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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und zwei junge Gerichtsmedizinerinnen, die ich letztes Jahr eingestellt hatte, standen an Edelstahltischen und arbeiteten an drei Fällen. Vor dem Hintergrundgeräusch trommelnden Wassers in den Becken, dem Summen der Klimaanlage und der Generatoren kreischte Stahl auf Stahl. Die große Stahltür zum Kühlraum öffnete sich mit einem lauten saugenden Schmatzen, als einer der Assistenten eine weitere Leiche herausrollte.
    »Können Sie sich das mal ansehen, Dr. Scarpetta?« Dr. Wheat stammte aus Topeka. Ihr klugen grauen Augen sahen hinter einem Plastikgesichtsschutz voller Blutspritzer hervor.
    Ich trat an ihren Tisch.
    »Sieht das hier nicht nach Schmauchspuren in der Wunde aus?« Ihr blutiger behandschuhter Finger deutete auf eine Schußwunde im Nacken.
    Ich beugte mich darüber. »Die Wundränder sind angesengt. War die Wunde von einem Kleidungsstück überdeckt?«
    »Er trug kein Hemd. Es ist in seiner Wohnung passiert.«
    »Also, eindeutig ist das nicht. Wir brauchen eine mikroskopische Untersuchung.«
    »Eintritt oder Austritt des Geschosses?« fragte mich Fielding, der eine Wunde an seinem eigenen Fall untersuchte. »Da Sie gerade hier sind, hätte ich gern Ihre Meinung dazu.«
    »Eintritt«, sagte ich.
    »Das denke ich auch. Bleiben Sie jetzt hier?«
    »Ich komme und gehe.«
    »Aus dem Haus oder wieder aus der Stadt?«
    »Beides. Über meinen Piepser bin ich auch in der Luft zu erreichen.«
    »Läuft alles gut?« fragte er. Sein gewaltiger Bizeps schwoll an, als er der Leiche ein paar Rippen durchtrennte.
    »Es ist ein wahrer Alptraum«, sagte ich.
    Ich brauchte eine halbe Stunde bis zur Texaco- Tankstelle mit dem 24-Stunden-Abschleppdienst, die sich um meinen Wagen gekümmert hatte. Ich entdeckte den Mercedes in einer Ecke neben einem Maschendrahtzaun. Bei diesem Anblick der Zerstörung zog es mir den Magen zusammen. Ich bekam weiche Knie.
    Der Motorraum war bis zur Windschutzscheibe gestaucht, und die Fahrerseite stand offen wie ein zahnloser Mund. Hydraulische Spreizer hatten die Türen aufgerissen, die dann mitsamt der Mittelstrebe entfernt worden waren. Ich hörte mein Herz schlagen, als ich näher an das Wrack trat. Als hinter mir eine tiefe, schleppende Stimme fragte: »Kann ich Ihnen helfen?«, machte ich vor Schreck einen Satz. Ich drehte mich um und sah in das Gesicht eines grauhaarigen alten Mannes mit einer ausgeblichenen roten Mütze, die den Schriftzug PURINA über dem Schirm trug.
    »Das ist mein Wagen«, sagte ich.
    »Ich hoffe wirklich, daß nicht Sie die Fahrerin waren.«
    Ich sah, daß die Reifen nicht platt und beide Airbags aufgegangen waren.
    »Es ist wirklich ein Jammer.« Er schüttelte den Kopf und betrachtete den entsetzlich verbeulten Mercedes-Benz. »Glaube, das ist der erste 500 E, den ich sehe. Einer von den Jungs hier kennt sich mit Mercedes aus. Er sagt, Porsche hat den Motor mit entworfen und daß es nicht so viele hier in der Gegend gibt. Welches Baujahr? '93? Ihr Mann hat ihn wohl nicht hier gekauft?«
    Das linke Rücklicht war zerbrochen, daneben zog sich eine Schramme entlang mit einer Spur, die nach grünem Lack aussah. Als ich mich vorbeugte, um mir die Stelle genauer anzusehen, fingen meine Nerven an, heftig zu vibrieren.
    Der Mann redete wieder. »Klar, bei den paar Meilen, die er draufhat, ist es wohl eher ein '94er. Darf ich mal fragen, was er gekostet hat? Über fünfzig?«
    »Haben Sie ihn abgeschleppt?« Ich richtete mich wieder auf. Mein Blick fiel auf immer mehr Details, die mich in Alarmbereitschaft versetzten.
    »Toby hat ihn letzte Nacht hereingebracht. Die PS-Zahl wissen Sie wahrscheinlich nicht, oder?«
    »Ist der Zustand exakt der gleiche wie am Unfallort?« Der Mann sah mich ein wenig verwirrt an. »Zum Beispiel«, fuhr ich fort, »liegt das Telefon nicht auf der Gabel.«
    »Das passiert wohl so, wenn ein Wagen sich überschlägt und gegen einen Baum prallt.«
    »Und das Sonnenrollo ist geschlossen.«
    Er beugte sich vor, sah sich das Rückfenster an und kratzte sich im Nacken. »Ich dachte, es ist dunkel, weil die Scheibe getönt ist. Ich habe gar nicht gemerkt, daß das Rollo zu war. Man kommt ja auch nicht auf die Idee, daß es jemand nachts zumacht.«
    Ich beugte mich vorsichtig über den Sitz und warf einen Blick in den Rückspiegel. Er war nach hinten weggeklappt, um die Scheinwerferblendung durch nachfolgende Autos zu verringern. Ich zog meine Zweitschlüssel aus der Brieftasche und setzte mich seitlich auf den Fahrersitz. »Das würde ich an Ihrer

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