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Bodycheck (German Edition)

Bodycheck (German Edition)

Titel: Bodycheck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Redlin
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warten und sich zum Affen machen. Ohne ihn! Unterwegs wurde er zu allem Unglück noch von einem sommerlichen Platzregen erwischt. Was kümmerte es ihn! Niemand würde ihn von seinem Weg abbringen, kein Regenschauer, und dieses gut aussehende, aber unzuverlässige Landei schon gar nicht.
    Mit Adrenalin aufgeladen schob Manfred das Mountainbike in die kleine Garage neben dem Haus. Er musste jetzt etwas tun! Er würde ein, zwei Runden laufen, sich so richtig auspowern und dabei die unnützen Gedanken vertreiben. Prima Sache. In wenigen Minuten hatte er die Arbeitsklamotten gegen Sportzeug getauscht und schnürte schon die Laufschuhe zu.
    Mit ausholenden Schritten trabte er seine Wohnstraße entlang, dem Öjendorfer See zu. An der Hauptstraße musste er nicht lange warten und nutzte eine kurze Unterbrechung der Blechlawine, um schnell auf die andere Seite zu gelangen. An dieser Stelle meldete sich für gewöhnlich sein ärgster Feind, der innere Schweinehund. Wenn der Kreislauf noch nicht auf Touren gekommen und der Körper noch nicht richtig warm war, war er besonders heimtückisch. Kehr um, flüsterte er Manfred dann zu, noch bist du nicht allzu weit von zu Hause weg. Kehr einfach um. Du brauchst die Anstrengung nicht. Mach dir einen schönen Abend auf dem Sofa. Der Tag war anstrengend genug. Du kannst morgen immer noch laufen. Oder übermorgen. Aber heute blieb der Schweinehund stumm. Heute waren die Schritte länger, ging der Atem entschlossener. Heute würde ihm niemand dreinreden.
    Endlich gelangte er an den See. Eine erfrischende Brise strich ihm ins Gesicht. Manfred bog nach rechts ab und startete die erste Runde. Schon nach wenigen Metern überholte er einen fleischigen Typen. Der trottete, hochrot im Gesicht, schwitzend dahin. Auch an einer Gruppe muslimischer Frauen zog er leichtfüßig vorbei. Sie waren in knöchellange graue Gewänder und Kopftücher gehüllt, trugen aber Sportschuhe, schwangen entschlossen ihre Wanderstöcke und redeten dabei miteinander in einer für Manfred unverständlichen Sprache. Das war eben Hamburgs Osten, hier war er zu Hause.
    Als Manfred sich dem Südende des Sees näherte, sah er von Weitem eine markante Gestalt aus Richtung Billstedt gelaufen kommen. Diese nahezu quadratische Physiognomie, der kurze Hals, der bullige Körper, die stämmigen Beine, das war doch wohl nicht Thomas Krieger? Seit Manfred nicht mehr im Muscle-Top trainierte, hatte er Thomas aus den Augen verloren. Das war jetzt bestimmt fünf Jahre her. Die Gestalt bog weit vor Manfred auf den Rundweg ein und zockelte mit gleichmäßigem Tempo dahin. Manfred schaute mit Freude auf das breite Kreuz, das sich unter einem überweiten Frotteeshirt abzeichnete und beinahe übergangslos in den Quadratschädel überging. Dem würde auch eine Glatze stehen, dachte sich Manfred, doch der akkurate Kurzhaarschnitt passte ebenso gut. Manfred bewunderte die Bewegung von Latissimus und Trapezmuskel unter dem Frottee. Vielleicht mochte dieser Tag doch noch ein gutes Ende nehmen!
    Beim Näherkommen verschwanden die Zweifel. Thomas war von Natur aus robust gebaut und nun nahe daran, zum Tier zu mutieren. Manfred beschleunigte die Schritte. Als er nahe genug heran war, rief er seinen Namen.
    Der Angerufene drehte sich um, sein Gesicht hellte sich schlagartig auf: «Manfred! Was treibst du denn hier?»
    «Ich lauf eine Runde. Und du? Was treibt dich hierher an unseren See?»
    «Ach ja, du hast ja schon immer hier gewohnt, oder? Bin erst vor ein paar Wochen hergezogen», entgegnete Thomas.
    «Mensch, du hast dich aber ziemlich rausgemacht!»
    Manfred erinnerte sich an die gemeinsame Zeit im Muscle-Top. Dort hatten sie regelmäßig zusammen trainiert, und wenn sie anschließend unter der Dusche standen, onanierte Thomas für gewöhnlich. Das schien ihm damals ziemlich absonderlich. Manfred hatte sich im Muscle-Top niemals geoutet, daher tat er so, als bemerkte er diese Aktivitäten nicht. Ohne Zweifel war das ein Anbaggerversuch von Thomas gewesen, doch der war zu jener Zeit gerade eben zwanzig und aus Manfreds Sicht viel zu jung.
    Thomas wurde verlegen: «Pass auf, sonst rutschen wir auf der Schleimspur aus!»
    «Nein, im Ernst, du bist ein richtiges Massemonster geworden.» Manfred bemerkte einen Anflug von Röte in Thomas’ Gesicht und fuhr lachend fort: «Stapelst du immer noch Container im Hafen?»
    Thomas’ Gesicht verdüsterte sich in gespieltem Ärger: «Ich bin Seegüterkontrolleur, das weißt du doch.»
    «Klar, aber es

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