Body Farm
ist mit ihrer Privatadresse und der ihres Freundes?«
»Ich fürchte, die habe ich nicht.«
»Geben Sie mir also alles, was Sie an Informationen haben.« Ich suchte nach einem Stift, während sich meine Gedanken überschlugen. Der Laden hieß Eye Spy. Er befand sich im Springfield Mall, gleich an der I-95. Wenn ich gleich losfuhr, konnte ich noch am Vormittag dort und rechtzeitig wieder zurück sein, um Lucy vom Krankenhaus abzuholen.
»Zu Ihrer Information«, sagte Senator Lord, »Miss Grethen ist wegen ihrer Verbindung zu dem Spionageladen aus der ERF entlassen worden. Sie hatte diese während der Einstellungsgespräche offensichtlich nicht angegeben. Doch im Moment gibt es keinerlei Hinweise auf eine Beteiligung an dem Einbruch.«
»Motive hatte sie sicherlich«, sagte ich und versuchte, meinen Ärger zurückzuhalten. »Die ERF ist ein gefundenes Fressen für Leute, die mit Ausrüstungen für Spione handeln.« Ich dachte einen Augenblick nach.
»Wissen Sie, wann das Bureau sie eingestellt hat? Und hat sie sich um den Job beworben oder die ERF ihn ihr angeboten?«
»Mal sehen. Das steht hier irgendwo in meinen Notizen. Ja, sie hat sich im April letzten Jahres beworben und Mitte August angefangen.«
»Ungefähr zur gleichen Zeit ist auch Lucy in die ERF eingetreten. Was hat Carrie vorher gemacht?«
»Anscheinend hat sie ihre gesamte Karriere im Computerbereich gemacht. Hardware, Software, Programmerstellung. Auch technische Entwürfe, weshalb das Bureau unter anderem besonders interessiert an ihr war. Sie ist sehr kreativ und ehrgeizig - aber leider auch unehrlich. Mehrere Personen, die in letzter Zeit über sie befragt wurden, zeichnen von ihr das Bild einer Frau, die sich über die Jahre den Weg nach oben durch Lügen und Betrügen geebnet hat.«
»Frank, sie hat sich um den ERF-Job bemüht, um für den Spionage-Laden spionieren zu können«, sagte ich. »Sie könnte auch zu denjenigen gehören, die einen Haß auf das FBI haben.«
»Beides ist möglich«, stimmte Lord mir zu. »Es fehlen uns nur noch die Beweise. Und selbst wenn wir die finden, kann sie ohne Nachweis eines Diebstahls gerichtlich nic ht belangt werden.«
»Vor all diesen Ereignissen hat Lucy mal davon gesprochen, daß sie an Untersuchungen im Zusammenhang mit dem biometrischen Sicherungssystem der ERF arbeite. Wissen Sie darüber etwas?«
»Von so einem Projekt ist mir nichts bekannt.«
»Wenn es ein solches gäbe, wären Sie mit Sicherheit davon unterrichtet?«
»Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit. Ich erhalte eine Menge detaillierter Informationen über den jeweiligen Stand von Geheimprojekten in Quantico - wegen des neuen Gesetzes zur Verbrechensbekämpfung und wegen des Geldes, das ich für das Bureau lockerzumachen versuche.«
»Ist es dann nicht seltsam, daß Lucy von der Mitarbeit an einem Projekt spricht, das es gar nicht zu geben scheint?« fragte ich.
»Leider könnte das ihre Lage noch komplizieren« Damit hatte er recht. So verdächtig Carrie Grethen auch erschien, bei Lucy war der Verdacht noch um einiges schwerwiegender.
»Frank, wissen Sie zufällig, was für Autotypen Carrie Grethen und ihr Freund fahren?« fuhr ich fort.
»Das können wir sicher herausbekommen. Warum wollen Sie es wissen?«
»Ich habe Grund zu der Annahme, daß Lucys Unfall gar nicht selbstverschuldet war, und daß sie möglicherweise noch immer in großer Gefahr schwebt.«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause. »Was halten Sie davon, sie einige Zeit im Sicherheitsbereich der Academy unterzubringen?«
»Im Grunde wäre das die beste Lösung«, sagte ich. »Aber ich glaube nicht, daß sie sich im Moment unbedingt in die Nähe der Academy sehnt.«
»Richtig. Und das ist auch verständlich. Es gibt andere Orte. Soll ich da etwas in die Wege leiten?«
»Ich glaube, ich weiß schon etwas.«
»Ich muß morgen nach Florida, aber Sie haben ja meine Nummer dort.«
»Sammeln für den Wahlkampffonds?« Ich wußte, wie erschöpft er sein mußte. Die Wahlen waren in knapp einer Woche.
»Auch. Und die üblichen Buschfeuer. Die Frauenrechtsbewegung piesackt mich, und mein Gegenkandidat stellt mich als Frauenhasser mit Hörnern und Teufelsschwanz hin.«
»Sie haben mehr für die Frauen getan als sonstwer«, sagte ich. »Vor allem für die an diesem Ende der Leitung.«
Ich zog mich fertig an und trank um halb acht, am Steuer meines Mietwagens, die erste Tasse Kaffee. Der Himmel war düster, und es war kalt. Ich nahm nur wenig von dem wahr, was
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