Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Schlags gegen den Kopf, was ich kommentarlos und ohne eine Miene zu verziehen hinnahm. Als mich ein Medizinstudent, der einmal meinen Rat gesucht hatte, im Vorübergehen mit Namen grüßte, lief der junge Arzt rot an.
    Vom Krankenhaus fuhr ich in mein Büro, das ich seit über einer Woche nicht mehr gesehen hatte. Mein Schreibtisch sah aus, wie ich es befürchtet hatte, und ich verbrachte die nächsten Stunden damit, alles aufzuarbeiten. Gleichzeitig versuchte ich den Kollegen von der Staatspolizei zu erreichen, der Lucys Unfall aufgenommen hatte. Vergeblich. Schließlich hinterließ ich ihm eine Nachricht und rief dann Gloria Loving vom Standesamt an. »Etwas gefunden?« fragte ich.
    »Ich fasse es nicht, daß ich dich zweimal innerhalb von zehn Tagen zu sprechen bekomme. Bist du wieder gegenüber?«
    »Bin ich.« Ich mußte lächeln.
    »Bisher noch kein Glück gehabt, Kay«, sagte sie. »In Kalifornien haben wir keine Unterlagen über eine Mary Jo Steiner gefunden, die am plötzlichen Kindstod gestorben ist.
    Wir versuchen es jetzt auf anderem Wege. Könntest du wohl Ort und Datum ihres Todes in Erfahrung bringen?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte ich. Als ich noch darüber nachdachte, ob ich Denesa Steiner anrufen sollte, kam der Rückruf von State Police Officer Reed, dem Kollegen von der Staatspolizei, den ich zu erreichen versucht hatte.
    »Könnten Sie mir Ihren Bericht wohl durchfaxen?« fragte ich ihn.
    »In Hanover passiert so einiges.«
    »Ich dachte, der Unfall sei auf der 95 passiert«, sagte ich. Die Interstate fiel in den Geltungsbereich der Staatspolizei und nicht der örtlichen.
    »Officer Sinclair kreuzte dort gleichzeitig mit mir auf. Er hat mir geholfen. Als wir über das Kennzeichen auf Sie stießen, hielt ich es für besser, die Sache selbst weiterzuverfolgen.«
    Seltsamerweise war ich bis jetzt noch nicht auf den Gedanken gekommen, daß meine Identifizierung über das Kennzeichen einigen Wirbel auslösen würde.
    »Wie heißt Officer Sinclair mit Vornamen?« fragte ich.
    »Seine Initialen sind A.D., glaube ich.«
    Ich hatte großes Glück und traf Officer Andrew D. Sinclair in seinem Büro an, als ich ihn gleich darauf anrief. Er sagte mir, Lucy habe einen Unfall gehabt, an dem kein anderer Wagen beteiligt gewesen sei. Sie sei mit hoher Geschwindigkeit auf der 95 in südlicher Richtung gefahren, und direkt hinter der Grenze zum Henrico County sei der Unfall dann passiert.
    »Wie hoch war die Geschwindigkeit?« fragte ich.
    »Siebzig Meilen die Stunde.«
    »Bremsspuren?«
    »Wir haben eine 9,60 Meter lange an der Stelle gefunden, wo sie offenbar abgebremst hatte, bevor sie von der Straße abgekommen ist.«
    »Warum mag sie gebremst haben?«
    »Sie fuhr mit hoher Geschwindigkeit und stand unter Alkoholeinfluß, Ma'am. Könnte eingeschlafen sein, und plötzlich hing sie jemandem an der Stoßstange.«
    »Officer Sinclair, man braucht eine fast hundert Meter lange Bremsspur, um daraus eine Geschwindigkeit von siebzig Meilen pro Stunde ableiten zu können. In diesem Fall haben Sie eine knapp zehn Meter lange Spur. Ich verstehe nicht, wie Sie daraus die siebzig Meilen errechnen.«
    »Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf dem Teilstück liegt bei fünfundsechzig« war alles, was er dazu sagen konnte.
    »Wie hoch war der Blutalkoholgehalt?«
    »1,2 ‰«
    »Könnten Sie mir wohl Ihre Unterlagen und den Bericht so schnell wie möglich herüberfaxen und mir sagen, wohin mein Wagen abgeschleppt wurde?«
    »Er steht bei Covey's Texaco in Hanover. An der Route 1. Er hat einen Totalschaden, Ma'am. Geben Sie mir Ihre Faxnummer, dann bekommen Sie sofort die Berichte.«
    Innerhalb einer Stunde hatte ich sie vor mir liegen. Mit der Schablone löste ich die Kennziffern im Berichtsschema auf. Demnach ging Sinclair grundsätzlich von der Annahme aus, daß Lucy betrunken am Steuer eingeschlafen war. Als sie plötzlich aufwachte, trat sie auf die Bremse, geriet ins Schleudern, verlor die Kontrolle über den Wagen, kam von der Fahrbahn ab und steuerte zu heftig gegen. Dadurch schleuderte sie auf die Straße zurück, quer über zwei Fahrbahnen, und landete an einem Baum auf dem Dach. Diese Vermutungen machten mich stutzig, denn da gab es einen wichtigen Punkt zu beachten: Mein Mercedes hatte ABS. Allein durch Bremsen konnte Lucy nicht so ins Schleudern geraten sein, wie Officer Sinclair es beschrieben hatte.
    Ich verließ mein Büro und ging nach unten ins Leichenschauhaus. Fielding, mein Stellvertreter,

Weitere Kostenlose Bücher