Bodycheck (German Edition)
ich das etwa machen? Das kostet dann aber extra!» Mit diesen Worten ließ sie ihn mit dem schlafenden Manfred allein. Toralf lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür und atmete tief durch. Das hatte er nun davon. Was tun? Manfred lag rücklings auf dem Bett und grunzte leise.
Toralf zupfte zaghaft und unschlüssig an seiner Krawatte, öffnete den Knoten, zog sie aus dem Hemdkragen heraus und legte sie sorgsam über den einzigen Stuhl im Raum. Dann öffnete er umständlich einen Hemdknopf nach dem anderen, zerrte das Hemd aus dem Hosenbund und bemühte sich, Manfred ein wenig aufzurichten, um die Arme aus den Hemdsärmeln zu bekommen. Manfred lag da wie eine Gummipuppe und schnarchte. Mit jedem Atemzug hob und senkte sich seine Brust. Toralf zwang sich, nicht auf die Brusthaare zu schauen.
Nun kamen die Schuhe an die Reihe. Er kniete vor dem Bett, öffnete die Schnürsenkel und stellte das Paar beiseite. Lächelnd schüttelte er den Kopf: Schwarze Halbschuhe hatte Manfred mitgebracht, eigens für die Familienfeier auf dem Dorf. Von den Füßen stieg ein deutlicher, aber nicht unangenehmer Geruch in seine Nase. Was mache ich hier eigentlich, schoss es Toralf durch den Kopf. Er wollte nur noch hinaus aus diesem Zimmer, zurück nach unten zu seinem Bier. Doch da war noch die Hose. Er musste ihn aus der Hose bekommen. Beherzt öffnete Toralf den Gürtel. Hoffentlich hat die Hose einen Reißverschluss! Zu seinem Schrecken stellte er fest, dass dies nicht der Fall war. Schweren Herzens öffnete er mit ungelenken Fingern einen Hosenknopf nach dem anderen. Beim Versuch, die Hose über den Hintern zu ziehen, wachte Manfred auf. Toralf zog mit einem Ruck an den Hosenbeinen, und Manfred lag kichernd nur in Slip und Unterhemd da.
«Ich muss mal pissen …», lallte Manfred.
Auch das noch, dachte Toralf. Das Klo war am anderen Ende des Flurs. In dem Moment fiel sein Blick auf das Waschbecken in der Zimmerecke. «Komm, hierher …» Toralf drehte den Wasserhahn auf, ging zum Bett hinüber und half Manfred beim Aufstehen. Während Manfred mit kräftigem Strahl in das Becken pinkelte, stützte Toralf ihn von hinten. Ein charakteristischer Geruch erfüllte den Raum. Toralf mühte sich redlich, nicht auf Manfreds Schwanz zu schauen. Als er es dennoch tat, ließ ihn das zu seiner großen Erleichterung völlig kalt. Das Ding war schlaff, faltig und am Ansatz voller Haare.
Endlich lag Manfred wieder im Bett. Toralf zog ihm die Decke über die Schultern. Im letzten Moment widerstand er dem Reflex, mit der Hand durch Manfreds Haar zu streichen.
«Dank dir …», murmelte Manfred. Dann schlief er wieder ein. Toralf löschte das Licht und schloss die Tür.
In der Gaststube wurde Toralf lauthals empfangen. Das hätte ja gedauert. Hahaha. Toralf lachte mit.
Lachte mit, bis Marko mit dem Pflaster auf der Nase die falsche Frage stellte: «Was hast du denn mit deinem Süßen da oben gemacht?»
Der Golfklub haute sich vor Lachen auf die Schenkel. Toralfs Lachen erstarb. In Sekundenschnelle packte er Marko am Hemdkragen und zog ihn über den Tisch. Dabei kippte ein Glas um, das Bier lief über den Tisch. Toralf funkelte ihn mit bösen Augen an: «Noch so ’n Spruch, Kieferbruch.»
Jetzt lachte keiner mehr.
Stattdessen summte in der Hemdtasche sein Handy. Das war Birthes Klingelton. Auch das noch. Er drückte die grüne Taste. Sie hatte wieder diesen bettelnden Tonfall, dem er nicht widersprechen mochte. Ob er noch vorbeikäme, die Feier müsste doch langsam mal vorbei sein. Es sei aber schon recht spät, gab Toralf kleinlaut zu bedenken. Sie ließ das nicht gelten, und er gab sich schließlich geschlagen. «Ja, Schatz, ich komme.» Er schmatzte einen Kuss ins Telefon.
Die Runde hatte interessiert das Gespräch verfolgt, alle Augen waren auf Toralf gerichtet. Man feixte.
Toralf klopfte auf den Tisch. «So Männer, ich wünsch euch viel Spaß morgen. Ich gehe jetzt meine Pflichten erfüllen.»
Guter Witz, alles lachte. Nur Marko konnte es wieder nicht lassen: «Danke gleichfalls. Viel Spaß bei der Arbeit und mit deinem Sü…»
Ein kurzer strafender Blick von Toralf reichte aus. Marko verstummte augenblicklich und strich unsicher über sein Nasenpflaster.
Birthe lebte im Nachbardorf. Dort hatte sie günstig eine eigene kleine Wohnung in einem zweistöckigen Wohnblock angemietet. Der Block stammte noch aus DDR-Zeiten, war seinerzeit eine begehrte Adresse von Genossenschaftsarbeitern gewesen und hatte mittlerweile sogar schon eine
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