Bodyfinder - Das Echo der Toten
Gefahr zu begeben. Ich verspreche deinen Eltern, auf dich aufzupassen, und du haust einfach ab, ohne mir Bescheid zu sagen.«
Violet fühlte sich angegriffen, und auf einmal war auch sie sauer. »Und du hast eine ganze Woche nicht mit mir geredet!«, blaffte sie zurück. »Was sollte das überhaupt?Die ganze Zeit hab ich darauf gewartet, dass du mich endlich nicht mehr ignorierst. Und das nur, weil ich mich nicht bei dir abgemeldet habe? Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe! Du bist schließlich nicht mein Vater.«
»Danke für die Klarstellung, Violet«, sagte Jay sarkastisch. »Wär ja auch gruselig, wenn du deinen Freund mit deinem Vater verwechseln würdest.«
Violets Herz machte einen Hüpfer, als er die Worte sagte, deinen Freund. Natürlich hatte sie gewusst, dass sie nicht mehr nur Kumpel waren, doch sie war sich nicht sicher gewesen, was das bedeutete. Für Jay war es offenbar schon längst klar.
Aber das hieß nicht, dass er sie herumschubsen konnte.
»Kapierst du nicht? Ohne mich hätten sie diesen Perversen vielleicht nie geschnappt. Und jetzt ist er erledigt. Onkel Stephen hat ihn bestimmt gleich heute Vormittag festgenommen, nachdem wir weg waren.« Sie saß nun ein Stück von Jay entfernt, wütend und auch ein bisschen gekränkt, weil alle so taten, als hätte sie etwas falsch gemacht. »Ich werd mich nicht dafür entschuldigen, ganz bestimmt nicht. Ich bin froh, dass sie ihn endlich haben, und von mir aus kann er im Knast verfaulen!«
Erst als es an ihre Zimmertür klopfte, wurde ihr bewusst, dass sie geschrien hatte. Auf der anderen Seitefragte ihr Vater mit sanfter, besorgter Stimme: »Alles okay bei euch?«
Violet biss sich genervt auf die Lippe und versuchte, sich zu beruhigen. Verlegen rieb sie ihre Handflächen aneinander. Plötzlich kam es ihr komisch vor, neben Jay auf dem Bett zu sitzen, obwohl sie schon Hunderte Male so zusammen gewesen waren. Damals, als sie einfach nur gute Freunde waren, hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht, aber jetzt fühlte sie sich ertappt.
»Alles klar, Dad!«, rief sie möglichst gelassen und warf Jay einen verärgten Blick zu, der ja Schuld daran hatte, dass sie überhaupt so laut geworden war.
Sie hörten, wie ihr Vater sich entfernte und als sie wieder allein waren, sprach eine Zeit lang keiner von ihnen ein Wort.
Jay lenkte als Erster ein.
Er nahm ihre Hand und hielt sie fest zwischen seinen Fingern. »Hör mal, Vi, ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll. Ich will einfach nicht, dass dir etwas zustößt. Ich glaube nicht, dass ich damit fertig werden würde, wenn jemand dir etwas antäte.« Er drückte ihre Hand, ganz fest, als wollte er seine Worte damit unterstreichen. »Ich weiß, dass es egoistisch ist, aber das ist mir egal. Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie du dich in Gefahr begibst, selbst wenn es dazu dient, einen Mörder zu fangen.« Er lockerte den Griff um ihre Finger ein bisschen,und seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Ich würde es nicht ertragen, dich zu verlieren.« Er zuckte die Schultern. »Nicht jetzt, wo ich dich endlich habe.«
Violet spürte Tränen hinter den Augen. Schnell blinzelte sie, um sie zu vertreiben. Sie war völlig überwältigt von dem, was sie gerade begriffen hatte. Sie verstand mit einem Mal, was er ihr wirklich sagen wollte.
Er liebte sie.
Jay Heaton, ihr bester Freund seit Kindertagen, war in sie verliebt. Er sprach es nicht aus, aber sie wusste, dass es so war.
Und ihr ging es nicht anders. Denn auch wenn sie es lange Zeit geleugnet hatte, war das Gefühl immer da gewesen, es hatte nur unter der Oberfläche ihrer Freundschaft gelauert. Und jetzt, da es heraus war, gab es kein Zurück.
Und so verrückt der Gedanke war, aber … sie liebte ihn auch.
19. KAPITEL
Glücklich wie seit Langem nicht mehr, ging Violet an diesem Abend zu Bett. Doch obwohl der Mörder gefasst und sie sich mit Jay ausgesprochen hatte, war an Schlaf nicht zu denken. Unruhig wälzte sie sich hin und her. Etwas schien sie vom Schlaf abzuhalten, eine Ahnung, die ihr mitzuteilen versuchte, dass etwas nicht in Ordnung war. Violet wusste nicht, woher diese neuerliche Unruhe kam, und war froh, als ihr Wecker um sieben Uhr klingelte. Sie gab den Kampf mit dem Schlaf auf, fand sich mit der Tatsache ab, dass sie wach war, hellwach, und stand auf.
Sie fühlte sich wie zerschlagen. Selbst die atemberaubende Aussicht, Jay wiederzusehen, blieb fast ohne Wirkung auf ihr mattes Gemüt.
Er war gegen
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