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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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etwas an seinem scharfen Profil aufgefallen, an seinem schlanken Rücken mit den kräftigen Schultern, an dem unnatürlich schwarzen Glanz des Haars. Er trug einen teuren Seidenanzug in Mitternachtsblau, und seine Aktentasche sah nach Alligatorleder aus. Gerade wollte ich gehen, als er sich zu mir umdrehte und unsere Blicke sich einen elektrisierenden Augenblick lang trafen. Seine Augen waren von durchdringendem Blau. Statt loszurennen, blieb ich noch einen Moment gebannt sitzen, wie ein Eichhörnchen im Scheinwerferlicht, das mal in die eine Richtung davonspringt, mal in die andere und schließlich wieder an seinem Ausgangspunkt landet. Endlich war der Bann gelöst, ich ging so schnell los, wie ich konnte, fing an zu rennen. Im niederrauschenden Regen glaubte ich Schritte zu hören. Verfolgte er mich? Ich hielt an keiner Telefonzelle an, weil ich Angst hatte stehenzubleiben. Mein Herz pochte so heftig, daß ich dachte, es müßte zerspringen.
    Dann endlich sprintete ich über den Parkplatz, schloß mit zitternden Händen den Wagen auf, fuhr los. Erst als ich mit hohem Tempo fuhr und ihn nicht hinter mir sah, griff ich zum Telefon.
    »Benton! O mein Gott!«
    »Kay? Himmel, was ist?« fragte Benton beunruhigt. Seine Stimme krächzte schrecklich am Telefon; in North Virginia gibt es viel zuviel Sprechverkehr über Autotelefon.
    »Gault!« rief ich atemlos und stieg auf die Bremse, sonst hätte ich einen Toyota gerammt. »Ich habe Gault gesehen!«
    »Du hast Gault gesehen? Wo?«
    »Im Eye Spy.«
    »Im was? Was hast du gesagt?«
    »In dem Laden, wo Carrie Grethen arbeitet. Mit dem sie in Verbindung steht. Er war dort, Benton! Ich habe ihn nach dem Gespräch mit Miss Grethen hineingehen sehen. Er hat mit ihr geredet. Dann sah er mich, und ich bin weggerannt.«
    »Langsam, Kay!« Wesleys Stimme klang so angespannt, wie ich sie noch nie gehört hatte. »Wo bist du?«
    »Auf der I-95 Richtung Süden. Ich bin in Ordnung.«
    »Fahr um Gottes willen weiter. Halte unter keinen Umständen an. Meinst du, er hat dich in den Wagen steigen sehen?«
    »Ich glaube nicht. Ach, Mist, ich weiß es nicht!«
    »Kay«, sagte er mit Nachdruck. »Beruhige dich.« Er sprach jetzt sehr langsam. »Ich möchte, daß du dich beruhigst. Ich will nicht, daß du einen Unfall baust. Ich hänge mich ans Telefon. Wir kriegen ihn.«
    Aber ich wußte, daß das aussichtslos war. Bis Benton den ersten Polizisten am Telefon hatte, war Gault schon über alle Berge. Er hatte mich erkannt, ich hatte es seinen kalten, blauen Augen angesehen. Er wußte genau, was ich so schnell wie möglich tun würde, und wäre wieder einmal verschwunden.
    »Sagtest du nicht, er ist in England?« Eine dumme Frage. »Ich sagte, ich glaube es.«
    »Verstehst du nicht, Benton?«
    Mein Verstand arbeitete unablässig. Ein Gedanke zog den anderen nach sich. »Er hat mit der Sache zu tun. Er hat mit dem zu tun, was in der ERF passiert ist. Vielleicht hat er Carrie Grethen beauftragt, das zu tun, was geschehen ist. Als seine Spionin.«
    Wesley schwieg, während er das Gehörte verarbeitete. Der Gedanke war so entsetzlich, daß er ihn gar nicht denken wollte.
    Seine Stimme wurde brüchig, und ich wußte, auch er geriet jetzt in Panik, denn Gespräche wie diese sollten nicht über Autotelefon geführt werden. »Um was zu erreichen?« knarrte er. »An welche Informationen wollte er dort kommen?«
    Ich wußte es. Ich wußte es genau. »Wegen CAIN«, sagte ich. Dann brach unser Gespräch zusammen.

16
    Ich fuhr nach Richmond zurück, ohne daß mich Gaults heimtückischer Schatten verfolgte. Er hatte wohl andere Pläne und mit anderen Dämonen zu kämpfen und sich wohl deshalb nicht auf meine Fährte gesetzt. Dennoch schaltete ich sofort nach dem Betreten meines Hauses die Alarmanlage wieder ein und ging nirgendwohin ohne meine Waffe in der Hand, nicht einmal ins Badezimmer. Kurz nach vierzehn Uhr war ich auf dem Weg zum Medical Center, um Lucy abzuholen. Sie bestand darauf, eigenständig mit dem Rollstuhl zu meinem Wagen zu fahren, obwohl ich sie nur allzu gerne so vorsichtig, wie es eine liebevolle Tante eben tut, geschoben hätte. Auch beim Einsteigen lehnte sie jede Hilfe ab. Als wir dann jedoch zu Hause waren, ließ sie sich meine Aufmerksamkeiten endlich gefallen. Ich steckte sie ins Bett, wo sie im Sitzen vor sich hindöste. Ich stellte einen Topf mit Zuppa di aglio fresco auf den Herd, eine dicke Suppe aus frischem Knoblauch, wie man sie besonders in den Bergen von Brisighella liebt.

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