trug.
    »Was ist passiert? Du siehst furchtbar aus«, sagte ich und nahm einen Stuhl.
    »Ich fühle mich auch furchtbar.« Er lockerte seine Krawatte und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »Himmel! Kay« - er sah mich an -, »ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.«
    »Sag es einfach«, sagte ich ganz ruhig, aber das Blut gefror mir dabei in den Adern.
    »Es sieht so aus, als sei Lucy in die ERF eingebrochen und habe die Sicherheitsvorschriften verletzt.«
    »Warum sollte sie denn da einbrechen?« fragte ich ungläubig. »Sie hat doch Zugang zu diesem Bereich, Benton.«
    »Aber nicht um drei Uhr früh. Und genau zu der Zeit wurde ihr Daumenabdruck in das biometrische Sperrsystem gescannt.«
    Ich sah ihn ungläubig an.
    »Und deine Nichte ist ganz bestimmt nicht berechtigt, sich Zugang zu geheimen Unterlagen über geheime Projekte zu verschaffen, an denen dort gearbeitet wird.«
    »Was für Projekte?« wagte ich zu fragen.
    »Es scheint, als habe sie sich Unterlagen über elektrooptische Verfahren, thermische Überwachungsmethoden und audiovisuelle Verstärkungsverfahren vorgenommen. Und offensichtlich hat sie Programme der elektronischen Version von Fallbearbeitungen kopiert, an denen sie für uns arbeitete.«
    »Du meinst von CAIN?«
    »Ganz richtig.«
    »Und was hat sie ausgelassen?«
    »Das ist genau der Punkt. Sie hat sich praktisch alles vorgenommen, und das bedeutet,

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