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Bodyfinder - Das Echo der Toten

Bodyfinder - Das Echo der Toten

Titel: Bodyfinder - Das Echo der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Derting
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stehen, weil sie einzelne Echos hörte, die aus dem sonoren Brummen herausstachen.
    Als Violet das Läuten von Glocken wahrnahm, dachte sie erst, sie wären real, so klar und hell war ihr Klang. Doch er hatte auch etwas quälend Melodisches. Er war zu wehmütig, um echt zu sein. Zu drängend und stark.
    Das ist Brookes Echo, wusste Violet plötzlich instinktiv.
    Schnell ging sie an Grady vorbei.
    Sie brauchte nicht lange. Das Echo führte sie wie ein Leuchtfeuer zu dem Grab. Frische Blumen hingen vom Grabstein herab bis aufs Gras. Luftballons aus Silberfolie schwebten in der Herbstbrise hin und her.
    Violet musste sich vorbeugen, damit sie den Namen lesen konnte.
    Brooke Lynne Johnson
Geliebte Tochter und Freundin
    Als Violet Geburts- und Sterbedatum sah, bekam sie weiche Knie. Sie sank zu Boden, ohne sich darum zu kümmern, dass ihre Jeans nass wurde. Brooke und sie waren fast gleich alt gewesen und sie hatten so nah beieinander gewohnt.
    Bisher hatte Violet den Tod immer als etwas Natürliches betrachtet, aber der brutale Mord an Brooke war alles andere als natürlich gewesen.
    Sie schloss die Augen und lauschte den Glockenklängen. Eindringlich hallten sie wider und drangen in ihr Innerstes. Der Klang hatte sich verselbstständigt, er vibrierte in ihrem Körper.
    Sie prägte ihn sich genau ein.
    Es war ein akustisches Echo. Und es war stark, war mit der Zeit nicht verblasst. Die Tote hatte ihre Ruhe noch nicht gefunden. Violet war sich sicher, dass sie diesen Klang unter Hunderten von anderen wiedererkennen würde.

UNSICHTBAR
    Die Dunkelheit bot ihm perfekten Schutz. Trotzdem schaute er sich ein letztes Mal um, bevor er den Kofferraum seines Wagens leise schloss
.
    Obwohl er eine Hand frei hatte, nahm er keine Taschenlampe zu Hilfe. Er kannte den Weg auswendig, da er ihn schon oft gegangen war. Er hatte sich jeden Schritt genau eingeprägt, war in der Lage, sein Ziel mit geschlossenen Augen zu finden. So musste es sein, denn er konnte keine Zeit damit vergeuden, darauf zu achten, wohin er lief
.
    Er hob seine muffige Armeetasche hoch. Sie schlug ihm gegen die Seite. Er spannte den Rücken an. Dann schlanger sich den langen Trageriemen über die Schulter und hielt die Tasche mit dem Oberkörper in der Balance. Trotz des Gewichts war sein Schritt fest und sicher
.
    Kaum hatte er sein Ziel erreicht, ließ er die Tasche auf den Boden gleiten. Sein Herz schlug schneller und sein Atem wurde ungleichmäßig. Er spürte die altbekannte Vorfreude, etwas, woran er sich hoffentlich nie gewöhnen würde
.
    Er liebte diesen Teil des Spiels
.
    Er bückte sich und öffnete den Reißverschluss der Tasche
.
    Der unverkennbare metallische Blutgeruch stieg ihm in die Nase. Er atmete tief ein
.
    Gleich war es vorbei
.
    Er drehte sich um und sank auf die Knie. Mit den Händen hob er die Erde aus, die nach dem herbstlichen Nieselregen schwerer geworden war. Er musste sich mehr anstrengen als erwartet
.
    Doch das machte ihm nichts aus, auch das wusste er an der Jagd zu schätzen … diesen letzten Akt, mit dem er das Mädchen ein für alle Mal losließ und ihr Geheimnis zusammen mit ihr begrub
.
    Als er fertig war, war er in nachtkaltem Schweiß gebadet. Er hob die Leinentasche an einer Seite hoch und ruckte daran, sodass sich der Körper verlagerte und mit einem dumpfen Schlag in dem flachen Grab landete.Er empfand nichts für das Mädchen, als er sie mit Erde bedeckte
.
    Sorgfältig klopfte er sich die Erde von den Händen und wischte sich mit den Ärmeln Schweiß und Dreck vom Gesicht. Dann nahm er die Tasche, rollte sie zusammen und klemmte sie sich unter den Arm, bevor er sich auf den Rückweg zu seinem Auto machte
.
    Als er im Wagen saß, schaute er sich um. Zufrieden darüber, dass er unbemerkt geblieben war, startete er den Motor und verließ sein Versteck zwischen den dicht gewachsenen Büschen und Bäumen
.
    Bevor er in die Hauptstraße einbog, überprüfte er sein Gesicht im Rückspiegel auf Schmutzspuren und wartete darauf, dass sich so etwas wie Erleichterung einstellte, das befriedigende Gefühl, eine Arbeit gut erledigt und abgeschlossen zu haben
.
    Aber es wollte nicht kommen. Stattdessen empfand er nur eine tiefe innere Rastlosigkeit
.
    Diesmal würde er nicht warten können. Die Unruhe packte ihn nach jedem Mädchen schneller, und der Drang, wieder auf die Jagd zu gehen, wurde unwiderstehlich
.
    Er war unersättlich. Maßlos
.
    Bald, beruhigte er sich. Bald
.

14. KAPITEL
    Freitag war Tag fünf seit ihrem Streit mit

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