Bodycheck (German Edition)
Kaffee oder Tee. Eier liegen im Kühlschrank.
Habe um 14 Uhr Feierabend.
Vielleicht schaut Ihr Euch bis dahin die Stadt an?
Gruß
Manfred
PS: Toralf, wenn Du was zum Anziehen brauchst, bitte bedien Dich bei mir.
Manfred schwang sich auf sein Mountainbike und radelte in die Firma. Am Sonnabend begann die Arbeit um halb neun.
19
Toralf erwachte, weil ihm die Sonne ins Gesicht schien. Nach und nach erinnerte er sich an den gestrigen Abend. Das hatte er wohl ziemlich dumm angestellt. Statt Manfred mit dem Besuch zu überraschen, war er selbst überrascht worden. Manfred war mit einem anderen Kerl zusammen. Und was nun? Toralf streckte sich und rieb sich die Augen.
Als er in Boxershorts und T-Shirt die Treppe hinabstieg, sah er Dennis in der Küche vor einem dampfenden Becher Kaffee sitzen. Der sieht nicht schlecht aus, dachte sich Toralf, macht wohl Sport, könnte aber ein bisschen mehr dran sein.
«Tach-schön», grüßte Toralf, «ich bin Toralf. Manfred noch nicht auf?»
«Guten Morgen, ich bin Dennis. Dein Kumpel hat sich vom Acker gemacht. Der muss arbeiten.»
Dennis schob ihm den Brief hin, musterte Toralf ungeniert und legte gleich los: «Wenn ich dich so anschaue, wüsste ich schon, was wir beide treiben, bis Manfred wiederkommt.»
«Denk nicht mal dran!» Dieser kleine Schönling war nicht auf den Mund gefallen und ganz schön von sich überzeugt. Toralf konnte solche Typen nicht leiden.
«Schon gut. Dann zieh dir wenigstens was an und steh hier nicht so aufreizend rum. Dein Kumpel hat mich heute Nacht eh fix und fertig gemacht, das reicht für Tage. Kennt ihr euch näher? Dann weißt du ja, wovon ich rede?! Legt er dich flach, oder lässt er dich an seinen Arsch? Obwohl … das glaube ich nun eher nicht. Willst du einen Kaffee?»
Der redete entschieden zu viel. Toralf trat den Rückzug an. «Ich geh mal duschen. Den Kaffee nehme ich später.»
Er stieg wieder die Treppe hinauf, fand das Bad und ließ sich unter der Dusche abwechselnd heißes und kaltes Wasser ins Gesicht laufen. Zum Glück hatte er wenigstens seine Duschsachen und eine frische Unterhose in der Sporttasche dabei. ‹Bedien dich bei mir›, hatte Manfred geschrieben. Zögernd öffnete Toralf den Kleiderschrank im Schlafzimmer. Er fand einen Stapel T-Shirts. Er zog eins über, das ihm gefiel, es saß perfekt. Toralf musterte in der Spiegeltür des Kleiderschranks zufrieden seine Oberarme. Weiter unten sah er Jeans und gefleckte Army-Hosen. Wie er so dastand und überlegte, bekam er plötzlich eine Erektion. Das fehlte ihm grade noch! Er wühlt in Manfreds Kleiderschrank und kriegt einen Steifen! Toralf schloss erschrocken die Schranktür. Er zog seine staubige Zunfthose vom Freitag an und ging wieder hinunter in die Küche.
Er setzte sich ans Fenster. Wo war der Sabbelbüdel eigentlich abgeblieben? Toralf hörte ihn im Nachbarraum reden. Anscheinend telefonierte Dennis im Wohnzimmer. Bruchstückhaft konnte Toralf das Gespräch mitverfolgen.
«… der ist auch aufgestanden … sitzt in der Küche …»
Dennis schaute feixend durch den Türspalt, einen Telefonhörer in der Hand.
«Ja, er hat ein megageiles T-Shirt an. Hauteng. Der Typ will mich heißmachen, keine Frage. Hast du nicht gestern gesagt, ihr wärt nicht befreundet? Dann kann ich mich ja jetzt mit ihm amüsieren.»
«Erzähl keinen Quatsch …» Toralf versuchte vergeblich, den Redefluss zu unterbrechen.
«Dein Anabolika-Monster ist ein bisschen schüchtern. Aber das wird schon noch. Mit seinen abstehenden Ohren sieht der ja sooo süß aus. Bisher hat Dennis noch jeden in die Kiste gekriegt. Arbeite du nur ruhig weiter. Wir amüsieren uns hier schon allein. Tschüss, wir sehen uns.» Dennis legte auf.
Du bekommst heute noch was aufs Maul, dachte Toralf.
«Das war Manfred. Soll ich dir was verraten? Ich glaub, der ist eifersüchtig. Was läuft denn da zwischen euch?»
«Das geht dich nun wirklich nix an.»
Dennis kicherte. «Der sitzt jetzt in der Firma, kann nicht weg und stellt sich vor, was wir beide hier miteinander treiben. Der Arme …»
Toralf knallte den Kaffeebecher auf den Tisch und funkelte Dennis böse an.
«Ist ja schon gut. Ich hab verstanden. Ganz ehrlich, ich find’s toll, so romantisch. Ihr hattet noch nichts miteinander, aber ihr mögt euch, das spürt der sensible Zuhörer sofort …»
Sensibler Zuhörer, dass ich nicht lache, dachte Toralf und hielt lieber den Mund.
«Was meinst du, schauen wir uns ein bisschen in der Stadt um? Warst du
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